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Spiel, Sport und Erholung
Neue Spiel- und Sportflächen auf der Lessinghöhe
Sichtlich viel Spaß hatten Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) und Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne), als sie gemeinsam die neuen Spiel- und Sportflächen auf der Lessinghöhe eröffneten. Biedermann enterte gleich ein Klettergerüst und verschaffte sich so einen Überblick über das Gelände mit seinen vielfältigen Bewegungs- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Neben einem liebevoll gestalteten Spielplatz in Dschungeloptik mit Tierskulpturen, Schaukeln, Hüpfplatten, Rutsche und Klettergeräten, auf denen sich die Kinder nach Herzenslust austoben können, gibt es auch einen Bereich, dessen sportliche und kreative Angebote sich an Jugendliche richten. Hier gibt es ein Ballsportfeld, Tischtennisplatten, Graffitiwände und eine Calisthenics-Anlage, an der Kraft, Ausdauer und Koordination trainiert werden können. Daran könnten sicher auch erwachsene Nutzer ihre Freude haben. Spiel, Sport und Erholung weiterlesen
Keine Hilfe in der Notaufnahme
Es ist allgemein bekannt, dass die Notaufnahme im Neuköllner Krankenhaus chronisch überlastet ist, auch weil dort manch ein Patient erscheint, der kein Notfall ist. Was zum Teil auch daran liegt, dass Hausarztpraxen ihre Sprechzeiten immer weiter einschränken. Ebenso bekannt ist, dass Ärzte und Pflegepersonal am Limit arbeiten und manchmal auch die Nerven blank liegen.
Das entschuldigt aber nicht, dass schwer kranke Menschen ohne eingehende Untersuchungen wieder nach Hause geschickt werden, gar ein Schlaganfall nicht erkannt wird.
Ebenso wenig ist zu entschuldigen, dass Patienten, weil sie alt und in einem Zustand sind, in dem sie sich nicht wehren können, rüde angeblafft werden. Wenn Ärzte ihren Patienten mit so wenig Empathie begegnen, läuft in der Ausbildung offensichtlich etwas gründlich schief. Vielleicht sollten solche Ärzte über einen Jobwechsel nachdenken.
Marianne Rempe
Kürzen bis es quietscht
Massive Leistungseinschränkungen im Bezirkshaushalt
Neukölln stehen in den kommenden Jahren massive finanzielle Einschnitte bevor, weil die Senatsverwaltung für Finanzen dem Bezirk 22,8 Millionen Euro weniger zur Verfügung stellt als nötig wäre, um den aktuellen Stand zu halten. Das berichtete Bezirksbürgermeister Martin Hikel bei der Vorstellung des Haushaltsplans 2026/27 in der Bezirksverordnetenersammlung (BVV) am 10. September. Das Bezirksamt wird somit gezwungen sein, Leistungen einzuschränken, Angebote einzustellen und Einrichtungen zu schließen.
Da aber 80 Prozent des Haushalts für gesetzliche Aufgaben gebunden sind, kann nur bei den restlichen 20 Prozent gekürzt werden. Insbesondere sogenannte »freiwillige Leistungen« stehen auf dem Prüfstand.
Betroffen sind damit Kulturarbeit, Angebote der Kinder- und Jugendarbeit, Spiel- und Sportangebote im öffentlichen Raum, Pflege von Grünanlagen, Suchthilfe, Streetwork in der Obdachlosenhilfe und viele andere Schwerpunkte, mit denen die Chancengleichheit für die Menschen im Bezirk erhöht und Neukölln zu einem besseren Ort für alle gemacht werden sollte. Damit werde ein großer Teil der sozialen Infrastruktur in Neukölln auf lange Sicht zerstört, warnte Hikel
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Den eigenen Kiez mitgestalten
Die Bürgerstiftung Neukölln feiert zwanzigsten Geburtstag
Am 21. November 2005 taten sich über 100 Stifter, darunter Kirchengemeinden, Kita- und Schulfördervereine, Hauseigentümergemeinschaften und Unternehmen zusammen und gründeten in Neukölln die erste Stadtteil-Bürgerstiftung Deutschlands. Die Idee dahinter: Bürger schließen sich in einer finanziell und parteipolitisch unabhängigen Stiftung zusammen, um den eigenen Kiez aktiv mitzugestalten.
Neukölln galt zu dieser Zeit als die Bronx von Berlin, als Inbegriff eines gescheiterten Bezirks. Diesem Klischee wollten sie ein Bild der Zuversicht entgegensetzen, sagte Vorstand Friedemann Walter, der gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Jean-Philippe Laville die Gäste aus Politik, Wirtschaft, Vereinen und Initiativen bei der etwas vorverlegten Feier des zwanzigsten Geburtstages am 14. September im Saal der Brüdergemeine begrüßte. »Wir sehen Vielfalt nicht als Problem, sondern als Chance und die Bürgerstiftung als Ort, wo Lösungen gefunden und Grenzen zwischen Milieus überwunden werden«, sagte er weiter. Den eigenen Kiez mitgestalten weiterlesen
Tempelhofer Feld
Grünflächen schützen ist das Gebot der Stunde!
»Das Tempelhofer Feld ist ein wahrer Schatz« bekundete Prof. Dr. Bernd Hansjürgens vom Helmholtz-Zentrum (UFZ) im Jahr 2021, als er die Studie zum »Feld« vorstellte.
»Das Feld« liegt mitten in der Stadt, produziert nachts auf Grund der großflächigen, baumlosen Trockenwiese im Inneren große Mengen an Kaltluft, die in die Stadt abfließt. Auf dem Hintergrund der Klimakatastrophe, Gesundheitsvorsorge und Naherholung ist »das Feld« ein unverzichtbar benötigter Ort für die Stadtgesellschaft. Als Schutzzone für diverse Tier- und Pflanzenarten sowie Naturerfahrungsraum abseits vom Stadtlärm ist diese Fläche einzigartig und schützenswert, am Besten als Weltkulturerbe.
