Die Schwierigkeiten einer Namensumbenennung
Nach der Umbennung »Rixdorfs« in »Neukölln« am 27. Januar 1912 hat sich bis in den Oktober der neue Name noch nicht überall durchgesetzt. Besonders beim Post- und Güterverkehr in das neu benannte Neukölln kam es in den ersten Monaten zu häufigen Missverständnissen. So war im März 1912 auf dem Güterbahnhof Frankfurt an der Oder der Bestimmungsort »Neukölln« nicht einmal bekannt, weshalb vermutlich zahlreiche Frachtstücke nach Neukölln ihr Ziel nicht erreicht haben dürften. Ein Frankfurter Tischler schrieb aus diesem Grunde an seinen Bruder in Neukölln: »Das konntest Du mir gleich schreiben, dass ihr noch Rixdorfer seid«, nachdem eine Frachtsendung an den Bruder zurückgekommen war.
Nicht nur die Berliner Straßenbahn weigerte sich aus Kostengründen ihre noch vorhandenen Rixdorfer gegen Neuköllner Schilder auszuwechseln. Bei einer polizeilichen Suche im Frühjahr 1913 wurden noch zahlreiche Firmenschilder, Reklametafeln und sogar noch städtische Verwaltungsstellen mit der alten Ortsbezeichnung Rixdorf ermittelt. Der damalige Neuköllner Stadtbaurat Hermann Weigand hielt daher in einem Bericht an Bürgermeister Kurt Kaiser fest: »Zu keiner Zeit verschwand der Name Rixdorf aus dem Straßenbild, noch aus dem Gedächtnis der Einwohner.«
Selbst der Magistrat der Stadt Neukölln unterließ eine Namensumbennung. Aufgrund der horrenden Summe von 50.000 Mark verzichtete er auf den Austausch der rund 2.500 Kanalisationsdeckel mit der Aufschrift »Rixdorf«.
(Entnommen aus: Kessinger, Bernd: Neukölln. Die Geschichte eines Berliner Stadtbezirks.)