Jazz ohne Schnörkel

Rasanter Haas auf dem Klavier

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Lionel Haas im »Jazzclub«.                                                              Foto: mr

Das Klavier gilt als Königsinstrument des modernen Jazz. Kann doch ein geübter Pianist Rhythmen, Melodien und Harmonien auf einem einzigen Instrument beliebig kombinieren und miteinander verweben. Diese Kunst beherrscht der Pianist Lionel Haas, der seit Jahren aus der Berliner Jazzszene nicht wegzudenken ist, bestens. Beim Konzert in der Reihe »Jazzclub« am 17. Oktober im Kleinen Saal des Gemeinschaftshauses Gropiusstadt offenbarte Haas aber nicht nur seine Virtuosität am Klavier, sondern auch seinen Sinn für das Zusammenspiel.
Mit Guiseppe Bottiglieri am Kontrabass und Jürgen Meyer am Schlagzeug fand er kongeniale Begleiter. Die musikalischen Funktionen lösten sich auf, und das Trio war als Einheit zu erleben mit einer Musik, dessen schneller Puls wach hielt, dessen zeitweilige Melancholie aber auch zum Träumen einlud. Ohne den kaschierenden Einsatz des Pedals zauberte Haas perlende, gleichzeitig runde und harmonische Läufe aus dem Klavier, die er dann wieder mit rhythmisch treibenden Blockakkorden durchbrach.
Sensibel, gut gelaunt und mit vollem Elan und größtem Können bearbeitete Jürgen Meyer seine Trommeln, während Guiseppe Bottiglieri den dicken Saiten des Kontrabasses Flügel verlieh.
Fein abgestimmt war auch die Auswahl der Stücke. Neben eigenen Kompositionen von Lionel Haas wie »Magreb« und »Going and Going« gab es Perlen der Jazzmusik zu hören wie »Evidence« von Thelonius Monk, »Speak Low« von Kurt Weill, »Cubano Chant« von Ray Bryant und schließlich »Isn’t She Lovely« von Stevie Wonder. Manche dieser Songs wurden derart virtuos interpretiert, dass ein Mitsingen fast unmöglich war. Als Zugabe war sogar das einzige Instrumentalstück von »Kool & The Gang« zu hören.
Der Genuss eines solchen Abends wäre jedoch geschmälert ohne einen kompetenten Ton- und Lichttechniker. Dies beherrschte Jan Herrmann wieder meisterhaft.
Besonders zur Geltung kommen werden Herrmanns Fähigkeiten auch beim Auftritt von »Duo Cinema«, der die Zuhörer am 21. November in die Klangwelt der Filmmusik entführen wird. pschl