Auf Grund dieser Tatsachen ist der 2024 gestartete Ideenwettbewerb zum Tempelhofer Feld logisch nicht nachvollziehbar. Viele Architekten reichten Entwürfe ohne Babauungsfantasien ein. Das aus Berliner Bürgern ausgeloste Gremium für die Dialogwerkstatt, das die Entwürfe bewerten sollte, sprach sich ebenfalls mehrheitlich gegen eine Bebauung des Feldes aus. Aus den 164 eingereichten Vorschlägen wurden sechs ausgewählt, vier davon ohne jegliche Bauabsichten.
Auch in der Feldkoordination (FeKo) zum Tempelhofer Feld, die sich aus Vertretern der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Vetretern der landeseigenen Grün Berlin GmbH und von den Berlinern gewählten Bürgern zusammensetzt, wurde das Votum der Dialogwerkstatt besprochen. Tempelhofer Feld weiterlesen
15 Jahre nach dem ersten Spatenstich
Der Umbau der Karl-Marx-Straße ist beendet – vorerst
15 Jahre lang zog die Wanderbaustelle auf der Karl-Marx-Straße durch Neukölln und sorgte für Staus, Umleitungen und strapazierte Nerven. Ganze Generationen sind mit ihr groß geworden. Aber jetzt ist es geschafft. Mit einem kleinen Straßenfest wurde am 26. September das vorläufige Ende der Baumaßnahmen gefeiert.
Der Spatenstich erfolgte bereits im Jahr 2010. Seitdem ließ das Bezirksamt die Straße umfassend umbauen. Parallel dazu sanierte die BVG den U-Bahn-Tunnel der Linie 7, wofür sämtliche Leitungen neu verlegt werden mussten. Das passierte bei laufendem Verkehr, auf und unter der Straße, sozusagen eine »Operation am offenen Herzen« wie Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) in seiner Ansprache sagte. Das erforderte regelmäßige Anpassungen der Verkehrsführungen, was dazu führte, dass die Anwohner oder die Kunden der anliegenden Geschäfte oft abenteuerliche Wege zu bewältigen hatten, um ihre Wohnungen oder die Läden zu erreichen. Für ihre Geduld und Kompromissbereitschaft dankten ihnen Biedermann und Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). 15 Jahre nach dem ersten Spatenstich weiterlesen
Neukölln zeigt, wie Wärmewende gelingen kann
Neue Systemwarte im Fernheizwerk in Betrieb genommen
m Herzen von Neukölln am Weigandufer steht das »Fernheizwerk Neukölln« (FHW), das rund 60.000 Wohnungen sowie zahlreiche Geschäfte und Betriebe in Neukölln und Kreuzberg mit Wärme versorgt. Am 24. September wurde die neue volldigitale Systemwarte feierlich eröffnet, die künftig das gesamte System der Produktion von Fernwärme und Strom noch effizienter steuern und an den sich ständig ändernden Marktpreisen für Gas, Strom und Holzpellets ausrichten soll.
Zum Auftakt begrüßte Annette Siering, Vorstandsmitglied der »Fernheizwerk Neukölln AG«, die Anwesenden und gab einen kurzen Abriss über die Geschichte des Unternehmens, das bereits seit 1910 in Neukölln ansässig ist und zunächst Strom, später Wärme erzeugte. Fernwärme spiele eine Schlüsselrolle bei der klimaneutralen Wärmeversorgung, dafür würden immer stärker regenerative Energien eingesetzt. Seit zwei Jahren arbeite das FHW bereits ohne Kohle, aber »die Transformation können wir nur gemeinsam schaffen – Politik, Wohnungswirtschaft und Versorger müssen an einem Strang ziehen«, betonte sie. Doch die Umstellung sei nicht zum Nulltarif zu haben: Ab 2026 werde es eine Preiserhöhung geben. Neukölln zeigt, wie Wärmewende gelingen kann weiterlesen
Stadtteilzentren neu denken
Bestehende Nachbarschaftsangebote dauerhaft erhalten
In Rixdorf haben sich elf Vereine und Einrichtungen im »Verband für dezentrale Stadtteilarbeit Rixdorf e.V.« zusammengeschlossen, um ein dezentrales Stadtteilzentrum aufzubauen und die Stadtteilarbeit zu organisieren. Weil es nach Ende des Quartiersmanagements (QM) kein Stadtteilzentrum im Kiez geben wird, hat das Bündnis eine Nachfolgestruktur entwickelt, die es in Berlin so noch nicht gibt.
