Neuköllner Puppentheater-Museum vor dem Aus

Mit Kasper, Hexen und Teufel ins Märchenland.  Foto: mr

Jetzt kann nur noch ein Wunder helfen

Seit 30 Jahren können große und kleine Puppenliebhaber märchenhafte Stunden mit Kasper, Zauberern, Rittern, Edelfrauen, Clowns, Hexen und Teufeln im Puppentheater-Museum in der Karl-Marx-Straße verbringen. Zahllose Handpuppen, Stabfiguren und Marionetten aus aller Welt – darunter auch echte Raritäten – sind hier versammelt. Mehr als 500 Theaterpuppen aus verschiedenen Epochen und Ländern hat der 2018 verstorbene Künstler Nikolaus Hein hier zusammengetragen.
Das Museum ist aber nicht nur ein Ausstellungsort, sondern auch ein Aufführungs- und Mitmachort. Auf einer kleinen Bühne werden regelmäßig Theaterstücke für Kinder und Erwachsene aufgeführt, die von unterschiedlichen Künstlern verantwortet werden. Neuköllner Puppentheater-Museum vor dem Aus weiterlesen

Voll Gut!

Vom Gelände der früheren Kindl-Brauerei geht weitere Belebung für das kulturelle, soziale und nachbarschaftliche Leben in Neukölln aus. Eine gemeinnützige Stiftung ermöglicht es einer Genossenschaft und wichtigen Initiativen, den Keller der Brauerei neu zu gestalten. Ein Erbbaurechtsvertrag sichert die Nutzung über 99 Jahre ab.
An der Rollbergstraße entsteht somit ein weiteres Projekt, welches ein Highlight für Neukölln, Berlin und auch die gesamte Republik darstellt, nach dem »Spore und dem »Publix« an der Hermannstraße.
Alle drei Gebäude sind durch Stiftungen ermöglicht worden. Das stellt sicher, dass die dortigen Mieten erschwinglich bleiben.
Angesichts dessen, dass anderweitig private Investoren die Gewerbemieten in die Höhe treiben, um maximalen Gewinn zu erzielen, braucht Neukölln solche Initiativen.

Thomas Hinrichsen

Wahlsensation in Neukölln

Ferat Koçak gewinnt das Direktmandat für die Linke

Neukölln hat bei der Bundestagswahl für eine veritable Überraschung gesorgt. Das erste Mal konnte die Linke mit ihrem Kandidaten Ferat Koçak in einem ehemals westberliner Wahlkreis ein Direktmandat erringen.


Mit 30,0 Prozent der Erststimmen hat er den Wahlkreis Neukölln gewonnen – ein Sieg, mit dem kaum jemand gerechnet hatte und der wohl auch auf den intensiven Haustürwahlkampf zurückzuführen ist. Mehr als 2.000 Aktive haben an über 139.000 Haustüren geklingelt und mit den Menschen im Bezirk gesprochen, heißt es von Seiten der Linken.
Erst 10,3 Prozentpunkte hinter Koçak folgt Ottilie Klein von der CDU mit 19,7 Prozent. SPD-Mann Hakan Demir, der bei der letzten Bundestagswahl das Direktmandat noch klar gewonnen hatte, schaffte es mit 18,8 Prozent nur auf den dritten Platz. Der Grüne Andreas Audretsch liegt bei 11,1 Prozent. Robert Eschricht von der AfD bekam 13 Prozent. Wahlsensation in Neukölln weiterlesen

Die U18 Jugend hat gewählt

Neuköllner Ergebnis unterscheidet sich klar vom Bundestrend

In Deutschland leben rund 14 Millionen Menschen unter 18 Jahren; die sind nicht wahlberechtigt. Damit auch sie ihre politischen Wünsche äußern können, werden vor jedem offiziellen Wahltermin außerschulisch U/18 Wahlen und an schulischen Einrichtungen Juniorwahlen abgehalten. 2025 gaben bundesweit 166.443 junge Menschen in 1.812 Wahllokalen ihre Stimme ab. In Berlin taten in 208 Wahllokalen das 31.359 und in Brandenburg gingen 5.259 junge Menschen in 51 Wahllokalen abstimmen.

Kollage aus U18 Wahlunterlagen.rr

Ihre Wahlergebnisse sind bei weitem nicht repräsentativ, da nicht automatisch alle Jugendlichen Zugang zu Wahlurnen oder Informationen dazu hatten. Angenommen, dass überwiegend nur die fünf ältesten Jahrgänge aller U18 Jugendlichen gewählt haben, wären das immer noch 3,5 bis vier Millionen Menschen. Somit lag die bundesweite Wahlbeteiligung bei etwa 4,5 Prozent. Dennnoch geben die Ergebnisse schon Aufschluss darüber, was diese Jugendlichen derzeit so bewegt. Die U18 Jugend hat gewählt weiterlesen

Gegen Hass und Hetze

BVV unterstützt queere Lokale

Mit einer Entschließung hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in ihrer Sitzung vom 26. Februar die Übergriffe auf die queeren Lokale »Das Hoven« und »Kleine Freiheit« verurteilt und die Sicherheitsbehörden aufgerufen, die Bedrohungslage ernst zu nehmen. Mehrmals wurde dort eingebrochen, das Restaurant verwüstet und die Mitarbeitenden queerfeindlich beleidigt, angegriffen und verletzt. Fassade und Scheiben wurden mit SS-Runen beschmiert. »Menschenhass und rechtsextremes Gedankengut haben in diesem Bezirk keinen Platz«, heißt es.
Die CDU hatte einen Änderungsantrag eingebracht, in dem der Appell an die Sicherheitsbehörden fehlte, weil das unterstelle, dass die Polizei nicht aktiv werde.
Schließlich wurde der Ursprungsantrag mit 27 Ja-Stimmen, 14 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen der 43 anwesenden Bezirksverordneten verabschiedet:
Mit den Stimmen von SPD, Grünen und Linken wurde ein Antrag der CDU abgelehnt, der forderte, »vor Umsetzung von Kiezblocks die Stellungnahmen von Rettungskräften in den Fachausschüssen vorzulegen«. Es sei bedenklich, wenn Feuerwehreinsätze nicht stattfinden können, weil Poller im Weg stehen, sagte Elfi Manteuffel (CDU). Die Planungen wurden in einem langen Prozess mit allen Beteilgten durchgeführt, einschließlich der Feuerwehr, begründete Marko Preuß (SPD) die Ablehnung. Dazu seien auch die Bezirksverordneten eingeladen. Der Antrag sei eher ein Versuch, das Konzept der Kiezblocks zu Fall zu bringen.

