Schwerer Stand für Senator Müller bei Vorstellung des Bebauungsplanes fürs Tempelhofer Feld
Die Stadt braucht dringend günstige Wohnungen. Damit begründet Bausenator Michael Müller seit Monaten die Pläne für eine Randbebauung des Tempelhofer Feldes. 4.700 Wohnungen sollen hier entstehen. Bei einer »Erörterungsveranstaltung«, die am 15. Oktober im Hangar 2 des alten Flughafens stattfand, wurden die ersten Bebauungspläne für die Baufelder am Tempelhofer Damm und entlang des Stadtrings vorgestellt.
Bei näherem Hinsehen stellt sich allerdings heraus, dass lediglich rund 30 Prozent der gesamten Fläche für Wohnungen vorgesehen ist. Auf dem weitaus größeren Teil sind Bürogebäude und Gewerbeansiedlungen geplant. Die sollen sich als breiter Riegel sowohl entlang des Tempelhofer Damms als auch der Autobahn hinziehen.
Müller sagte, das Tempelhofer Feld würde gebraucht, um auch neue Wohnungen in der Innenstadt zu schaffen. Es sei »zutiefst unsozial« zu sagen, alles solle bleiben wie es ist und diejenigen, die neu in die Stadt kommen, könnten doch an den Rand ziehen. Privatisiert werden solle es nicht, daher habe er Vorverträge mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften »Degewo« und »Stadt und Land«, sowie der »Baugenossenschaft Ideal« abgeschlossen. Wer allerdings all die Bürogebäude errichten wird, das sagte er nicht.
Neben der Bebauung ist gegenüber dem Flughafengebäude ein 500 Meter langes und bis zu 120 Meter breites Regenwasserbecken geplant. Das soll zwar für Wassersportveranstaltungen genutzt werden können, geplanscht werden darf darin allerdings nicht. Dagegen soll hier ein neuer Lebensraum für Amphibien und Insekten entstehen.
Die beim Bau anfallenden Erdmassen werden zu einem 70 Meter breiten und bis zu drei Meter hohen Wall aufgeschüttet, der in einem weiten Halbkreis über das Feld durch derzeit geschützte Brutgebiete der Feldlerchen verlaufen soll. Die müssen dafür ins Brandenburgische umziehen. Wasserbecken und Wall gelten als Ausgleich für die durch die Bebauung verlorengehenden Flächen.
Aus dem Publikum hagelte es Kritik gegen diese Planungen. Die Kritiker warfen dem Senator vor, der Informationsabend sei eine reine Alibi-Veranstaltung, weil die Pläne ohnehin schon feststünden. Die frühzeitige Bürgerbeteiligung sei für Politik und Verwaltung nur eine lästige Farce.
Müller wies die Vorwürfe zurück. »Es wird nicht eins zu eins etwas durchgezogen«, sagte er. Ein Beispiel dafür sei die Internationale Gartenausstellung 2017, die in die »Gärten der Welt« nach Marzahn verlegt wurde. Dabei vergaß er allerdings zu erwähnen, dass der eigentliche Grund für die Verlegung die Terminkollision mit der Modemesse »Bread and Butter« war.
Der Umweltverband »BUND« will gegen die Senatspläne für das Tempelhofer Feld vor Gericht ziehen. Weder Wasserbecken noch Damm seien ökologisch sinnvoll. Der Rundweg führe nicht zu einer Verbesserung der Zugänglichkeit des Feldes, da dadurch bestehende Wegeverbindungen abgeschnitten oder zurückgebaut werden müssten.
Auch die Bürgerinitiative »100% Tempelhofer Feld« setzt sich dafür ein, das Feld in seiner Gesamtheit als Erholungsfläche zu erhalten und sammelt deshalb Unterschriften für einen Volksentscheid. 174.000 Berliner müssen bis zum 13. Januar unterschrieben haben, damit die nächste Stufe des Volksbegehrens erreicht wird. Dann können die Berliner an der Wahlurne über die Zukunft des Feldes entscheiden.
mr