In Rixdorf gibt es inzwischen einige Nachbarschaftsorte, die mit und ohne Unterstützung des Quartiersmanagements in den letzten zwanzig Jahren aufgebaut wurden und dort nicht mehr wegzudenken sind. Das QM unterstützt nicht nur finanziell, sondern agiert auch als Bindeglied für alle, die in der Nachbarschaft aktiv sind. Das Quartiersmanagement ist allerdings ein befristetes Verfahren, das am 31.12.2027 endet. Die Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten sind daher zeitlich begrenzt. Stadtteilzentren neu denken weiterlesen
Neuköllner Alltägliches
Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Neuköllner Tageblatt, Freitag, 2.10.1925
Papierkörbe auf der Straße. Der Magistrat ist seit langem wiederum bedacht, Berlin zur saubersten Stadt der Welt zu machen. Die mangelnden Arbeitskräfte in der Kriegs= und Nachkriegszeit konnten nicht für eine sorgfältig Säuberung der Straßen sorgen, so daß die Straßenreinigung oft viel zu wünschen übrig ließ. Jetzt ist ja dieser Uebelstand ziemlich behoben, jedoch läßt es die Bevölkerung oft an der nötigen Reinlichkeit auf den Straßen fehlen. Der Berliner, der besonders gern Obst auf der Straße ißt, wirft achtlos die Obstreste, wie Bananenschalen, Fruchtkerne und schließlich auch das Einwickelpapier auf den Bürgersteig und Fahrdamm. Außer einer Gefahr für die Passanten bilden diese weggeworfenen Dinge eine unwillkommene Verunreinigung des Straßenbildes. Der Magistrat hat nun in den Hauptverkehrsstraßen eine große Anzahl von Papierkörben aus Drahtgeflecht anbringen lassen, in die in Zukunft jene Ueberreste ihren Platz finden sollen. Die Körbe sind an einem Holzpfahl befestigt, um das Stehlen zu verhindern. Wie bis jetzt bemerkt werden konnte, waren als erfreulicher Anfang schon einige Papier= und Obstreste in den Drahtkörben zu finden. Hoffentlich hat das Publikum die notwendige Selbstzucht und wirft in Zukunft die Abfälle in die Körbe und nicht mehr auf den Bürgersteig. Dann wird die Arbeit der Straßenreiniger bedeutend erleichtert, und Berlin wird wieder die sauberste Stadt der Welt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen
Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz
Teil VI: 1976 – 2002
1976 Moll Marzipan – seit 1860 weltweit größter Rohmasseproduzent – produziert nach dem Krieg nun in Britz. Mit Lemke zusammen wird hier mehr Marzipan hergestellt als in Lübeck.
1978 Berlin beschließt, in Britz auf fast 100 Hektar Fläche eine Bundesgartenschau zu veranstalten.
1984 Britz hat nur noch 16 Gärtnereien.
1985 Die erste Bundesgartenschau Berlins öffnet. Das produzierende Denkmal Britzer Mühle gehört dazu. Aufstellung des Britzer Goldenen Esels von Eckart Haisch an der Mohriner Allee. Das Spaßbad BLUB am Teltowkanal öffnet.
1986 Wegen Streitigkeiten mit dem Bezirk Neukölln verlässt die Fleischfabrik »Efha» Britz Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen
Neulich in der Notaufnahme
Sie hat trotzdem überlebt
Obwohl inzwischen im Rentenalter, steht Astrid noch voll im Berufsleben. Sie ist die rechte Hand des Chefs, kümmert sich um die Verwaltung der Firma, packt auch überall da mit an, wo eine Hand gebraucht wird. Sie ist sportlich, legt alle Wege in der Stadt – sommers wie winters – ausschließlich mit dem Fahrrad zurück.
Eines Tages erscheint sie nicht zu einer Verabredung mit ihrer Freundin Simone, meldet sich auch nicht, um abzusagen, was ungewöhnlich ist, denn Astrid ist in diesen Dingen sehr zuverlässig.
Also ruft Simone an, um herauszufinden, was passiert ist. Am Telefon, hört sie aber nur undeutliches Gemurmel.
Höchst alarmiert schwingt sich Simone aufs Fahrrad und fährt in die Wohnung der Freundin, wo sie Astrid als Häuflein Elend vorfindet, kaum noch fähig zu laufen oder zu sprechen. Neulich in der Notaufnahme weiterlesen
Entspannt beim Elsken
Humorig-kulinarische Verbindung zweier Neuköllner Ufer
Die Elsenbrücke über die Spree steht derzeit und wohl auch noch länger für absoluten Verkehrsstress. Extensive Bauarbeiten und dann auch noch die Eröffnung des vorerst letzten Bauabschnitts der A100 sorgen täglich für Chaos und Frust. Doch am südlichen Ende der Elsenstraße, bei uns in Neukölln, gibt es auch eine Brücke – und da herrschen nachgerade idyllische Verhältnisse.
Der Elsensteg ist fast 120 Jahre alt und verbindet als Fußgängerbrücke das Kiehl- mit dem verkehrsberuhigten Weigandufer des Neuköllner Schifffahrtskanals.
Der fußballfeldgroße Wildenbruchplatz lädt dort mit Rasen, schattigen Bäumen und biotopartigen, insektenfreundlichen Blühwiesen zum Chillen und Spielen – ob mit Kindern, (anzuleinenden!) Hunden oder Tischtennispartnern. Einen schönen Blick in den Park bietet das Restaurant »Simran« am Kanalende der Innstraße, das täglich außer montags von 12 bis 23 Uhr ein sehr breites und recht günstiges Angebot indischer Köstlichkeiten bereithält. Entspannt beim Elsken weiterlesen
»Bottleneck«-Projekt Berlin
Ein gläsernes Erlebnis
Ende September stellte sich das Neuköllner Förderprojekt »Bottleneck« mit einem interaktiven Stand auf dem Markt am Kranoldplatz vor. Unter dem Motto: »komm her du Flasche« konnte dort jeder kostenlos ein bis zwei Einwegflaschen upcyceln lassen und so diese Gläser vor einer Entsorgung im Glascontainer retten. Ein von den »Bottleneck« Betreibern Cornelia Höhne und Sarah Gohm entwickeltes Lastenfahrrad hatte alles dabei, um Altglasflaschen ressourcenschonend in Trinkglas, Vase, Stifthalter oder anderes umwandeln zu können.
Neben einem zertifizierten Heizdraht-Glasflaschenschneider, einem Glasschneider zum möglichen Vorritzen und einem elektrischen Schleifgerät bietet der mobile Infostand auch gleich die Möglichkeit, die dabei anfallenden Glasreste fachgerecht zu trennen. Die minutenschnell neu entstandenen Glasgefäße konnten die Teilnehmer sofort mitnehmen. »Bottleneck«-Projekt Berlin weiterlesen
Erinnerungen und Klassismus
Buchempfehlungen von Kamiran Nasir Rasho
»Kleid aus Landkarten«
Ein Kleid kann mehr sein als Stoff – es kann Erinnerung tragen, Herkunft, Verlust und Hoffnung.