mr

Sie musste sterben, weil sie selbstbestimmt leben wollte

Gedenken an Hatun Aynur Sürücü

Vor zwanzig Jahren wurde Hatun Aynur Sürücü in Berlin auf offener Straße von ihrem eigenen Bruder erschossen, weil sie sich gegen die patriarchalen Strukturen ihrer Familie auflehnte, sich aus einer Zwangsehe befreite, eine Ausbildung machte, sich eine Zukunft aufbaute und ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. Er wollte nach eigener Angabe die Ehre der Familie wieder herstellen.

Tanzgruppe Centre Talma.Foto: mr

In einer von den Bezirksämtern Tempelhof-Schöneberg und Neukölln gemeinsam organisierten Gedenkveranstaltung im Check-In des Tempelhofer Flughafens wurde am 6. Februar an die Frau erinnert, die im Alter von 23 Jahren ihr Leben lassen musste.
»Das Gedenken an Hatun Sürücü ist eine Mahnung an uns alle, Gewalt gegen Frauen entschieden entgegenzutreten. Mit diesen Gedenkveranstaltungen wollen wir nicht nur an sie erinnern, sondern auch auf die fortwährende Dringlichkeit hinweisen, geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen«, sagte Jörn Oltmann, Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg. Sie musste sterben, weil sie selbstbestimmt leben wollte weiterlesen

Kein Müll mehr auf den Straßen von Neukölln?

Einweg-Verpackungssteuer könnte helfen

Neukölln gilt als der dreckigste Bezirk Berlins. Warum ist das so und wie stehen die Aussichten auf Besserung?
Es gibt viele Möglichkeiten zu müllen, zum Beispiel: Was sich tagsüber im Auto angesammelt hat, fliegt abends in die Gosse. Vom Imbiss landen die Pappen auf Fensterbrettern, Verteilerkästen oder an Bäumen. Der Müll wird neben dem Müllcontainer abgelegt, der wegen zugeparkter Ausfahrt nicht abgeholt wird.

Coffee-to-wirf-weg.   Foto: mr

Beliebt für den Abwurf ist auch die Umgebung von Bushaltestellen, wo die Imbissdichte am höchsten ist. Hier hat die BVG vor einigen Jahren den Abbau der Papierkörbe verfügt, um den Müll von den Fahrplänen fernzuhalten.
Die BSR versucht neben den orangenen Abfallbehältern – in Parks und im Wald auch hüft­hoch in giftgrün oder grau – mit immer größer werdendem Volumen vergeblich nachzukommen.
Angebote zum Sperrmüll sind unzureichend beziehungsweise werden eher missverstanden. Kein Müll mehr auf den Straßen von Neukölln? weiterlesen

Wenn der Kochherd schweigt

»Die Linke« fordert Verbot von Energiesperren

»Es bleiben zunehmend Kartoffeln in der Kiste liegen.« Das berichtet Uschi Sachs von der Berliner Tafel der »taz«. Sie vermutet, es liege an Energiesperren. In die Neuköllner Magdalenkirche »kommen auch immer mehr Alte«. In der Praxis leiten GASAG und Vattenfall ab einen Zahlungsverzug von 150 Euro den Sperrprozess ein. Bei der Ankündigung der Sperrung lag der Rückstand der Haushalte im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 1.118 Euro.

Nicht romantisch, wenn der Strom weg ist.Foto: mr

Insgesamt ist 2024 die Zahl der Abschaltungen in Berlin drastisch auf 9.731 Stromsperren gestiegen, die Gassperren gingen leicht auf 1.130 zurück. Vattenfall drohte letztes Jahr insgesamt 57.580 Haushalten die Sperre an. Es zeigt sich ein Anwachsen der Energiearmut.
Das ergab eine Anfrage der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus an den Senat. Wenn der Kochherd schweigt weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Sonntag, 1.3.1925
Aus Anlaß des Hinscheidens des Herrn Reichspräsidenten Ebert hatten gestern die öffentlichen und zahlreiche Privatgebäude Neuköllns halbmast geflaggt. Die Todesnachricht wurde in Neukölln außerordentlich schnell bekannt. Schon um 10.30 Uhr konnten wir durch Aushang vor unserer Geschäftsstelle die Trauerkunde mitteilen, die allenthalben herzliche Teilnahme hervorrief. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Vollgut Genossenschaft schafft lebendiges Zentrum

Komplex am Rollberg bringt Organisationen zusammen

Für den Brauereikeller auf dem Kindl-Gelände ist Ende 2024 ein Erbbaurechtsvertrag über die kommenden 99 Jahre unterschrieben worden. Vertragspartner sind die Vollgutgenossenschaft und die Eigentümerin von Grund und Boden, die gemeinnützige Stiftung Edith Maryon, die dies möglich gemacht hat. Die Ausrichtung der Genossenschaft ist gemeinnützig und gemeinwohlorientiert. Es gibt bereits zahlreiche Mitglieder aus den Bereichen Kultur, Handwerk, Kunst, Bildung, Produktion, Sport und Soziales. Zwar sind schon 90 Prozent der Flächen vergeben, aber für die verbleibenden zehn Prozent können sich noch Interessenten bewerben.

viel Platz im Untergrund.  Foto: mr

Die Mitglieder sind zu großen Teilen etablierte Organisationen aus der queeren, migrantischen und Kulturszene. So ist das »SchwuZ« seit 45 Jahren ein bedeutender Ort für queere Kultur und Community-Arbeit. Auch die »filmArche«, die größte selbstorganisierte Filmschule Europas, wird im Vollgut ein neues Zuhause finden. Ergänzt werden die kulturellen Angebote durch beispielsweise einen Sportraum von der Muay-Thai-Gruppe der Naturfreunde Berlin sowie lokales Handwerk, darunter eine Holzwerkstatt und eine Textildruckerei. Vollgut Genossenschaft schafft lebendiges Zentrum weiterlesen

