Eingestrickter Brunnen in der Gropiusstadt sorgte für Aufsehen
In Berlin gibt es über 300 Brunnen, von denen ziemlich genau 80 Prozent nicht in Betrieb sind. Jahr für Jahr verkümmern sie mehr und mehr, weil sich niemand darum schert. Auch in der Gropiusstadt ist solch ein Koloss in den Boden eingelassen. Das letzte Mal floss vor knapp 15 Jahren das Wasser dort. Seit der Stilllegung wird er als Skate-Rampe benutzt.
Im Rahmen der Festlichkeit »Gropiusstadt bewegt sich« am 6. und 7. September hat sich Amy Klement Gedanken gemacht, was mit dem Brunnen anzufangen sei. In monatelanger Arbeit hat sie zusammen mit fleißigen Helfern gestrickt und gehäkelt, bis ein großes Meer aus blauen, grünen und andersfarbigen Rechtecken zusammengekommen war.
Der Brunnen, der unweit des U-Bahnhofs Lipschitzallee zu finden ist, wurde vollständig mit dem großen Woll-Etwas überzogen und mit allerlei Häkeltieren besiedelt. In der Mitte hielt ein Krake das Ganze zusammen. Ein Blickfang war die Aktion vor allem für diejenigen, die gar nicht wussten, dass die überdimensionale Wanne ein Brunnen ist. Sie blieben stehen und bestaunten das Ergebnis. Das Wetter spielte zum Glück mit. Es war warm und die Sonne schien bis zum Ende der Veranstaltung.
Bis zum Abend blieb die Installation noch bestehen, dann wurde aufgeräumt. Die Wollstücke werden sicher verwahrt für das nächste Mal. Denn solange der Brunnen nicht wieder in Betrieb genommen wird, kann er zumindest zeitweise etwas verschönert werden.
»Ich möchte das weiter machen«, schwärmt Amy. Sie war überrascht, dass so viele mitgemacht haben. »Ich möchte auch andere Brunnen einstricken. Schließlich gibt es davon genug.«
Solange sie keinen neuen Brunnen für ihre Aktion findet, umstrickt sie munter Straßenpfosten und zaubert den Vorbeikommenden ein Lächeln auf die Lippen. Mit ihrer quirligen Art steckt sie andere an und schafft es sogar, dass die Kleinsten Wolle als vergnügliche Freizeitbeschäftigung für sich entdecken.
Die Aktionen sollen gefilmt werden, Aufmerksamkeit und vor allem Beliebtheit erlangen. Amys Traum ist es, einmal genug Material für einen Spielfilm zu haben. Sie wird ihr Projekt weiterverfolgen und sicher weitere tolle Ideen haben.
cr