In »Kleid aus Landkarten« erzählt Melis Ntente von den Spuren, die Migration, Heimatlosigkeit und das Suchen nach Zugehörigkeit im Leben hinterlassen. Es sind poetische, autobiografisch geprägte Texte, in denen sich persönliche Erfahrungen mit gesellschaftlichen Fragen verweben. Die Sprache ist zutiefst poetisch, reich an rhetorischen Mitteln, voller Bilder, Metaphern und feiner Klänge. Hinter jedem Satz verbirgt sich ein leises, trauriges Gefühl – fast so, als ob zwischen den Zeilen eine Träne hinabrollt. Man spürt die Verletzlichkeit und die Sehnsucht, die sich wie ein Schatten hinter jedes geschriebene Wort legen. Erinnerungen und Klassismus weiterlesen
»50 bunte Jahre« in der alten Dorfschule
Jubiläumsausstellung der Gropiusstädter Sonntagsmaler
Liebe und Leidenschaft zur Malerei – das verbindet seit 50 Jahren die »Künstlergemeinschaft Gropiustädter Sonntagsmaler«, die 1975 aus einem Kurs der Volkshochschule Neukölln hervorging. Ihr Jubiläum feiern sie jetzt mit einer großen Ausstellung unter dem Titel »50 bunte Jahre«, die bis zum 9. November in der Alten Dorfschule Rudow zu sehen ist.
Die Bilder in unterschiedlichen Stilrichtungen reichen von zarten Aquarellen bis zu leuchtend bunten Acrylgemälden. Sie zeigen Stadtansichten nicht nur aus Neukölln, sondern auch aus anderen Teilen Berlins, brandenburgische Landschaften oder Urlaubserinnerungen, daneben gibt es Porträts, Stillleben und Tiermotive.
Einige der elf Malerinnen und vier Maler, die derzeit in der Künstlergruppe aktiv sind, arbeiten im Atelier, andere tragen ihre Staffelei auch direkt zu ihren Motiven. Ihre Anregungen finden sie bei Stadtspaziergängen, manchmal auch in Zeitungen oder im Internet. »50 bunte Jahre« in der alten Dorfschule weiterlesen
Kiez-Gesichter
Ausstellung in der Helene-Nathan-Bibliothek
Wer sind die Menschen, die uns tagtäglich auf der Straße oder beim Einkaufen begegnen? Wie sind ihre Namen, ihre Geschichten? Diesen Fragen will die Neuköllner Fotografin Gisela Gürtler mit ihrem Projekt »Kiez Gesichter« auf den Grund gehen.
Seit 2017 fotografiert sie Menschen aus ihrem Kiez und läßt sich deren Geschichte erzählen. Diese Bilder erlauben einen Blick hinter die Fassaden von alltäglichen Begegnungen, schaffen Nähe und Verbundenheit in der Nachbarschaft. Die »Helene-Nathan-Bibliothek« in den »Neukölln Arcaden« zeigt bis zum 15. Oktober eine Auswahl der Porträts.
Begonnen hat alles im Reuterkiez, wo Gisela Gürtler lebt und arbeitet. Kerstin und André Gerloff in ihrem Fahrrad- und Mopedladen in der Hobrechtstraße waren die ersten, die sie porträtierte und deren Geschichte sie in einem Interview dokumentierte. Beide kannte sie schon länger weil sie ihr Rad dort hatte reparieren lassen. Kiez-Gesichter weiterlesen
Älter geworden! Jung geblieben!
»Theatersport Berlin« – 30 Jahre Impro-Wahnsinn
Impro ist alt geworden – und bleibt doch ewig jung. Jedenfalls, wenn man »Theatersport Berlin« erlebt. Seit unglaublichen 30 Jahren bringt das Ensemble den Zauber des Unvorhersehbaren in die Hauptstadt, frisch, frech und voller Spielfreude. 1995 gegründet, war »Theatersport Berlin« die allererste Gruppe, die das Genre des Improvisationstheaters in die Stadt brachte. Heute ist sie längst Kult und doch sprudelt jeder Abend, als wäre es der erste.
Doch was genau passiert da eigentlich? Improtheater ist Theater ohne doppelten Boden. Keine festgelegten Texte, kein starres Drehbuch, keine Probe auf Sicherheit. Stattdessen pure Spontaneität: Szenen, Geschichten und Figuren entstehen direkt auf Zuruf des Publikums. Aus einem einzigen Stichwort entfalten sich Universen, in denen alles möglich ist – tragisch, komisch, absurd, poetisch oder alles zusammen. Zwei Schauspielteams treten gegeneinander an, liefern sich einen fulminanten Schlagabtausch und kämpfen um den wichtigsten Preis überhaupt: Den Applaus des Publikums. Älter geworden! Jung geblieben! weiterlesen
Basteln mit Rolf
Walnussschalenschiff
Ein Schiff aus einer Walnussschale. Dazu brauchte ich eine Walnuss, Zahnstocher, eine feine Säge, eine Fräse (z.B. Dremel) oder Feile, einen feinen Bohrer, einen Bleistift, einen Buntstift, eine scharfe Schere, feinen Zwirn, Heißkleber, feine Wellpappe, weißes Papier und natürlich Lust zum Pfriemeln.
Eine Nusshälfte quer bis zur Nussmitte einsägen, so dass vorn und hinten die Nuss intakt bleibt, aber das Mittelteil entfernt werden kann. Das Innere entfernen. Mit der feinen Fräse/Feile an der spitz zulaufenden Nussseite einen über die Nussnaht erhöhten Bug und an der flacheren Seite gegenüber die »Poop« mit Kapitänskajüte ausarbeiten. Zahnstocher als Masten (s. Bild) ablängen und mit Heißkleber platzieren. Am Bug ein Loch für den Klüverbaum bohren. Aus dem Papier Segel und Fahnen schneiden. Aus zwei 3 mm breiten und circa 20 cm langen, aufgerollten Papierstreifen wurden die »Krähennester«. Alles an die Masten kleben. Aus der Wellpappe entstanden das Heckruder und der Modellständer.
