Wir heben das Glas

Abschiedswort der Redaktion

Voller Elan gingen wir vor 15 Jahren ans Werk. Als wir die erste Zeitung von Kiez und Kneipe stolz in den Händen hielten, stellte sich auch die Frage, wie viele Ausgaben wir schaffen würden.
Uns war klar, auch wir, die wir Lokaljournalismus lieben und für unverzichtbar halten, werden nicht jünger.
Wir witzelten herum, rechneten in die Zukunft und sahen uns als zukünftige Rentner-Gang durch Neukölln stromern, immer noch die Neuköllner Politik beobachtend, die BVV und Ausschüsse interessiert begleitend und diverse Lokalitäten besuchend.
Zu dieser Zeit waren in Neukölln etliche Veränderungen spürbar: Die Mieten stiegen in rasantem Tempo, Mietwohnungen wurden in Eigentumswohnungen umgewandelt, alteingesessene Kneipen schlossen, leerstehende Gewerberäume wurden von Cafés, Galerien und Projekten neu belebt, das Tempelhofer Feld wurde für die Berlinerinnen und Berliner geöffnet, junge Menschen aus aller Welt zogen in den Bezirk, die Gentrifizierung wurde spürbar.
Dies alles haben wir beschrieben, kommentiert und miterlebt.
Wir haben viele Menschen kennen und schätzen gelernt, Neukölln in vielen Facetten erlebt.
Wir lieben Neukölln und sagen DANKE !
Danke, dass Ihr uns gelesen habt, danke, dass ihr uns Hinweise und Kritik habt zukommen lassen, danke, dass Ihr uns unterstützt habt!
Unser besonderer und herzlichster Dank gilt all unseren Anzeigenkunden, die die Kiez und Kneipe überhaupt ermöglicht haben!
Wir würden uns freuen, wenn ein ähnlich munterer Haufen, wie wir es waren, eine neue Zeitung ins Leben ruft.
Macht‘s gut, Nachbarn!

Das KuK-Team

Eklat in der BVV

Die Linke pöbelt gegen den Bürgermeister der Partnerstadt Bat Yam

Die BVV am 15. Oktober begann mit einem Eklat. Bezirksbürgermeister Martin Hikel hatte eine Delegation aus der israelischen Partnerstadt Bat Yam mit ihrem Bürgermeister Tzvika Brot an der Spitze eingeladen. Er verzichtete auf sein übliches »Wort des Bürgermeisters« und bat statt dessen seinen israelischen Amtskollegen ans Rednerpult. Das versetzte die Linke in Rage. »Sie sind hier nicht willkommen«, rief ihr Fraktionsvorsitzender Ahmed Abed ihm zu und nannte ihn einen »Völkermörder«. Brot, der Israels rechtskonservativer Likud-Partei von Premier Benjamin Benjamin Netanjahu angehört, antwortete kühl auf die Pöbelei: »Völkermörder – bestimmt meinen Sie die Hamas!«

Hikel mit Tzvika Brot (Mitte) und BVV-Vorsteher KarstenSchulz.    Foto: Bertil Wever

Während seiner Rede verließen Abed und die Fraktion geschlossen den Saal.
Brot hob in seiner Rede die Gemeinsamkeit der beiden Partnerstädte hervor, die beide versuchen, Menschen unterschiedlicher Kulturen und Länder zusammenzubringen. Dabei ermögliche eine Städtepartnerschaft die unmittelbare Beziehung zwischen den Menschen dieser Städte und könne Brücken schlagen, wo das der offiziellen Politik nicht gelinge. Eklat in der BVV weiterlesen

Keine Solidarität

In den vergangenen Jahren war es die AfD und gelegentlich die CDU, die sämtliche Solidaritätserklärungen für Menschen ablehnten, die von rechtsradikaler Gewalt getroffen wurden. Da hieß es, es müsse dann auch linke Gewalt verurteilt werden, was die Linke natürlich heftig kritisierte.
Jetzt macht sich die Linke genau diese Begründung zu eigen, indem sie es ablehnt, einer Entschließung der BVV zuzustimmen, die antisemitische Gewalt verurteilt, weil sie sich nicht einseitig solidarisieren will. In beiden Fällen wird konkrete Gewalt relativiert.
Der lauwarme Änderungsantrag, der obendrein noch dazu dient, eigene Anliegen unterzubringen, kann zudem kaum darüber hinwegtäuschen, dass die Linke ein massives Problem damit hat, sich vom Antisemitismus zu distanzieren. Wenn sie in Berlin wieder Regierungsverantwortung übernehmen will, sollte sie daran schleunigst etwas ändern.

