Es war einmal in Neukölln
Es waren einmal die Schwestern Syndi und Kat. Sie lebten gemeinsam mit den Eltern in einem Mietshaus, das gerade von König Commerz vereinnahmt wurde. Der König wollte allen Mietern kündigen, es sei denn, er erhielte ein Geschenk.
Die armen Eltern entschlossen sich, dem König ihre wunderschöne Tochter Syndi zu schenken. Immerhin konnten dann drei Familienmitglieder in der Wohnung bleiben.
Der König war über den Handel begeistert, und Syndi wurde unter schärfster Bewachung in einen Turm gesperrt. Der Bewacher war ein böses hässliches Männchen, dass mit krächzender Stimme die kleine Schönheit begrüßte: »Wenn Du meinen Namen errätst, dann erhälst Du Deine Freiheit zurück« und grappschte in Syndis vollen blonden Haareschopf.
Syndi weinte Tränen, die zu Gold wurden. Das freute den Giftzwerg ungemein und er teilte seine Beute mit König Commerz. Vor lauter Freude ging er nachts in den Körnerpark, tanzte um die Bäume herum und sang: »Ach wie gut, dass keiner weiß, dass ich Bankenstilzchen heiß.«
Zwischenzeitlich trauerten Syndis Eltern und Kat um die verlorene Tochter. Lieber wollten sie dann doch auf der Straße leben. Als sie König Commerz nach Syndi fragten, erhielten sie die schroffe Antwort »Geschenke gebe ich nicht zurück, dieses faule Stück gehört mir!«
Kat fasste den Plan, die Schwester zu befreien.
Syndi, die schon ziemlich lange Haare hatte, frisierte sich einen Knoten.
Als ihre Schwester am Fuße des Turmes stand, öffnete sie den Knoten und flocht Zöpfe, in denen sie eine Botschaft versteckte: »Finde den Namen meines Bewachers heraus, wenn ich den weiß, dann bekomme ich meine Freiheit zurück«. Sie weinte weitere goldene Tränen, die sie in ihre Jeans einnähte. Kat war ratlos und lief durch Neukölln. Sie traute sich nicht nach Hause, weil sie keine Idee hatte, wie sie den Namen des Bewachers herausbekommen konnte. So setzte sie sich auf eine Bank im Körnerpark. Da kam dieses Männchen in den Körnerpark und sang tanzend: »Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Bankenstilzchen heiß.«
Kat musste einen Freudenschrei unterdrücken. Sie wollte ja nicht entdeckt werden und lief zum Turm. Dort wartete Syndi bereits. Kat steckte schnell den Namen des Bewachers in das Haar der Schwester.
Als am nächsten Tag das gehässige Männchen wieder in Syndis Haar greifen wollte, rief Syndi: »Du bist Bankenstilzchen und sollst Dich in Luft auflösen!« So geschah es. Syndi war wieder frei, König Commerz wurde vom Volk vertrieben und die Familie lebte glücklich und reich wie sie nun waren und kauften das Haus.
ro