Förderungfürs Ehrenamt

Engagierte Menschen, Initiativen oder Vereine aus Neukölln können für ihr ehrenamtliches Projekt im Kiez ab sofort Fördermittel in Höhe bis zu 3.500 Euro beim Bezirksamt Neukölln beantragen. Das Bezirksamt Neukölln unterstützt ehrenamtliche Vorhaben im Kiez im Rahmen des FEIN-Programms.
Das Programm ist auf eine große Bandbreite an Projekten ausgerichtet. Der Schwerpunkt liegt auf ehrenamtlichem Engagement, und das Vorhaben findet im (halb)öffentlichen Raum zur Stärkung der Gemeinschaft in Neukölln statt. Die Fördermittel können ausschließlich für Sachmittel, nicht für Honorar- oder Personalkosten eingesetzt werden. Es sind zudem nur Projekte förderfähig, die außerhalb von Quartiersmanagement-Gebieten umgesetzt werden.

pm
Weitere Informationen zum FEIN-Programm, den Fördervoraussetzungen sowie das Antragsformular finden Sie unter: www.berlin.de/ba-neukoelln/politik-und-verwaltung/beauftragte/eu-angelegenheiten/artikel.788512.php
Anträge können zu zwei Fristen bis zum 15. März 2025 und bis zum 31. Mai 2025 beim Bezirks­amt eingereicht werden.
Per E-Mail an: fein@bezirksamt-neukoelln.de

Filme, Fetisch, Frühstück und Fassbiere

Wo Weserkiez den Wildenbruch trifft

Dass die Weserstraße sich seit vor rund 20 Jahren zu einer attraktiven, vielfältigen Verlustigungsmeile entwickelt hat, ist längst international und manchem Anwohner leidlich bekannt. Auf den 1,7 Kilometern finden sich doch aber auch Ecken, wo das Zusammenspiel der Zeitgeiste noch ein Quäntchen mehr zu Tage und Nachte tritt –und beflügeln kann. An der Kreuzung zur nach Ernst Adem von Wildenbruch, einem vor 180 Jahren in Beirut geborenen Schriftsteller und Diplomaten, benannten Straße, werden fast rund um die Uhr alle Sinne bespielt.

DJ-TIME im »Sysifass«.    Foto: hlb

Das »Wolf Kino«, im Februar 2017 eröffnetes Kiez-Programmkino mit zwei kuscheligen Sälchen und Berlinale-Bedeutung, ist auch kommunikatives Barcafé samt Mittagstisch. Die Film­auswahl ist qualitativ top und blockbusterfern, hier stehen das zeitgenössische künstlerische Filmschaffen, Historisches und kuratierte Programme, auch für Kinder, im Vordergrund. Ein Muss für Cinephilisten.
Das »Café Bäckerei Mona Lisa« gegenüber befriedigt schon morgens ab 7 Uhr solide jedwede Kaffee-, Kuchen-, Frühstücks-, Suppen-, Saft-, Vegan- oder Ha­ferwünsche; hip, weil unbemüht unhip. Filme, Fetisch, Frühstück und Fassbiere weiterlesen

In Rudow ist Musike

Empfehlung von Fred Haase

Die Alte Dorfschule Rudow ist seit mehr als 20 Jahren eine feste Größe im Kulturbetrieb. Das 1890 errichtete Gebäude ist Berlins zweitältester erhaltener Schulbau im neugotischen Stil. Im Frühjahr 2001 endete der reguläre Schulbetrieb; es begann ein neuer Abschnitt für das geschichtsträchtige Bauwerk.

Alte Dorfschule.Foto: Fred Haase

Die Räumlichkeiten werden von dem ehrenamtlich arbeitenden Verein »Alte Dorfschule Rudow e.V.«, der Volkshochschule, der Musikschule und dem Rudower Heimatverein, der in der ehemaligen Turnhalle seine Ausstellungen zeigt und historische Vorträge organisiert, genutzt.
Die Angebote durch die ehrenamtlichen Mitarbeiter bieten eine große Vielfalt an kulturellen Aktivitäten und sind Garant für abwechslungsreiche Stunden. Klassik, Blues, Folk, Chanson werden mehrmals im Monat durch wunderbare Konzerte mit tollen Musikern geboten. Es gibt auch zwei bis drei große Open-Air-Konzerte im Hof der Dorfschule. Bei Kindern und Eltern sind die Veranstaltungen mit Kindertheater, Puppenspieler oder Zauberer an Sonntagnachmittagen sehr beliebt. In Rudow ist Musike weiterlesen

Neukölln-tschechische Erinnerung

Eine neue Wanderausstellung braucht Unterstützung

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Aus diesem Anlass wollen »Komed e.V« (Strohballrollen-Organisatoren) und die »Freunde Neuköllns« zusammen mit den tschechischen Partnerstädten von Neukölln (Prag-5 und Usti nad Orlici) eine Wanderausstellung erstellen, die sich auf historische Orte fokussiert, an denen wir im Alltag vorbeigehen. In Neukölln sind das unter anderem das 1945 gesprengte Karstadt-Gebäude, das Frauen-KZ in der Sonnenallee oder das kirchliche »Friedhofslager« an der Hermannstraße. In Prag wurden 9.801 Kirchenglocken aus Böhmen und Mähren gesammelt, um sie zu Kanonen einzuschmelzen. Begleitet wird die Ausstellung von Begegnungen aus beiden Ländern.