Fragen? rolf(ät)kuk-nk.de
Petras Tagebuch
Eingesperrt
Neuerdings hängt ein Zettel an unserer Eingangstür mit der Bitte, die Tür ab 21 Uhr abzuschließen. Da dort auch stand »aus gegebenem Anlasss« vermute ich, dass etwas aus dem Hof gestohlen wurde.
Das interessierte mich insofern weiter nicht, als ich meist vor 21 Uhr zuhause bin. Allerdings verlasse ich zur Zeit sehr früh das Haus, was mir eine etwas unangenehme Situation bescherte.
Tatsächlich hatten Hausbewohner die Tür am Abend abgeschlossen, und ich war die erste Person, die am Morgen das Haus verlassen wollte. Nun stand ich an der Tür, suchte nach dem Hausschlüssel, versuchte mein Fahrrad festzuhalten, das drohte umzukippen und wurde einigermaßen nervös. Petras Tagebuch weiterlesen
Aus Angst vor dem Volk
Autobahn wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit eröffnet
Verschämt und heimlich, unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit, wurde am 27. September nach 32 Jahren Plan- und Bauzeit der 16. Bauabschnitt der A100 zwischen Grenzallee und Treptower Park für den Verkehr freigegeben. Die 3,2 Kilometer lange Trasse ist mit Kosten von mehr als 720 Millionen Euro – fast das Doppelte der ursprünglichen Planung – das teuerste Stück Autobahn, das je in Deutschland entstanden ist.
Das Projekt war hoch umstritten und wurde in den vergangenen Jahren von massiven Protesten begleitet. Das Bündnis »A100 wegbassen« begleitete auch die Eröffnung mit Aktionen. So forderten die Demonstranten an der Abfahrtstelle Treptower Park, wo die Autobahn vorläufig endet, mit großen roten Lettern das »Ende« jeglichen Autobahnbaus in Berlin. Aus Angst vor dem Volk weiterlesen
Mehr Öffis wagen
Andere Metropolen machen sich auf den Weg, ihre Innenstädte vom privaten Autoverkehr zu befreien, investieren stattdessen in Öffis und Radinfrastruktur und schaffen so mehr Platz für die Menschen im öffentlichen Raum.
Berlin und das CDU-geführte Bundesverkehrsministerium dagegen beharren störrisch darauf, weiterhin mit Abermillionen Euros Autobahnen durch die Stadt zu fräsen, die die Kieze teilen, Natur und Kultur zerstören.
Dabei fehlt jeder Euro, der hier versenkt wird, bei der dringend notwendigen Sanierung der vorhandenen maroden Straßen und bröselnden Brücken, beim Bau einer sicheren Radinfrastruktur und bei der Ertüchtigung der Öffis. Wenn all das Geld und die Planungszeit dafür verwendet würde, Busse und Bahnen attraktiver, schneller, pünktlicher und sauberer zu machen, würden auch mehr Menschen auf das Auto verzichten. Dann kommen auch die, die wirklich aufs Auto angewiesen sind, schneller durch die Stadt.
Marianne Rempe
Anradeln auf der Hermannstraße
Zweites Teilstück des Radweges ist fertig
Nach jahrelangem Kampf, vielen Demos, Anwohneranträgen und Behörden-Ping-Pong zwischen Senat und Bezirk hat die Hermannstraße jetzt auf weiten Teilen einen Radweg.
Nach dem ersten Bauabschnitt zwischen Glasower Straße und Thomasstraße, der bereits 2022 fertiggestellt wurde, ist nun auch der zweite Teil zwischen Thomasstraße und Werbellinstraße abgeschlossen. Damit stehen den Radfahrern weitere rund 650 Meter auf einer eigenen Spur und damit vom PKW-Verkehr getrennt zur Verfügung.
Mit dem Umbau wurde eine wichtige Lücke im Radwegenetz geschlossen – ein weiterer Schritt hin zu mehr Sicherheit für den Radverkehr in Neukölln.
Am 30. Juli lud Jochen Biedermannm (Grüne), Stadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, zu einem gemeinsamen Anradeln ein, um den Abschnitt offiziell einzuweihen. Anradeln auf der Hermannstraße weiterlesen
Prüfung am Hermannplatz
Katja Neppert hat die BVG nach dem Stand der Bauarbeiten an der U-Bahn gefragt
Alle, die hier in der Gegend einmal die U-Bahn benutzen, kennen die Baustelle über dem Eingang zur U8 am Nordende des Herrmannplatzes.
Seit dem Frühjahr 2020 – noch vor dem ersten Corona-Lockdown – ist der Zugang zum Bahnsteig über die Treppe gesperrt. In der Regel bleibt wenig anderes übrig, als sich durch den Markt und über das Holperpflaster zu kämpfen bis zum U-Bahneingang am Platzende, wenn man aus dem Reuterkiez kommt. Ein ständiges Ärgernis und Reizthema.
Nur: Was tut sich in der Sache? Ich habe immer einmal wieder bei der BVG nachgefragt. Manchmal kam gar nichts, manchmal eine Vorgangsnummer, aber jetzt bekam ich eine ausführliche Antwort:
»Unsere Fachabteilung hat Ihre Nachfrage wie folgt beantwortet:
»Am U-Bahnhof Hermannplatz ist derzeit nur noch der Ausgang I/2 gesperrt, das heißt. von acht Ausgängen ist nur einer nicht zugänglich. Der Ausgang I/2 ist seit August 2020 gesperrt. Nach aktuellem Planungsstand im Dezember wird die Maßnahme voraussichtlich Ende 2025 beendet werden. Die Sperrung musste wegen neuer statischer Berechnungen der Decke über dem Ausgang erneut verlängert werden. Insbesondere hier die Überarbeitung der Tragwerksplanung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Prüfung am Hermannplatz weiterlesen
Neue Unterkunft für Ukrainer
Informationen für Anwohner beim Tag der offenen Tür
300 Geflüchtete aus der Ukraine, die bisher in der Notunterkunft in Tegel lebten, finden ab dem 1. September eine neue Bleibe in der Sonnenallee.
