In der Späthstraße entstehen 300 neue Plätze
Nun wird doch wahr, was die NPD verhindern wollte. Es geht um das geplante Flüchtlingsheim in der Späthstraße. Das Möbelhaus Krieger, Eigentümer des Geländes, stellte es dem Bezirk zur Verfügung. Das »Landesamt für Gesundheit und Soziales« (LaGeSo) wird 300 Plätze dort bauen.
Dabei war das Hickhack um das Gelände durchaus bezirksgemacht. In vorauseilendem Gehorsam verfolgte der Bezirk eine straffe Sparpolitik und veräußerte Grundstücke an den Liegenschaftsfonds, auf die er jetzt keinen Zugriff mehr hat.
Anwohner, konfessionelle und öffentliche Einrichtungen bieten bereits aktuell Unterstützung für die Flüchtlinge und deren Kinder an.
Aktuell hat Neukölln 29 Plätze für Flüchtlinge, von denen allerdings nur 13 belegt sind. Hintergrund sind die dramatischen Wohnverhältnisse in der Unterkunft, die den Bezirksstadtrat für Soziales, Bernd Szczepanski, bewogen haben, in Zusammenarbeit mit dem LaGeSo den Vertrag des privaten Betreibers zu kündigen.
Allerdings entsprechen die geplanten 300 Plätze nicht der Quote von 543 Flüchtlingen, die auf Neukölln entfallen. Berlinweit wird in diesem Jahr mit schätzungsweise 5000 Flüchtlingen gerechnet.
Obdachlosenunterkünfte – Mit Mietschulden fängt es oft an
Im Gegensatz zu den Flüchtlingsunterkünften ist Neukölln hinsichtlich der Obdachlosenbetreuung vorbildlich aufgestellt. Der Bezirk hat dem LaGeSo 642 Plätze gemeldet, die das Amt belegen kann. Das ist weit mehr, als andere Bezirke anbieten. Darüber hinaus hält der Bezirk noch weitere 350 Plätze für obdachlose Neuköllner bereit.
Die extrem hohe Obdachlosigkeit, die in Neukölln meist durch Räumungsklagen entstanden ist, macht die hohe Anzahl an Plätzen jedoch notwendig.
Auch hier ist der Notstand wieder hausgemacht. Als vor zehn Jahren die »Agenda 2010« von der SPD unter Gerhard Schröder eingeführt wurde, war Neukölln unter dem noch heute amtierenden Bürgermeister besonders fix und schaffte das Wohnungsamt ab. Damit gab es keine Zuständigkeit mehr für Menschen mit Mietschulden, die eine Räumungsklage bekommen hatten. Sie standen auf der Straße und verursachten Kosten, die der Bezirk übernehmen muss. Der Bezirk rechnet mit zehn bis 25 Euro pro Tag für die Unterbringung jedes Obdachlosen.
Seit 2012 ist das Amt für Soziales jedoch vom LaGeSo zum Handeln gezwungen worden.
Der Bezirk hat acht Sozialarbeiterstellen geschaffen, die ausschließlich dem Zweck der Vermeidung von Obdachlosigkeit dienen. Das Team ist inzwischen gut eingespielt und nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Bernd Szczepanski weiß davon ein Lied zu singen. Engagiert fordern diese Mitarbeiter von ihm, dass schnell gehandelt wird. Da muss er seinen Feierabend schon mal etwas nach hinten verschieben.
Diese Arbeit wird aktuell noch verbessert, denn bis vor Kurzem gab es keine Information vom Jobcenter an das Bezirksamt, wenn bei einem Leistungsempfänger Mietschulden entstanden und eine Räumungsklage drohte. Meist übernahm das Jobcenter die Mietschulden nicht oder bewilligte die Übernahme, wenn schon alles zu spät war. So konnte der Bezirk erst eingreifen, wenn die Obdachlosigkeit bereits entstanden war.
Jetzt bekommt der Sozialstadtrat bei Mietschulden eine sofortige Mitteilung, so dass Wohnungslosigkeit tatsächlich verhindert werden kann, weil das Gespräch mit dem Vermieter noch möglich ist.