Flüchtlingsheim bleibt in privater Trägerschaft
Eigentlich war die erst Anfang des letzten Jahres fertiggestellte Flüchtlingsunterkunft in der Späthstraße nur als Provisorium gedacht und sollte bereits Ende dieses Jahres wieder abgerissen werden. Der Pachtvertrag für das Privatgrundstück läuft am 31. Dezember 2015 aus.
Inzwischen hatte der Eigentümer, Möbelunternehmer Kurt Krieger, dem Land den Rückkauf des Grundstücks angeboten, sogar weit unter dem Preis, den er selbst beim Erwerb an den Liegenschaftsfonds des Landes Berlin gezahlt hatte. Eigentlich ein gutes Geschäft für das Land. Es verkauft ein Grundstück teuer, erwirbt es für weit weniger zurück, spart die Abrisskosten der Gebäude in Millionenhöhe und erhält die 400 Heimplätze, deren Bau ebenfalls mehr als acht Millionen Euro gekostet hat.
Doch die Finanzverwaltung hatte daran kein Interesse. Sie habe dem Bezirksamt unmissverständlich mitgeteilt, dass kein Rückkauf des Grundstücks beabsichtigt sei. Das antwortete Sozialstadtrat Bernd Szczepanski auf eine große Anfrage der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 3. Dezember.
Abgerissen wird die Unterkunft trotzdem nicht, denn Krieger hat jetzt an den derzeitigen Betreiber des Heims verkauft, die private »PeWoBe« (Professionelle Wohn-und Betreuungs mbH). Das Unternehmen, das mehrere Heime in Berlin betreibt, steht seit Längerem in der Kritik wegen der exorbitant gestiegenen Kosten beim Bau des Heimes, aber auch wegen der mangelhaften Betreuung der Heimbewohner.
Mit dem Verkauf an die »PeWoBe« bestehe die Gefahr, erklärte Szczepanski in der BVV, dass das Unternehmen das große Grundstück voll ausnutze, also weitere Unterkünfte bauen werde. Möglich wäre eine Verdoppelung der Heimplätze. Außerdem habe das Land damit eine wichtige Chance vertan, einen neuen gemeinnützigen Träger für das Flüchtlingsheim zu finden.
»Mit dem Kauf des Grundstücks an der Späthstraße hätte der Senat die Möglichkeit gehabt, sich aus der Abhängigkeit von privaten Betreibern ein Stück weit zu befreien«, sagte er. »Es ist mehr als zu bedauern, dass diese Chance vertan wurde.«
Im Frühjahr könnte in Neukölln eine weitere Flüchtlingsunterkunft entstehen. Geplant ist sie auf dem alten Sportplatz an der Karl-Marx-Straße Ecke Grenzallee. Auch hier hat sich wieder ein privater Investor beworben.
mr