Bevor sie einziehen, hatte die Nachbarschaft und auch eine Gruppe der zukünftigen Bewohner bei einem Tag der offenen Tür am 22. August Gelegenheit, sich das frisch renovierte Gebäude anzuschauen.
Sascha Langenbach, Pressesprecher, und Felix Frenzel, Abteilungsleiter beim »Berliner Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten« (LAF), begrüßten Bezirksbürgermeister Martin Hikel und die Besucher im Innenhof des schönen alten Backsteingebäudes. Mit der Nachnutzung als Unterkunft für Geflüchtete gebe es für das ehemalige Seniorenheim eine sinnvolle Nutzung. Es sei außerdem wichtig, dass diesen Menschen eine Verbesserung bei der Unterbringung geboten werde, damit sie in der Stadt ankommen können, sagte Langenbach. »Wir wollen gute Nachbarn sein«, versprach Frenzel und empfahl den Besuchern: »Wenn Sie ein Anliegen haben, können Sie sich persönlich, schriftlich oder telefonisch an die Unterkunftsleitung wenden.« Nachbarn, die ehrenamtlich in der Unterkunft helfen wollen, können ebenfalls mit der Leitung Kontakt aufnehmen. Neue Unterkunft für Ukrainer weiterlesen
Zunahme statt Rückgang
Obdachlosigkeit ist außer Kontrolle
Ein wohnungsloser Mann schläft an der Hermannstraße im Eingang der aufgegebenen Zeemann-Filiale, im Schutz des dortigen Baugerüstes. Ein häufiges Bild in Nischen und Eingängen, die dauerhaft nicht geöffnet werden.
In der warmen Jahreszeit wird die Wohnungslosigkeit offensichtlich.Es sind keine Einzelfälle.
Eine Anfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus an die Sozialverwaltung ergibt ein erschreckendes Bild. Das ehrenwerte Ziel der EU und auch der Bundesrepublik, bis 2030 die Obdachlosigkeit zu überwinden, ist allein schon in Berlin nicht zu erreichen. Im Gegenteil, sie wird stark anwachsen.
Es besteht jetzt Bedarf an mindestens 55.000 Plätzen in Unterkünften. Bis Ende 2029 sieht eine Prognose einen Gesamtbedarf von 114.000 Plätzen kommen.
Als wohnungslos gilt, wer keine Wohnung hat, in Unterkünften oder bei Freunden und Verwandten lebt. Zunahme statt Rückgang weiterlesen
Neuköllner Alltägliches
Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Neuköllner Tageblatt, Sonntag, 6.9.1925
Vermehrte Sauberkeit in den Zügen. Die noch immer sich wiederholenden Klagen über die Unsauberkeit in den Zügen, besonders in den Abortanlagen, haben, wie die Reichszentrale für Deutsche Verkehrswerbung erfährt, der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahngesellschaft Anlaß gegeben, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sauberkeit in den Zügen getroffenen Bestimmungen den Bediensteten erneut in Erinnerung zu bringen. Auch der Wasserversorgung in den Waschräumen soll von dem in Frage kommenden Personal besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden. Neuköllner Alltägliches weiterlesen
Ach ja, 100 Jahre Großsiedlung Britz
An den Problemen hat sich offenbar nichts geändert
Dem eklatanten Wohnungsmangel Berlins nach dem 1. Weltkrieg effektiv zu begegnen, war das vorrangige Anliegen des Schöneberger und späteren Berliner Baustadtrats Martin Wagner. Sein Ziel war es, trotz Hyperinflation, Bankenkrise und Arbeitslosigkeit in der Weimarer Republik, mit staatlicher Förderung und Obhut moderne lebenswerte Wohnsiedlungen mit für jedermann erschwinglichen Mieten zu bauen. Mit der Großsiedlung in Berlin Britz begann der soziale Mietwohnungsbau.
Artikel 155 der Weimarer Verfassung legte fest, »dass jedem Deutschen eine gesunde Wohnung, und allen deutschen Familien, besonders den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohn- und Wirtschaftsstätte« zustehe. Vor Baubeginn noch wurde aus politischen Gründen das Britzer Siedlungsprojekt zweigeteilt. Ab 1925 entstanden parallel zur Fritz-Reuter-Allee die Hufeisen- und die Krugpfuhlsiedlung. Eine Bekämpfung der Wohnungslosigkeit blieb unerreicht, auch die Mieten dieser Sozialbauten konnten sich die »minderbemittelten Volksklassen« nicht leisten, weshalb hier überwiegend Facharbeiter, Angestellte und Beamte einzogen. Ach ja, 100 Jahre Großsiedlung Britz weiterlesen
Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz
Teil V: 1946 – 1975
1946 Der RIAS (Rundfunk im Amerikanischen Sektor) in Britz nimmt seine Sendetätigkeit auf.
1948 Die im Krieg als Lazarett benutzte Schule an der Onkel-Bräsig-Straße nimmt den Betrieb wieder auf, neuer Name Fritz Karsen Schule, erster Leiter der Schulreformer Fritz Hoffmann.
1949 Gründung des Tennisclubs »Rot-Weiß-Neukölln« in Britz.
1950 Gründung des Tennisclubs »Blau-Weiß-Britz«. Britz hat 37.108 Einwohner und nur noch 50 Gärtnereien.
1951 Am Buschkrug wird die Körnersche Kiesgrube verfüllt und zu einem Park; dort wurden 16 Urnen aus vorgeschichtlicher Zeit gefunden und gesichert. Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen
Die Verdammten dieser Erde
Frantz Fanon als grundlegender Denker der Dekolonisation
Eine Gesellschaft ist entweder rassistisch oder sie ist es nicht. Ich kann sagen, Frankreich ist rassistisch, ich kann sagen, Europa ist rassistisch.