Symbolbild

Zur Ko-Finanzierung wurde bei der Volksbank eine Crowdfunding-Aktion gestartet, bei der die Bank jede Spende verdoppelt. Auf diese Weise sollen 5.000 Euro durch 50 Personen bis zum 16. März zusammenkommen.
Jetzt ist die geneigte Leserschaft gefragt, denn es fehlen noch etliche Leute, die das Projekt unterstützen.
Und so geht’s: Auf www.viele-schaffen-mehr.de/Projekte/Übersicht, nach »Niemals wieder!« suchen und spenden.
Jeder einzelne Euro zählt.

pm

Aus allen Wolken fallen

Miriam Höllers Kampf zurück ins Leben

Der Titel des Buches klingt zunächst missverständlich. Bei der Lektüre des Werkes wird aber von Anfang an klar, dass Miriam Höller nicht für Ungerechtigkeit plädiert, sondern dafür, die Gestaltung des Lebens aktiv und positiv in die eigenen Hände zu nehmen. Sie erzählt ihre eigene Geschichte und verbindet das mit reflektierenden und ermutigenden Ratschlägen.
Das Buch liest sich spannend wie ein Bildungsroman
Ihr berufliches und privates Leben kleidet sie traumhaft aus, als Realität harter Arbeit. Mit Achtzehn gelingt ihr der internationale Durchbruch als Stuntfrau, sie sieht sich dabei als »die eigentliche Heldin«. Obwohl sie als blonde Frau einmeterachtzig groß ist, etabliert sie sich auf Anhieb als »Die Frau mit den Feuerflügeln« und kreiert ihre eigene Mode. Dann passiert bei einem Fotoshooting für Damenunterwäsche ihr schwerer Unfall. Sie stürzt ab und und bricht sich beide Füße. Einige Monate später stürzt ihr Lebensgefährte, der österreichische Air Race Pilot Hannes, mit dem Hubschrauber tödlich ab. Schwere Trauer und Depression folgen. Und der Wendepunkt kommt.
Miriam Höller arbeitet an ihrer körperlichen Genesung, doch ebenso intensiv an ihrer mentalen Heilung aus dem tiefen Loch der Depression. Aus allen Wolken fallen weiterlesen

Frauenpower in der Kunst

Neuköllner Kunstpreis setzt Zeichen für Anerkennung

In einer feierlichen Zeremonie im Heimathafen Neukölln wurde am 14. Februar der Neuköllner Kunstpreis vergeben. Mit diesem Preis würdigt der Fachbereich Kultur in Kooperation mit dem Kulturnetzwerk Neukölln e.V. und der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH seit 1917 die herausragende Kunstproduktion in Neukölln.

Die Siegerinnen Asako Shiroki, Rita Adib, Ida Lawrence.    Foto: mr

Aus rund 100 Bewerbungen von Künstlern, die in Neukölln leben oder arbeiten, hat die fünfköpfige Fachjury insgesamt acht Künstlerinnen nominiert. Das Besondere in diesem Jahr: Es wurden ausschließlich Frauen ausgewählt, ein bedeutendes Zeichen für die Anerkennung und Förderung weiblicher Kunstschaffender. Frauenpower in der Kunst weiterlesen

»Neo-Pastorale«

Flora und Fauna sind nicht nur romantisch

Im Eingangsraum zur aktuellen Ausstellung »Neo-Pastorale« im Kunstverein Neukölln fällt sofort eine große Installation von Heiko Sievers auf. Ein überdimensionierter Regenwurm hängt an einem Haken, gehalten durch einen Gummiring. Er erreicht einen pyramidenförmigen Haufen schwarzer Erde nicht, Erde, in der er einst gewühlt haben mag. Es mutet an, als hinge er an einem Fleischerhaken.

Romantisches von Marte Kiessling.Foto: pr

Rechts an den Wänden geht es farbig zu. An zwei Wänden ist die zärtliche Collage von Marte Kiessling zu sehen, eine bunte Pflanzenwelt, niedlich anmutend. Allerdings hat die Künstlerin die Collage aus Plastikabfällen geformt. Können Menschen vielleicht auch ihre Schäferstündchen in künstlicher Natur abhalten, so die Frage. »Neo-Pastorale« weiterlesen

Neuköllner Zeitreise

Friedhöfe als Spiegel der Geschichte

2025 ist das Jahr der Britzer Jubiläen. Im Rahmen der »650 Jahre Britz« gibt es eine Vielzahl von erinnerungswürdigen Ereignissen. In diesem Rahmen stehen die Führungen der 15. Neuköllner Zeitreise über die Britzer Friedhöfe. An dieser Stelle soll die Aufmerksamkeit auf dem Friedhof an der Buschkrugallee liegen.

Friedhof Buschkrugallee.   Foto: Werner Schmidt

1875 wurde der Friedhof angelegt. Notwendig wurde der Schritt durch das starke Bevölkerungswachstum von Rixdorf, das auf dem Weg von einem verschlafenen Bauerndorf zu einer Großstadt war. Das führte unweigerlich zu der Anlage eines neuen Friedhofs. Der Friedhof an der Kirchhofstraße reichte nicht mehr aus. Da die Grundstückspreise innerhalb der Rixdorfer Gemarkung zu hoch waren, entschied sich die Rixdorfer Gemeinde-Vertretung zum Erwerb eines Grundstücks in Britz. Diese Entscheidung wurde konträr diskutiert, weil die Entfernung kritisiert wurde. Neuköllner Zeitreise weiterlesen

Basteln mit Rolf

Schmetterlingslesezeichen

Für die, die heute noch Bücher lesen, hier ein Lesezeichen. Es braucht ein Blatt weißes Papier, ein Lineal, einen Bleistift, Farben, eine Schere und Lust zum Pfriemeln.
Zuerst ein Quadrat zeichnen, Seitenlänge 4 cm, ausschneiden und mittig falten. Auf dieses Rechteck (4 cm x 2 cm) einen halben Schmetterling mit dem Körper zur gefalteten Seite zeichnen. Ausschneiden (unsere Schablone). Nun ein Rechteck zeichnen (10 cm x 1,5 cm). Rechts wie links unsere Schablone (Foto) anlegen und den Umriss malen, die Hälften konturieren und bemalen. Nach dem Trocknen alles ausschneiden und mittig so falten, dass die Bilder aufeinander liegen. Beide Flügelhälften so auffalten, dass nun der ganze Falter sichtbar ist. Wird das darunter liegende Lesezeichen ganz in ein Buch gesteckt, schaut oben oder an der Seite nur der Schmetterling raus. Beim Auseinanderziehen der Flügel öffnet sich das Buch.
Hilfe? rolf(at)kuk-nk.

