Die »Obmollocs« im »Ma Thilda«
Wer den Namen Wilhelm Busch hört, denkt unweigerlich an Max und Moritz, Witwe Bolte oder Lehrer Lämpel. Aber dass der Dichter nicht nur in schnurrigen Reimen über die bösen Streiche der Lausbuben erzählt, beweisen die »Obmollocs« in ihrer lyrisch-musikalischen Szenenlesung.
Ein Paar, Manix und Yana, streitet und debattiert miteinander. Dabei verwenden sie ausschließlich Gedichte von Wilhelm Busch. So geht es etwa um die Vorzüge von Einsamkeit oder Zweisamkeit: »Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut.« Andererseits ist auch das Wirken der fleißigen Hausfrau nicht zu verachten: »Es wird mit Recht ein guter Braten gerechnet zu den guten Taten.« So geht es munter weiter, durch die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen, dass dem Zuhörer manches Mal das Lachen im Halse stecken bleibt.
Für die Premiere ihrer Lesung haben sich die »Obmollocs« das »Ma Thilda« ausgesucht, eine hübsch gemütliche Raucherbar und Kleinkunstbühne in der Wildenbruchstraße 68.
Volker Schöneweiß hat das Lokal im April übernommen und erst einmal die Inneneinrichtung, die zum Teil noch aus den Zwanziger-Jahren des letzten Jahrhunderts stammt, aufwendig und liebevoll restauriert. Den Fußboden hat er von mehreren Schichten Farben und Linoleum befreit und die schönen alten Dielen freigelegt. Die Bar mit ihren Ornamenten erstrahlt in neuem Glanz. Sogar an so hilfreiche Kleinigkeiten wie Haken an der Theke, an die die Damen ihre Handtaschen hängen können, hat er gedacht.
Die Getränkekarte ist übersichtlich und von guter Qualität. Die besonderen Spezialitäten sind Absinth und Pisco, ein Weinbrand aus Chile. Der schmeckt pur, aber auch als Longdrink mit Rhabarbersaft sehr gut.
Der Auftritt der »Obmolllocs« wird nicht der letzte gewesen sein. Zukünftig sind regelmäßige Singer/SongwriterKonzerte geplant, dazu Kabarett, Slampoetry, Lesungen, Theater und Liveimprovisationen. mr
Ma Thilda, Wildenbruchstraße 68, Dienstag bis Sonntag ab 19:00 Uhr geöffnet.