Aktuell kraftvolle Worte, die Frantz Fanon zur Zeit des aktiven französischen Kolonialismus zur Sprache bringt. Frankreich hatte Kolonien in der Karibik, in Afrika, in »Indochina«. Rund um die Welt ging der weiße Kolonialismus. Bis der harte bewaffnete Befreiungskampf Unabhängigkeit durchsetzte, und leider dann die neuen kolonialen Strukturen von Nord nach Süd entstanden.
Frantz Fanon ist weit mehr als ein Rechtfertiger von gewaltsamem Widerstand gegen koloniale Gewalt. Er war Arzt und als Psychologe tätig. So durchleuchtet er von allen Seiten den Zusammenhang von wirtschaftlichen Verhältnissen und den durchdringenden Auswirkungen auf die kolonisierten Menschen und die weißen Kolonisatoren. Das geht bis in die Sprache hinein, die Fanon genau unter die Lupe nimmt, um Rassismus aufzuzeigen. Die Verdammten dieser Erde weiterlesen
Warum nicht einmal »tschüüüsch« entdecken?
Ein kulinarischer und politischer Treffpunkt im Herzen Neuköllns, entdeckt von Fred Haase
Von außen wirkt es unscheinbar, doch wer durch die Tür des »tschüüüsch« tritt, spürt sofort die besondere Atmosphäre. Der Duft frisch zubereiteter Speisen mischt sich mit der warmen Gastfreundschaft von Besitzer Joan, und schnell wird klar: Hier geht es um mehr als nur Essen.
Joan ist 37 Jahre alt, stammt aus Norddeutschland und lebt seit 18 Jahren in Berlin. Vor 14 Jahren gründete er das Lokal, damals noch unter dem Namen »Café tschüüüsch«, mit der Idee, einen Ort zu schaffen, an dem sich Nachbarschaft und Welt begegnen können. »Ich wollte etwas gegen die Parallelgesellschaft tun. Die Leute kannten sich nicht, also brauchte es einen Treffpunkt«, erzählt er. Warum nicht einmal »tschüüüsch« entdecken? weiterlesen
Kaltes an heißen, Heißes an kalten Tagen
Viel Neues und Buntes, Süßes und Fettiges in der Reuterkiezgastronomie
Lecker Eis schmeckt auch ohne Sonne. Denken sich zurecht mehrere Eisdielennewcomer des ausgehenden Sommers im Reuterkiez. »Bioeis Mandarine« hat es sich und Bioeisfans mit einem Wagen und Sitzgelegenheiten in einer Nische auf der Hobrechtstraße 33 auf einem ehemaligen Parkplatz sehr orangefarben und gemütlich gemacht. Zweieinhalb Euro für ein Bällchen sind gewagt, die Fruchtigkeit und die Location sind aber gut.
»Ke Gusto?«, welche Geschmacksrichtung, fragt verspielt und freundlich das gleichnamige kleine helle Eiscafé an der Pannierstraße 57. Viele hausgemachte italienische Sorten, alles essenzielle, aber auch Lotus, Mojito, pechschwarzes, kokosiges »Black Hawaii« oder Bubblegum, für zwei Euro die Kugel, und unvergängliche Klassiker wie Milchshake und Spaghettieis laden zur Einkehr.
Schon länger prägen lange Schlangen die Bürknerstraßenfiliale (Hausnummer 13) des »Duo« mit seiner sizilianischen Eiscreme und Patisserie, gibt es hier doch Traditionen bewahrend und zugleich mit moderner »Food-Vision« produziertes Eis auf hohem Niveau. Aber letztlich haben natürlich auch all die anderen tollen Eisdielen in Neukölln herrliche süße Schleckfreuden parat. Kaltes an heißen, Heißes an kalten Tagen weiterlesen
Meze und Raki am langen Tisch
Nicht nur Frühstückshaus: »Uzun Masa«
»Uzun Masa« (in deutsch: Langer Tisch) ist nicht nur ein »Frühstückshaus«, wie es so viele und augenscheinlich immer noch mehr im Kiez gibt, es funktioniert auch als eine moderne Art Meyhane-Lokal. Meyhane, eigentlich persisch für »Weinhaus«, meint eine Taverne, wo es Alkohol zum Essen – oder umgekehrt – gibt.
Auf der Sanderstraße nahe des Kottbusser Damms, zwischen der noch neue Inhaber suchenden Bar »Alphonse« und einer sich androhenden Smash-Burger-Ketten-Filiale, ist das »Uzun Masa« aber ebenso Meyhane wie ein schickes Restaurant, und das von morgens bis gerade auch am Abend. Hier werden, wie im in der letzten Ausgabe beschriebenen »Mezos«, Mezze serviert – und es wird die »Tradition, gesund zu essen« gepflegt (die durchaus ölig sein kann), und das in stilvoll detailreicher und freundlich illuminierter Einrichtung mit Backsteinwänden, vielen Blumen, runden Deckenspiegeln und rankenden (Kunst-)Planzen. Meze und Raki am langen Tisch weiterlesen
Neukölln hat ein Müllproblem
Suche nach Ursachen und Gegenstrategien
Die Vermüllung des öffentlichen Raumes in Neukölln ist nicht zu übersehen. Die Verursacher des Mülls sind laut einer »Littering-Studie« divers, die Ursachen der Vermüllung breit gestreut: Die Anonymität der Großstadt, Konsumsucht, Verpackungsindustrie, To-go-Becher und -Schachteln, Firmen, die ihren Schutt abladen.