Erfolg mit Trauerflor

Tasmania startet mit Sieg – Ehrenpräsident verstorben

Trotz der laufenden Vorbereitung stand im Februar der Fußball beim »SV Tasmania« weniger im Mittelpunkt. Das lag zum einen an der traurigen Nachricht, dass Ehrenpräsident Detlef Wilde am 7. Februar nach längerer Erkrankung im Alter von 75 Jahren verstorben war.

Detlef Wilde.     Foto:Hagen Nickelé

Nicht nur in seiner Zeit als Präsident der Neuköllner, die alleine zwei Jahrzehnte andauerte, sondern auch in anderen Tätigkeiten bis hin zum Jugendtrainer machte sich Wilde um den Verein verdient. Und ja, als Vereinschef sprang er auch finanziell ein, wenn sein Herzensverein mal in der Klemme steckte. Als »Präsi« war er dabei der Typ alter Schule, mit Prinzipien und Konsequenz – Spieler, die nur auf möglichst hohe Zahlungen aus waren, hatten bei ihm keine Chance. Dafür war auf Wildes Zusagen und Handschlag stets Verlass. Im Angesicht der aufkommenden Erkrankung und seiner Folgen reichte er 2020 das Zepter weiter und suchte seinen Nachfolger Almir Numic mit aus, um Tas­mania in gute Hände weiterzugeben. Bei der 50-Jahr-Feier drei Jahre später mit Vertretern des Bezirks im Werner-Seelenbinder-Sportpark hatte er bereits unverkennbar zu kämpfen, so dass sein Tod nun – wenn man das so sagen darf – auch den Aspekt der Erlösung mit sich gebracht haben dürfte. Erfolg mit Trauerflor weiterlesen

Petras Tagebuch

Wer den Schaden (nicht) hat…

Meine Waschmaschine ging kaputt. Da ich eine »Eumenia« habe, ein österreichisches Modell, das schon seit vielen Jahren nicht mehr hergestellt wird, machte ich mich auf die Suche nach Mechanikern, die sich auf diese Marke spezialisiert haben. Ich wurde fündig.
Ein Anruf, und ein zeitnaher Termin wurde vereinbart. Pünktlich zum Termin rief mich die Firma an und sagte mir, dass der Kollege erstmal schnell ins Krankenhaus muss, denn er habe einen Starkstromschlag abbekommen. Das habe ich gut verstanden.
Eine Stunde später waren diese beiden Herren in meiner Wohnung. Bevor sie sich die Waschmaschine ansahen, entdeckten sie einen Wasserschaden in der Wand, durch die die Wasserleitungen gelegt sind. Und tatsächlich: Ich fühlte an der Wand Feuchtigkeit. Das versetzte mich in Angst und Schrecken, denn ich wollte nicht als Verursacher eines größeren Wasserschadens im Haus verantwortlich sein. Petras Tagebuch weiterlesen

Königlicher Besuch im Rathaus

Sternsinger 2025 singen für Kinderrechte in aller Welt.    Foto: mr

Sternsinger hinterlassen ihre Segenswünsche

Als die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet, besuchten Neuköllner Sternsinger in Begleitung des Pfarrers Kalle Lenz von der St. Christophorus-Kirchengemeinde das Neuköllner Rathaus, wo sie von Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Jugendstadträtin Janine Wolter empfangen wurden.
Als Zeichen ihres Besuchs hinterließen die Sternsinger an der Tür zum Bürgermeisterbüro ihre traditionelle Segensbitte, die von den Jahreszahlen umrahmten Buchstaben C M B, die Abkürzung für »Christus Mansionem Benedicat«. Übersetzt bedeutet das: »Christus segne dieses Haus«. Königlicher Besuch im Rathaus weiterlesen

Es geht nurzusammen

Es ist ermutigend zu lesen, dass Mieter sich zusammenschließen gegen den Verkauf ihrer Häuser, gegen ungerechtfertigte Mieterhöhungen, gegen den Verfall, um nur einige Anlässe zu nennen. Schon bei der Gefahr des Hausverkaufs stoßen sie im Bezirk auf offene Ohren. Zum Beispiel bei Jochen Biedermann, Baustadtrat (DIE GRÜNEN). Er hilft und tut vieles, was rechtlich möglich ist, um Wege aufzuzeigen, wie Mieter unter angemessenen Bedingungen in ihren Wohnungen bleiben können.
Vielleicht hat es auch mit den Mieterzusammenschlüssen zu tun, dass sich nun mehrere Bezirke zusammenschließen, um sich gegen Wucher, unlauteres Verhalten der Hauseigentümer und für den Schutz der Bezirksbewohner zu engagieren.
Es sieht tatsächlich so aus, dass es sich lohnt, für die eigenen Interessen zu kämpfen. Die Bezirkspolitik hat das verstanden und tritt jetzt auch als Interessenvertreter für Mieter gegen Hausverkäufe auf, für eine Vergesellschaftung.

Petra Roß

Vom Friedhof ins Museum

Die BVV entscheidet über die Zukunft des »Hererosteins«

Im vergangenen Jahr fand ein intensiver Dialog mit der Zivilgesellschaft über den zukünftigen Umgang mit dem sogenannten »Hererostein« auf dem Friedhof am Columbia­damm statt, an dem auch Aktivisten und Künstler aus Namibia teilnahmen. Der Stein erinnert an die deutschen Schutztruppensoldaten, die zwischen 1904 und 1908 am Völkermord an den Herero und Nama beteiligt waren. Die Teilnehmer der diversen Diskussionsveranstaltungen waren vom Gedanken, den Stein zu entfernen, weitgehend abgerückt. Matthias Henkel, Leiter des Museums Neukölln, hatte deshalb vorgeschlagen, den Findling an Ort und Stelle zu belassen, aber um 180 Grad zu drehen und damit zu seinem eigenen Gegendenkmal zu machen.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat in ihrer Sitzung am 22. Januar nun aber anders entschieden. Mit den Stimmen der SPD, Grünen und Linken wurde beschlossen, den Stein vom Garnisonsfriedhof Columbiadamm zu entfernen und einem Museum zur Verfügung zu stellen. Eine Informationsstele am bisherigen Standort soll an die Debatten um das Gedenken erinnern. Vom Friedhof ins Museum weiterlesen

Die dunkle Geschichte der alten Frauenklinik

Ein erinnerungskultureller Rundgang

Wo heute hochpreisige Wohnungen vermarktet werden, kamen bis vor zwanzig Jahren noch Babys auf die Welt.
Um die Geschichte der »Landesfrauenklinik & Hebammenlehranstalt« am Mariendorfer Weg wieder ins Gedächtnis zu rufen, lud Matthias Henkel, Leiter des Museums Neukölln, gemeinsam mit Kulturstadträtin Janine Wolter am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, zu einem erinnerungskulturellen Rundgang. Begleitet wurden sie von Thorsten Eckert, Prokurist der »Avila Management & Consulting AG«, dem Eigentümer des Geländes, und Robert Parzer, Historiker am Deutsch-Polnischen Haus, der über die Geschichte des ehemaligen Krankenhauses referierte.

