Weinanbau in Britz steht vor dem Aus
Das erwartet niemand in Berlin. Die Rede ist von Weingütern. In Berlin gibt es drei Weinanbaugebiete, den Kreuzberg, den Prenzlauer Berg und Britz. Die Besonderheit an dem Britzer Weingut »Berliner Weinkultur e.V.« ist, dass hier der gesamte Fertigungsprozess stattfindet, was bei den anderen beiden nicht der Fall ist.
Versteckt zwischen Schrebergärten und Einfamilienhäusern befindet sich das Weingut im Koppelweg, nahe der alten Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn.
In Britz wurde bereits vor 700 Jahren Wein angebaut. Diese Tradition hat Viktor Sucksdorf, der mit seiner Familie vor 15 Jahren nach Berlin kam, wieder aufleben lassen. Der passionierte Weinliebhaber brachte Reben aus seiner Heimat, der Republik Moldawien, mit, pflanzte aber auch heimische Reben an. So finden sich auf seiner 5.000 Quadratmeter großen Fläche auch Dornfelder, Muskat, Grau-, Weiß- und Spätburgunder, insgesamt rund 25 Sorten. Vier Jahre hat es gedauert, bis die Reben erntereif waren. Mit seinen 1.000 Reben erwirtschaftet Sucksdorf jährlich etwa 700 Liter des sinnlichen Getränks. Da die Menge zu gering ist, um einen Gewinn zu erwirtschaften, hat sich der Verein gegründet. Mit seinen Mitarbeitern ist er das ganze Jahr über beschäftigt, die Reben zu pflegen.
Der Winzer Sucksdorf ist immer offen für Führungen. Auf dem Weinlehrpfad erklärt er interessierten Gästen, insbesondere Neuköllner Schulklassen, gerne die gesamte Weinherstellung. Er berichtet dann ausführlich über die Nachhaltigkeit seiner Arbeit. Kunstdünger kommt für ihn nicht in Frage, der organische Dünger von den am Stadtrand ansässigen Bauern ist das Beste für seinen Wein.
Selbst bei den Etiketten bleibt er Neukölln treu. Sie werden von »CBS Rixdorf« geliefert, zum Teil mit den Kunstwerken des Neuköllners Frank Zander.
Dieser Kulturperle droht jetzt das Ende, denn Berlin ist kein anerkanntes Weinanbaugebiet. Daher durfte er seinen Wein auch nie verkaufen.
Nachdem die »Domäne Dahlem« den Mietvertrag für den Weinberg nicht mehr verlängerte, wollte der Britzer Verein das Gelände selber vom Bezirk pachten. Der aber lehnte ab und verlangte die Räumung.
Die designierte Bürgermeisterin Franziska Giffey setzt sich nun dafür ein, eine vertragliche Lösung im Sinne der Weingut-Liebhaber zu finden.
oj