36jährige Bildungsstadträtin ist designierte Bürgermeisterin
Eine Ära geht zu Ende. 13 Jahre war Heinz Buschkowsky Bürgermeister und Finanzstadtrat in Neukölln. Gesundheitliche Gründe veranlassten den 66-jährigen, am 27. Januar die Ämter niederzulegen.
Bekannt wurde Buschkowsky mit dem Ausspruch »Multikulti ist gescheitert!« weit über Neuköllns Grenzen hinaus und machte damit auch den Bezirk berühmt. Er hat sich Freunde wie Feinde geschaffen. Mit Überzeugung und kernigen Sprüchen vertrat er immer engagiert seine Linie. »Wo Neukölln ist, ist vorne« war sein Motto, und so ist es auch gekommen, denn er hat viel bewegt.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Bildungsstadträtin Neuköllns, Franziska Giffey, die Nachfolge antreten. Den Segen der SPD hat sie wahrscheinlich, die Bezirksverordnetenversammlung muss noch in der Sitzung am 15. April zustimmen.Da Franziska Giffey dann nicht nur das Bügermeisteramt inne hat, sondern auch zur Finanzstadträtin avanciert, könnten sich unter den Stadträten die Aufgaben verschieben. Es ist schwer vorstellbar, dass die 36jährige die Ämter für Bildung, Finanzen und das Bürgermeisteramt gleichzeitig verwalten kann.
In jüngerer Zeit hat sie sich einen Namen mit ihrer Flüchtlingspolitik erarbeitet. Unproblematisch wurden sie untergebracht, und als die Nazis gegen das Flüchtlingsheim demonstrierten, stand sie unerschrocken vor den Flüchtlingen. Ihr ist es eine Herzensangelegenheit, die Neuankömmlinge freundlich aufzunehmen, ihnen mit Deutschkursen das Ankommen in Neukölln zu erleichtern. Für die Kleinen sorgt sie mit der passenden Schulbildung.
Neuer Wind im Rathaus
Die Karriere einer erfolgreichen Frau
Franziska Giffey wurde in Frankfurt/Oder geboren und verbrachte ihre Jugend im branden- burgischen Füstenwalde an der Spree. Sie absolvierte das Studium zur Ver- wal tungswirtin in Berlin. Danach begann sie das Studium zum Master of Arts für europäisches Verwaltungs- management.
Von 2002 an war Giffey im Bezirksamt Neukölln als Europabeauftragte tätig, seit 2010 ist sie Stadträtin für Bildung, Schule und Kultur.
Die Fastbürgermeisterin ist eine analytisch denkende Frau. Pragmatisch und zielorientiert geht sie Probleme an. Bekannt ist sie dafür, dass sie Wort hält.
In der Bezirksverordnetenversammlung ist sie den Medien gegenüber offen und transparent. Sobald Kinder in ihrer Nähe sind, geht ihr Herz sichtbar auf und das politische Geschehen rückt in den Hintergrund.
Auch bei großem Stress wirkt sie ruhig und scheint die Dinge im Griff zu haben.
Franziska Giffey ist ganz anders als Heinz Buschkowsky. Die politischen Ziele beider ähneln sich, aber die Umsetzung unter einer Bürgermeisterin Giffey wird eine andere Handschrift tragen.
ro