Schmucke Fassade, dunkle Geschichte    Foto: mr

Das Krankenhaus, das bei der Eröffnung 1917 als eine der fortschrittlichsten Kliniken ihrer Zeit galt, wurde während der Zeit des Nationalsozialismus zum Zentrum für Zwangssterilisationen. Auf Grundlage des am 14. Juli 1933 erlassenen »Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses« wurden bis 1945 etwa 400.000 Menschen, die an einer körperlichen Behinderung oder geistigen Krankheit litten oder nur im Verdacht einer solchen standen, zwangsweise sterilisiert.
Auch die Ausbildung der Hebammen erfolgte im Sinne der Rassenhygiene. Das bedeutete, dass sie angehalten waren, sogenannte missgebildete Säuglinge zu melden. Oft wurden diese Kinder dann Opfer der Euthanasie-Verbrechen. Die dunkle Geschichte der alten Frauenklinik weiterlesen

Direktkandidaten für den Bundestag

Redaktionelle Anmerkung und Fragen

an Hakan Demir (SPD) und Andreas Audretsch (Bündnis 90 / Die Grünen)

Für die Wahl zum Deutschen Bundestag stellt die Kiez und Kneipe Neukölln in der aktuellen und der folgenden Ausgabe den Neuköllner Direktkandidaten ausgewähl­ter Parteien Platz zur Verfügung, um sich selbst darzustellen.

Der Reichstag – Sehnsuchtsort der Politiker.   Foto: mr

Befragt werden die Kandidaten von SPD, GRÜNEN, CDU und LINKEN. Diese Parteien haben wir bewusst ausgewählt.
Wir haben eine Blattlinie und eine gewisse Richtung unserer Berichterstattung. Da wir unsere Verantwortung im Meinungsbildungsprozess sehr ernst nehmen, behalten wir uns vor, wie viel Platz wir der Berichterstattung über Parteien einräumen.
Dieser Platz, den wir den Parteien einräumen, ist Pressearbeit. Unsere Redakteure arbeiten alle unentgeltlich, somit handelt es sich um freie Pressearbeit. Auch hierdurch behalten wir uns vor, wie viel Platz und Aufwand wir der Berichterstattung über gewisse Phänomene und Gruppierungen gewähren. Einigen möchten wir dies bewusst nicht für ihre Selbstdarstellung zur Verfügung stellen. Direktkandidaten für den Bundestag weiterlesen

Wahl zum deutschen Bundestag

Kurzer Wahlkampf fordert erhöhte Aufmerksamkeit der Wähler

Am 23. Februar 2025 wird der Bundestag vorzeitig neu gewählt. Nach zerbrochener Koalition und verlorener Vertrauensfrage. Mit verkürzten Fristen bei Kandidatenaufstellung, Eintrag ins Wählerverzeichnis und Briefwahl.
Für die Wahlkämpfer bedeutet das einen Winterwahlkampf. Ab dem 12. Januar durfte bei Minusgraden plakatiert werden. Stände und Haustüraktionen fordern besonderes Durchhaltevermögen. Durch die gesetzte Dauer einer Wahlperiode wird das wohl auf längere Zeit so bleiben.
Mit der Wahldurchführung tat man sich in Berlin nicht immer leicht. Es galt in kurzer Zeit Wahlhelfer zu mobilisieren und Stimmzettel zu drucken. Wahl zum deutschen Bundestag weiterlesen

»Bekämpfen!–Entzaubern?–Verbieten?«

Eine Podiumsdiskussion zum Umgang mit der AfD

80 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gewinnt mit der AfD eine Partei an Einfluss, die nicht nur die Verbrechen des Nationalsozialismus relativiert, sondern auch völkisches Denken und Handeln enttabuisiert. Ihre rassistische Hetze beeinflusst staatliche Politik bereits heute, von den Kommunen bis zur Europaebene.
Viele Demokraten unseres Landes stellen sich die Frage, wie die rechtsextremen Bestrebungen der AfD am besten bekämpft werden können.

Fabian Georgi, Hakan Demir, Jürgen Schulte (Hufeisern gegen rechts.     Foto: mr

Unter der Überschrift »Bekämpfen! – Entzaubern? – Verbieten?« hat deshalb die Initiative »Hufeisern gegen rechts« zu einer Podiumsdiskussion mit Hakan Demir (Neuköllner SPD-Bundestagsabgeordneters) und Fabian Georgi vom »Kommitee für Grundrechte und Demokratie« in den Gemeindesaal der Hephata-Kirche eingeladen. »Bekämpfen!–Entzaubern?–Verbieten?« weiterlesen

Neuköllner Stadtnatur-Ranger auf Tour

Vier Frauen vermitteln Stadtgrün

Drei Viertel aller Deutschen leben in Städten. Während in der ausgeräumten Kultur- und Agrarlandschaft um sie herum die Artenvielfalt zunehmend abnimmt, wächst sie auf städtischem Grün beständig. Jedes Stadtgrün zählt, weil ausreichend Natur, besonders in den dichtbesiedelten Ballungsräumen, ein Garant für Lebensqualität, Wohlergehen und Gesundheit für die darin lebenden Menschen ist. Stadtgrün wird zunehmend zum Hotspot für die Artenvielfalt. Um überhaupt weiter überleben zu können, sind Tiere wie Pflanzen gezwungen, in Städte umzuziehen. Inzwischen sind in Berlin schon 20.000 Tier- und Pflanzenarten erfasst und täglich werden weitere entdeckt.

