Wie das »BLUB« zehn Jahre nach seiner Schließung ein anderes Paradies geworden ist
»Heute blubbert nichts mehr«, »das alte Spaßbad ist verkommen und vertrocknet«, ein »Trümmermeer«. So titelten BZ und Tagesspiegel dieses Jahr über das berühmte ehemalige Erlebnisbad »Berliner Luft- und Badeparadies«, das am Teltowkanal in Britz versteckt hinter wuchernden Gräsern und Büschen liegt. Seit der Schließung 2005, die zum kleineren Teil die Folge einiger Kämpfe randalierender Banden, zum größeren die einer Rattenplage war, plantscht hier tatsächlich niemand mehr. Dennoch kann von einer Brache, wie Baustadtrat Thomas Blesing das Gelände bezeichnet, nicht die Rede sein.
Über Hügel und durch Gestrüpp führt der Weg zu den heruntergekommenen Hallen des Schwimmbads. Alte Liegestühle und schiefe Palmen erinnern an die Tage, an denen Kinder das »BLUB« mit ihren lachenden Schritten füllten. Es ist, als ob zwei Bilder übereinandergelegt wären, so deutlich ist diese helle, plätschernde Welt noch in den düsteren Ecken des alten Bades zu spüren. Längst haben sich neue Geräusche eingeschlichen, Wind und knirschende Fußtritte. Das Licht, das durch Löcher in Wänden und Decken fällt, ist kühl. Die Natur erobert ihr Terrain zurück, Tag für Tag etwas mehr, so dass das »BLUB« wie eine Insel aus dem Urwald herausragt, mit bunten, graffitibemalten Türmen. Denn nicht nur die Natur kommt wieder: Viele, die hier als Kinder mit ihren Familien die Sonntage verbrachten, haben in der Ruine des »BLUB« einen Ort der Freiheit wiederentdeckt, einen Ort, den sie ungestört gestalten und weiterentwickeln können. Selten strahlt etwas Vergänglichkeit und Schöpfung, Verfall und Entfaltung gleichermaßen so stark aus wie das »BLUB«, auf dessen Dächern der Berliner Himmel wirklichkeitsfremder scheint als jemals sonst. Ein Aufeinandertreffen von urbaner Jugendlichkeit, wilder Natur und menschlicher Verschwendung, das drastischer und faszinierender nicht sein könnte.
Doch wie die meisten unglaublichen Dinge sieht auch das »BLUB« einem nüchternen Ende entgegen. Der neue Eigentümer, die Münchner H-Group, plant für 2015 den Bau von 450 Wohnungen auf dem Gelände. Für manche ist dies erst das wahre Ende des »BLUB«, das Kindheitserinnerungen und Jugendträume eines verwunschenen Ortes verkörpert. Und das einzige Paradies ist bekanntlich das verlorene Paradies.
jt