Wie die Kornelkirsche früher verwendet wurde
Die zweite gelbe Blüte im Jahr ist die der Kornelkirsche (Cornus mas), auch Herlitze. In Österreich heißt sie Dirndl und in der deutschen Schweiz wird sie Tierlibaum genannt. Sie gehört zu den Hartriegeln. Noch vor dem Laubaustrieb zeigen sich Tausende von kleinen, goldgelben Blüten, die einen schwachen Honigduft abgeben. Ihr könnt sie jetzt zum Beispiel im Körnerpark oder neben dem S-Bahnhof »Köllnische Heide« sehen.
Es gibt Versteinerungen der Kornelkirsche, die im mediterranen Bereich bis in die Kreidezeit zurückdatiert werden. So war laut dem griechischen Schriftsteller Pausanias das Trojanische Pferd, mit dessen Hilfe Odysseus und das Heer der Griechen Troja eroberten, aus dem Holz der Kornelkirsche gezimmert.
Auch als Heilmittel gegen die verschiedensten Gebrechen haben sich Teile der Kornelkirsche (Früchte, Blüten, Blätter und Holz) einen Namen gemacht. Noch heute findet man in der Heilmittelkunde den Begriff Fructus Corni (= Früchte des Kornelkirschenbaums). Demzufolge kühlen die »Cornell-Kirschen«, sie »ziehen etwas zusammen und stopfen«, wirken gegen die »rothe Ruhr« und gegen »Blutspeyen«, geben bei »hitzigen Kranckheiten« kühlende Labung. Schon im 12. Jahrhundert hatte Hildegard von Bingen in ihrem medizinischen Werk »Physika« ein Kapitel der Heilkraft der Kornelkirsche gewidmet, dort »Erlizbaum« genannt. Sie empfahl ein Bad aus Rinde, Holz und Blättern gegen die Gicht sowie die »Kirsche« für den Magen.
Man verwendet die »Beeren« wie Oliven, macht einen »Cornell-Wein« daraus, der gegen »Bauch-Flüsse« genutzt wird. Gegen diese helfen auch die gedörrten und zu Pulver gestoßenen Früchte. Das aus dem Holz ausgezogene Öl »rottet angeblich den Krebs aus«. Die »Beeren in Wein gekocht und getruncken« kurieren den Nierenstein. Die Blätter stillen das Bluten von Wunden.
Vom Kornelkirschenbaum wurde alles genutzt: Blüten, Blätter, Rinde, vor allem aber das Holz und die Früchte. Heute ist, zumindest in Deutschland, seine wirtschaftliche Bedeutung stark zurückgegangen; eine Rolle spielen noch die Früchte zur Herstellung von Edelobstbränden. Wie wir Fruchtliköre selber machen können, werde ich demnächst beschreiben.
Eva Willig