Meike Borchert (2. von rechts), Tjorven Tenambergen, Géraldine Döring und Cynthia Leuckhardt.    Foto: © Stiftung Naturschutz Berlin

Die bundesweit agierenden »Stadtnatur-Ranger« sind ein einmaliges Angebot der »Stiftung Naturschutz Berlin« (SNB) und des Bezirks­amtes Pankow. Deren Teams sind nun in allen Berliner Bezirken aktiv. Vier von ihnen sind in Neukölln unterwegs. Heidrun Grüttner von der Stiftung Naturschutz ist froh, dafür geeignetes Personal gefunden zu haben: »Wir haben Biologen, Geologen, Landschaftsplaner, Geografen, manche mit umweltpädagogischer Zusatz­ausbildung – alle mit Hochschulabschluss.« Neuköllner Stadtnatur-Ranger auf Tour weiterlesen

Klimaresiliente Hasenheide auf der Zielgeraden

Der letzte Bauabschnitt beginnt

Das Bezirksamt Neukölln beginnt derzeit mit dem vierten Bauabschnitt des Projekts »Klimaresiliente Hasenheide«. Im Fokus dieses letzten Bauabschnitts steht der westliche Teil des Parks. Hier soll die Vegetation ge­stärkt, die Aufenthaltsqualität verbessert und die ökologische Funktion des Parks langfristig gesichert werden. Das Projekt soll den Volkspark Hasenheide gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels widerstandsfähiger machen.

Weniger Matsch, mehr Gras.   Foto: mr

Der durch Veranstaltungen stark beanspruchte Boden der Tälchenwiese wird aufgelockert, um bessere Wachstumsbedingungen und eine verbesserte Regenwasserversickerung zu erreichen. Es erfolgen Neupflanzungen von Bäumen, Sträuchern und Stauden an den Rändern sowie eine Neuansaat der Wiese. Zusätzlich werden neue Bänke und Tischtennisplatten aufgestellt.
Am Fuß der Rixdorfer Höhe werden zur Stärkung des Baumbestandes junge Bäume, Sträucher und eine Hecke gepflanzt. Zum Schutz der Vegetation und zur Vermeidung unerwünschter Trampelpfade werden Benjeshecken angelegt. Ein erodierter Weg wird durch eine verbesserte Entwässerung gesichert. Auf der Rixdorfer Höhe selbst entstehen neue Bänke sowie ein Calisthenics-Gerät für Sportbegeisterte. Klimaresiliente Hasenheide auf der Zielgeraden weiterlesen

Schutz vor Verkauf und explodierenden Mieten

Mieterinnen und Mieter vernetzen sich zur Gegenwehr

Der Berliner Immobilienmarkt ist weitgehend nicht  reguliert. Was für wenige ein profitables Geschäft ist, sorgt bei den Mieterinnen und Mietern für zunehmende Armutsgefahr, denn die Mieten sind sehr hoch und bezahlbare Wohnungen kaum zu finden.

Flächendeckend AirBnB.

In Berlin geht es um den Fortbestand der Mietpreisbremse, die der Bundestag beschließen muss, damit diese weiter besteht. »Es ist ein unerträglicher Zustand, dass hohe Mieten für immer mehr Menschen in Deutschland zur Armutsfalle werden«, sagt Michaela Engelmeier vom Sozialverband Deutschland.
Der Bundesgerichtshof hat derweil höchstrichterlich entschieden, dass die Berliner Mietpreisbremse rechtens ist. Demnach dürfen die Mieten höchstens zehn Prozent über der ortsüblichen Miete liegen.
Zu den wenigen Profitierenden zählt in Berlin die »Preig AG«. Ihr gehören die Häuser an der Innstraße 45 und 47. In ganz Berlin ist diese Aktiengesellschaft auf Einkaufstour von Altbauten und plant den Börsengang, so berichtet das »Mieterecho«. Die dortigen Mieter, die schon lange in den Häusern wohnen, wehren und vernetzen sich gegen den möglichen Verkauf ihrer Wohnungen und halten Kontakt zur Politik. Schutz vor Verkauf und explodierenden Mieten weiterlesen

Vier Bezirke kooperieren

Gemeinsam gegen Wohnungsnot

Die Umwandlung von Wohnraum in Eigentumswohnungen ist in Berlin weit vorangeschritten. Viele Menschen werden durch Eigenbedarfskündigungen aus ihren Wohnungen und ihrem sozialen Umfeld verdrängt. Um die Wohnungsnot zu stoppen, die durch Umwandlung und Eigenbedarfskündigungen entsteht, wollen die Bezirksämter Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Neukölln und Pankow gemeinsam mit dem »Berliner Mieterverein« betroffene Mieter:innen im Rahmen eines Projektes beraten und informieren. Außerdem soll das Problembewusstsein zum Thema Umwandlung vertieft und ver­stärkt werden. Parallel werden die Projektpartner vom Gesetzgeber Instrumente und gesetzliche Reformen zur Entschärfung der Problemlage einfordern. Vier Bezirke kooperieren weiterlesen

Polizei und Polizieren bei Jugendlichen

Ein Feature von Thomas Hinrichsen

»Sie fahren mit Blaulicht.« Gemeint ist die Polizei. Das sagen junge erwachsene  Männer. Sie stehen vor einem Postcafé an der Schillerpromenade und sind besorgt, ob die Ordnungskräfte an anderer Stelle vielleicht repressiv werden.
Polizeibekannt sind sie, weil sie vielfach nach dem Ausweis gefragt werden. Dem hellhäutigen Autor dieses Features ist das in 22 Jahren Neukölln nicht einmal bei einer Verkehrskontrolle passiert. Die Szene ereignet sich eine Woche vor Silvester. Polizei und Polizieren bei Jugendlichen weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Sonntag, 1.2.1925
Gegen unerlaubtes Platzfreihalten in den Zügen. Die Reichsbahndirektion Berlin nimmt Anlaß, die Bahnhofs= und Zugbeamten erneut anzuweisen, gegen die schon öfter gerügten Ungehörigkeiten im Reiseverkehr mit aller Strenge vorzugehen. Insbesondere soll die Mitnahme zu umfangreichen Handgepäcks in die Abteile, gegen das Betreten der Abteile durch Nichtreisende, um Plätze freizuhalten, und gegen die mißbräuchliche Benutzung höherer Wagenklassen eingeschritten werden. Die für die Uebertretungen festgelegten Zuschläge und Strafen sind unnachsichtlich einzuziehen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Rekordergebnis der Kaffeewette

9.424 Päckchen Kaffee für die Kältehilfe

Bei dieser Wette gibt es vor allem einen Gewinner: Die Berliner Kältehilfe. Insgesamt 9.424 Päckchen Kaffee spendeten Anwohner und Unternehmen aus fünf Bezirken bei der diesjährigen Kaffeewette, um diejenigen zu unterstützen, die im Kampf gegen die Kälte auf Berlins Straßen auf die Tee- und Wärmestuben der Kältehilfe angewiesen sind.

