Freifunk-Netz als Alternative zum kommerziellen Internet
Ein dezentrales Internet, kostenlos und anonym, als Alternative zu den Internetangeboten großer Provider wie der Telekom, das ist die Idee, die hinter der Freifunk Initiative steht.
Seit mehreren Jahren bringen WLAN-Router drahtlose Internetverbindungen in die Wohnungen. »Da kam dann ganz schnell die Idee«, erzählt Sven-Ola Tücke, einer der Initiatoren der Berliner Freifunk-Initiative, »da können wir doch fünf Nachbarn hintereinander schalten, und dann kann man über mehrere Verbindungen Daten austauschen und übertragen. Der technische Begriff dafür heißt Meshnetzwerk, wie Maschendrahtzaun.« Jeder Nutzer im Freifunk-Netz stellt dafür seinen WLAN-Router, der dafür mit einer speziellen Freifunk Firmware ausgerüstet wird, für den Datentransfer der anderen Teilnehmer zur Verfügung. Jeder Freifunk-Router ist damit (mittelbar oder unmittelbar) mit allen anderen Freifunk-Routern verbunden.
Damit die Verbindung zwischen den Knotenpunkten nicht abbricht, brauchen sie Sichtkontakt. Je höher der Standort, umso besser, weil dann weniger Häuser oder Bäume die Signale blockieren können. So ist es möglich, innerhalb der Stadt auch über größere Entfernungen drahtlos untereinander zu kommunizieren. Seit dem Frühjahr ist der Turm des Neuköllner Rathauses ein Knotenpunkt im stadtweiten Meshnetzwerk, zu dem auch das Rathaus Kreuzberg sowie mehrere Kirchen gehören. Der Standortgeber stellt den Strom für die Freifunk-Hardware zur Verfügung. Die Kosten für Baumaßnahmen und Router konnten aus Mitteln einer Förderung der Medienanstalt Berlin Brandenburg (mabb) gedeckt werden. Installation und Wartung der Technik übernehmen ehrenamtlich die Mitglieder der Berliner Freifunk-Initiative.
Das eigentliche stadtweite Netz sollen dann Privatpersonen oder auch Kneipenbesitzer aufbauen, die ihre WLAN-Router zur Verfügung stellen. Je engmaschiger das Netz wird, desto besser wird der Empfang im Stadtgebiet.
Freifunk. Richtfunkstrecken verbinden Router, über die dann frei Internetzugriff möglich ist. Foto: pr
Viele Freifunker stellen auch ihren Internetzugang zur Verfügung. Wer dann ein solches Signal findet, braucht kein Kennwort für den Zugang zum Internet. »Unser Netz ist für alle, man kann da jederzeit zugreifen und die Dinge nutzen, die dort angeboten werden. Deshalb heißt das ganze Freifunk«, erklärt Tücke.
Allerdings gilt in Deutschland das Prinzip der Störerhaftung. Wer sein WLAN jedem öffnet, ist für alle Aktivitäten verantwortlich, die darüber ablaufen. Aber auch für dieses Problem haben die Freifunker eine Lösung gefunden. Die Störerhaftung wird über ein Virtual Private Network (VPN) umgangen. Der Verein betreibt einen VPN-Server, der seine IP-Adresse an den Datenverkehr anklebt. Der Nutzer kann so nicht mehr identifiziert werden.
Im Prinzip könnte man auch das Freifunknetz abhören, die Funkverbindung zwischen dem Laptop/Smartphone und dem ersten Freifunk Router ist ungeschützt, unverschlüsselt und damit dann auch abhörgefährdet. Ab dem ersten Freifunk-Router ist aber diese Verbindung per VPN gegen Abhören abgesichert. Allerdings sind die Freifunknetze klein und lokal. Jeder Schnüffler müsste sich also vor Ort begeben und ein Gerät aufstellen, ein ziemlich aufwändiges Unterfangen. Und anders als große Provider wie die Telekom sammeln die Router des Freifunks auch keine Kundendaten.
mr
Wer sich an der Verwirklichung eines stadtweiten freien Netzes beteiligen möchte, findet weitere Informationen auf der Website http://freifunk.berlin/participate/overview/.