Die Entsorgung von Sperrmüll ist in Berlin mit Kosten verbunden.
Die »Berliner Stadtreinigungsbetriebe« (BSR) tun ihr Bestes. Eine Straßenreinigerin in Neukölln sagte im Podcast »Betriebsstörung«, dass die Arbeitsbelastung gestiegen sei. »Man sieht keinen Erfolg mehr. Man rennt dem Müll nur noch hinterher. Die Leute werden immer unverantwortlicher.« Je nach Stadtgebiet gibt es unterschiedliche Reinigungsklassen, unterschieden nach der Häufigkeit der Reinigung. Eine Straßeneingruppierungskommission legt alle zwei Jahre diese Reinigungsklassen fest. Neukölln hat ein Müllproblem weiterlesen
Sperling
Neuer Sperrmüll-Abholservice der BSR
Wer innerhalb des S-Bahn-Rings Sperrmüll loswerden möchte, aber kein Auto besitzt oder nur kleinere Dinge entsorgen möchte, kann ab sofort den Abholservice »Sperling« der BSR beauftragen. Er ist speziell für kleinere Mengen Sperrmüll gedacht und wird mit dem Elektro-Pedelec abgeholt. Das Angebot richtet sich an Privathaushalte, die Kosten belaufen sich auf 35 Euro pro Abholung. Der neue Service kann mit einer Vorlaufzeit von nur wenigen Stunden von Montag bis Samstag innerhalb von drei verschiedenen Zeitfenstern über die Internetseite der BSR gebucht werden. Abgeholt werden alle Arten von kleinem Sperrmüll mit einem maximalen Gesamtmaß von 160 mal 90 mal 130 Zentimetern.
Daneben gibt es die regelmäßigen Kieztage. Was 2018 auf Initiative des Bezirks gemeinsam mit der BSR als kleine Veranstaltung mit Tauschmöglichkeit und Sperrmüllabgabe begann, ist inzwischen ein berlinweites Erfolgsmodell. Das Konzept: Sperrmüll direkt vor der Tür loswerden und auf einem Tausch- und Verschenkmarkt gutes Gebrauchtes wie Spielzeug, Geschirr, Fahrräder oder Kleinmöbel an Nachbarn weitergeben. Beratung und Unterstützung erfolgt durch die BSR vor Ort. Was am Ende des Tages keinen Abnehmer gefunden hat, bekommt eine weitere Chance in der »NochMall«, dem BSR Gebrauchtwarenkaufhaus. Sperling weiterlesen
Der Blick in die Sterne
Fred Haase lässt in die Zukunft schauen Teil III
Kurzer Rückblick: Meine Frau überraschte mich zu meinem Geburtstag mit einem außergewöhnlichen Geschenk: einer Session mit einer Wahrsagerin aus Marzahn. Ich fragte diese schamlos, ob sie, statt mir die Zukunft vorherzusagen, nicht für die Leser von Kiez und Kneipe und ein Jahreshoroskop erstellen könnte. Sie war begeistert und hier ist es:
Widder: 21. März bis 20. April
Sie sind schon wieder ungeduldig. In diesem Jahr wird Ihr Selbstbewusstsein wirklich gefordert werden. Beim Schwarzfahren oder beim Erfinden von Ausreden, um den Sport zu schwänzen. Dabei sind Widder sehr sozial, bauen wie im Legoland Stein für Stein Freundschaften auf. Um Ihr Temperament zu spüren, sollten Sie ungeduldig durch trockene Heidelandschaften wandern, und dann spontan beim nächsten Wirtshaus eine Freundschaft mit einer Heidschnucke anstreben. Am 7. April, dem internationalen Bibertag, sollten Sie einen Baum fällen oder einen Bach stauen. Das gibt Energie für den Rest des Monats. Der Blick in die Sterne weiterlesen
Basteln mit Rolf
Korkenmann
Die Korkenfigur ist fast eine richtige Gliederpuppe. Es brauchte dafür 14 Wein- und einen Sektkorken, eine dünne Ahle, 4 Nägel, einen Seitenschneider, 2mm starken Aluminiumdraht, ein scharfes Messer und Lust zu Pfriemeln.
Alle »Glieder«-Korken werden mit der Ahle mittig durchbohrt. Durch dieses Loch wird dann der Aludraht geschoben, der so die Korkensegmente miteinander verbindet. Durch Anschrägen einiger Korkenenden und mittels des leicht biegsamen Aludrahtes werden sowohl der Kopf, als auch die Arm- und Beinelemente dreh- und biegbar. Die Hände und Füße sind extra zugeschnitten (s.Bild) und sind auch auf den Alu-Draht gesteckt. Nur die Korken des Oberkörpers sind, der Steifigkeit wegen, noch extra mittels der Nägel fixiert.
Fragen? rolf(ät)kuk-nk.de
Nebula
Flüchtiges in der Galerie im Saalbau
Das Unklare, Unbestimmte, nicht Fassbare ist das Thema der neuen Gruppenausstellung »Nebula«, die noch bis zum 21. September in der »Galerie im Saalbau« läuft.
Der Nebel: Eine Metapher für das unbekannte, Gefährliche. Das wird besonders deutlich in einer Videoarbeit, in der Filmszenen aus Kinofilmen zusammengeschnitten wurden, die im Nebel spielen, nur verschwommene Figuren zeigen, und dadurch eine geheimnisviolle, unheimliche Atmosphäre erzeugen. Andere Werke zeigen flüchtige Zustände, die sich permanent verschieben, Skulpturen, die sich bewegen und so ihre Form ändern. Wieder andere Skulpturen wirken seltsam verdreht, wie aus fremden Welten. Nichts in dieser Ausstellung ist eindeutig. »Die Ausstellung entzieht sich der Logik von Antwort und Ordnung, sie bleibt ein Raum der Schwebe«, heißt es im Begleittext.
mr