Erinnern an Deportationen
Die kleinen Messingplatten auf dem Bürgersteig sind im Laufe der Jahre stumpf geworden, die Inschriften nur noch schwer zu lesen. Es sind Stolpersteine, die vor den letzten Wohnadressen jüdischer Nachbarn und anderer Verfolgter und Ermordeter des Naziregimes liegen. Sie beginnen alle mit »HIER WOHNTE«, dazu kommen Namen, Geburtsjahr, Deportationsdatum und der Hinweis auf Todesort und Todesdatum des Opfers.
Anlässlich des 75. Jahrestages der Pogromnacht am 9. November veranstalteten die Berliner Stolperstein-Initiativen eine stadtweite Aktion zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Volker Banasiak, der Koordinator der Neuköllner Stolperstein-Initiative, hatte dazu einen Kiezrundgang zusammengestellt, der zu Orten rund um die Karl-Marx-Straße führte, an denen Stolpersteine verlegt sind. Verbunden war dieser Rundgang mit einer Putzaktion, bei der auch Kulturstadträtin Franziska Giffey zu Putzmittel und Lappen griff, um die Messingplatten wieder zum Glänzen zu bringen. In Zukunft würde er diese Aktion gern zweimal im Jahr durchführen, erklärte Volker Banasiak.
Stolpersteine putzen. Foto: mr
Etwa 50 Leute begleiteten ihn auf seinem Rundgang. An den einzelnen Stationen informierte er die Teilnehmer über die Hintergründe der Stolpersteinaktion und über die Geschichte der Menschen, die in diesen Häusern wohnten. In den meisten Fällen sei über das Leben der Opfer allerdings kaum mehr bekannt als die Daten aus den Akten der verschiedenen Behörden, erklärte er. So wurden von den Finanzbehörden penibel die Habseligkeiten registriert, die die Menschen bei ihrem Abtransport in die Vernichtungslager zurücklassen mussten. In der Innstraße 24 hatte er mehr zu erzählen. Dort wird an die Kommunistin Olga Benario erinnert, deren Geschichte gut dokumentiert ist.
mr