Wie nah Ägypten eigentlich liegt, war dann am Sonntag nach dem Sturz von Hosni Mubarak auf dem Hermannplatz zu bewundern. Was eigentlich als Solidaritätsdemo gedacht war, wurde zur Jubelfeier – passenderweise an jenem Platz, an dem jedes Jahr der Umzug zum Karneval der Kulturen seinen Ausgang nimmt. Die Revolution am Nil ist nicht nur deshalb so nah, weil jedes Jahr Millionen von Deutschen ihren Urlaub in Ägypten verbringen. Im Gegenzug schickt zum Beispiel das Goetheinstitut in Kairo jedes Jahr 2.000 Ägypter zum Studium nach Deutschland. Doch statt in ägyptischen Schulen landen die Absolventen später fast ausnahmslos in den Touristenhochburgen, weil sie nur dort Geld verdienen können. Sonst haben sie keine Perspektiven. Auch das hat zu den Verhältnissen in Ägypten beigetragen. Perspektiven zu entwickeln ist nun die eigentliche Aufgabe.
Peter S. Kaspar