Fünf stolze Bürgermeister.Foto: mr

2019 hatte Supermarktgeschäftsführer Michael Lind die Idee, den Neuköllner Bezirksbürgermeiser Martin Hikel zu einer Wette herauszufordern. Sollte der es schaffen, 50 Pakete Kaffee für die »KUBUS Kältehilfe« einzusammeln, werde er 1.000 Euro spenden. Die Herausforderung nahm Martin Hikel gern an und gewann die Wette mit überwältigendem Vorsprung.
Daraus ist mittlerweile eine Tradition geworden, der sich auch andere Bezirke angeschlossen haben. Reinikendorf war bereits im letzten Jahr dabei, in diesem Jahr kamen Tempelhof-Schöneberg, Lichtenberg und Spandau dazu. Die Seite der Herausforderer verstärkte Ralf Oelmann, ein Freund und Kollege Linds. In den kommenden Jahren wollen sich weitere Bezirke an der Aktion beteiligen, kün­digte Martin Hikel an. Das könne dann zu einem Treffen des Rates der Bürgermeister werden. Rekordergebnis der Kaffeewette weiterlesen

Wertschätzung

Trauerfeier für einsam Verstorbene

Immer mehr Menschen sterben einsam – ohne Angehörige, die sie beerdigen und um sie trauern. In Neukölln waren es im vergangenen Jahr 199 Menschen, die vom Gesundheitsamt ordnungsbehördlich bestattet wurden.

Lichter des Gedenkens und der Hoffnung.   Foto: mr

Für sie läuteten am 19. Januar um 17 Uhr drei Minuten lang die Glocken der Neuköllner Kirchen. Anschließend wurden in einer bewegenden Feierstunde in der Philipp-Melanch­ton-Kirche am Kranoldplatz ihre Namen verlesen und Lichter der Hoffnung entzündet. Umrahmt wurde die Feierstunde von musikalischen Beiträgen. Wertschätzung weiterlesen

Kefirkäse, Kultweine und Knacker

Noch mehr Naturwein und Veganes im Kiez

Man sollte meinen, dass was der Kiez nun wirklich nicht mehr braucht, entweder noch ein Vintage-Second-Hand-Klamottenladen ist, wie sie jüngst gefühlt jeden Leerstand mit gar nicht mal so günstiger Gebrauchtkleidung füllen – oder noch eine Weinbar für finanzkräftige und luxusfreudige Gen Z-Zoomer. Und doch geht der Weintrend munter weiter, so im keck benannten Wein-Pub »Blanc de Fuck« in der Lenaustraße, wo zuvor im »Holy Flat« Fladenbrote und Bowls vegan befüllt wurden.

WILDE Pullen.     Foto: hlb

»A Temporary Shitty Winebar« nennen die Betreiber Anika und Chris Foster, die ihre Weine auch auf der Naturweinplattform »MORE Natural Wine« und in ihrem Laden in der Flughafenstraße verkaufen, ihr seit Oktober und noch bis August geöffnetes Lokal. Über 270 mitunter rare Flaschenweine stehen – ab 24 Euro und detailliert beschrieben, wenn auch in Englisch – auf der dicken DIN A4-Karte, vom Fass(!) gibt es vier Sortimentsweine der Winzer Marto Wörner und Patrick Bouju, darunter den Namensgeber, einen wilden rheinhessischen Pinot Noir, sowie immer um die sechs offene, die gerade besonders präsentiert werden sollen. Kefirkäse, Kultweine und Knacker weiterlesen

Entspannt durch Neukölln

Nicole Weizenegger, Physiotherapeutin in Britz, stellt sich vor

Wenn junge Menschen initiativ werden und ihre guten Ideen umsetzen, freue ich mich sehr und möchte das würdigen. Gesagt – getan. Ich führe ein Interview mit Nicole Weizenegger, die in der Hufeisensiedlung eine Privat- und Selbstzahlerpraxis mit viel Engagement und sozialer Kompetenz betreibt.
K&K: Beschreiben Sie spontan, was Ihnen zum Bezirk Neukölln einfällt.
Frau Weizenegger: Neukölln ist einzigartig durch die Vielfalt. Ein internationaler und ein lebhafter Bezirk voller Gegensätze. Ich fühle mich als Urneuköllnerin hier sehr wohl. Britz ist meine Heimat, ich liebe die ruhige Umgebung. Für mich ist es ein Bezirk mit Charme und ländlichen Flair zum Relaxen.
K&K: Was war ausschlaggebend, Ihre Praxis in der Hufeisensiedlung zu eröffnen?
Frau Weizenegger: Da meine Wurzeln in Britz sind und ich mich hier wohl fühle, war es für mich ganz klar, meine Praxis hier zu eröffnen.
K&K: Erzählen Sie bitte von Ihrem beruflichen Werdegang und ihren Qualifikationen.
Frau Weizenegger: Meine Ausbildung zur Physiotherapeutin habe ich 1999 in Berlin-Moabit begonnen und 2002 mein Staatsexamen erfolgreich bestanden. Seitdem habe ich viele Weiterbildungen gemacht, mein Ziel war es schon immer, den Menschen ganzheitlich zu behandeln. Körper, Geist und Seele sind eine Einheit und sollten für eine erfolgreiche Therapie immer zusammen betrachtet werden. Entspannt durch Neukölln weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner