Die NS-Geschichte des Flughafens soll ins Bewusstsein gerückt werden
Der Flughafen Tempelhof und das Tempelhofer Feld sind untrennbar mit der Luftbrücke und seiner späteren Funktion als Tor zur Freiheit verbunden. Vergessen wird dabei häufig, dass die Geschichte dieses Ortes maßgeblich von seiner nationalsozialistischen Vergangenheit bestimmt wird.
Um daran zu erinnern, enthüllte der Förderverein «THF 33-45» am 22. Juni an der Eingangshalle des Flughafens eine Gedenktafel, die an KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter während der Zeit des Nationalsozialismus erinnern soll.
Der Flughafen ist zusammen mit dem Flugfeld ein Ort von Opfern und Tätern des NS-Regimes. Tempelhof war zur Zeit des Nationalsozialismus ein Zentrum der Rüstungsindustrie. Hier baute die »Weserflug GmbH« Stukas in Serie.
Auf dem Flugfeld befand sich eines der größten Barackenlager im Deutschen Reich. Hinter Stacheldraht lebten hier Tausende von Zwangsarbeitern, vorwiegend aus Osteuropa, die in den Flugzeugwerken die Flugzeuge zusammenbauen oder reparieren mussten, die dann ihre Heimatländer bombadierten.
Vor dem neuen Flughafen befand sich bis 1934 das SS-Gefängnis Columbiahaus und bis 1936 das KZ Columbia.
Um diese Geschichte wieder stärker in den Vordergrund zu rücken, fordert der Förderverein «THF 33-45» die Errichtung einer Forschungs-, Bildungs,- Begegnungs- und Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens, die sich am Nationalsozialismus orientiert, nicht an der Luftbrücke oder den Alliierten. Auch den Begriff »Tempelhofer Freiheit«, den die »Tempelhof Projekt GmbH« erfunden hat, um das Gelände zu vermarkten, lehnt der Verein ab. Dieser Name verharmlose die Verbrechen, die an diesem Ort geschehen sind, sagte die Historikerin Beate Winzer. Das Tempelhofer Feld sei während der Herrschaft der Nationalsozialisten für Zehntausende von Menschen ein Ort der Unfreiheit gewesen.
Der Volksentscheid habe alle Planungen für die Zukunft des Tempelhofer Feldes wieder auf Anfang gestellt, erklärte sie weiter. Daher müsse jetzt noch einmal ganz neu nachgedacht werden, wie ein würdiges Gedenken an die Menschen aussehen könnte, die hier gelitten haben. Die Gedenktafel sei nur ein Anfang, ein Provisorium.
mr