Marianne Rempe

Der Haushaltsplan passiert die BVV

Dem Bezirk stehen massive Einschränkungen bevor

Zähneknirschend haben die Bezirksverordneten in ihrer Sitzung am 29. September den Bezirkshaushalt für die kommenden zwei Jahre beschlossen. SPD, CDU und Grüne stimmten dafür, Linke und AfD lehnten ab. Cordula Klein, Fraktionsvorsitzende der SPD, hatte zuvor gewarnt, dass eine Ablehnung zu einer Zwangsverwaltung des Bezirks führe, was bestehende Angebote für Kinder- und Jugendliche noch weiter gefährde.
Dem Bezirk fehlen 20 Millionen Euro pro Jahr, um das aktuelle Leistungsniveau aufrecht zu erhalten. Das bedeutet drastische Einschnitte bei der Kinder- und Jugendarbeit, Spiel- und Sportangeboten im öffentlichen Raum, Lärmschutz, Soziales, Schulen und Grünpflege. Der Haushaltsplan passiert die BVV weiterlesen

Grünflächen sichern – Naturschutz stärken

Das Tempelhofer Feld muss als Freifläche erhalten bleiben

Umweltschutz ist ein vielfältiges Thema, Naturschutz ein wesentlicher Bestandteil.
Wir halten uns alle gerne in der Natur auf, gehen in Parks oder am Wasser spazieren, stromern durch Wälder oder genießen die Weiten und Möglichkeiten von freien Flächen wie dem Tempelhofer Feld.

Nüscht los uff de Brache!    Foto: bs

Unberührte Brachflächen, Ackerland, Waldstücke oder Kolonien werden durch Bauplanungen überwiegend zerstört und nicht, wie im Landschaftsprogramm vorgesehen, ausreichend ausgeglichen. Es wir getrickst, Friedhöfe werden zu Grünflächen erklärt, wie beim St.-Thomas-Friedhof, der zur Ausgleichsfläche für den 16. Abschnitt der A100 umgewidmet worden ist. Im Ergebnis führt dieses Vorgehen zu Frei- und Grünflächenverlust, der Biodiversität zerstört, Tieren und Pflanzen den Lebensraum nimmt. Unserer Erholung, Gesunderhaltung und sportlichen Betätigung an frischer Luft werden damit ebenso Flächen entzogen.
Nicht nur Naturschutzverbände mahnen immer wieder an, bereits betonierte Flächen zu bebauen oder zu entsiegeln, damit genügend Grünflächen erhaltenen bleiben. Grünflächen sichern – Naturschutz stärken weiterlesen

Umbau der Hasenheide ist fast fertig

Die Pflege der Grünflächen bereitet dem Bezirk große Sorge

Seit 2023 wird die Hasenheide klimafit und damit widerstandsfähiger gegen Trockenheit und die intensive Nutzung durch Besucher gemacht. Ende des Jahres soll alles fertig sein. Rund fünf Millionen Euro hat der Bezirk dafür vom Bund im Rahmen eines Förderprogramms zur Klimaanpassung und Modernisierung in städtischen Gebieten erhalten.

Biedermann freut sich über die Fertigstellung der Hasenheide. Foto: mr

Am 2. Oktober konnten sich alle Interessierten bei einer Informationsveranstaltung mit Vertretern des Grünflächenamtes und des ausführenden Architekturbüros über den Stand der Baumaßnahmen informieren. Plakate zeigten den Projektverlauf und gaben einen Überblick über die bereits durchgeführten Maßnahmen.
350 Bäume wurden gepflanzt, neben heimischen Baumarten auch solche, die aus dem Mittelmeerraum stammen wie Zerr-Eichen und Amberbäume, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen. Dazu kamen tausende Sträucher und Stauden, darunter Beete mit Steppenblumen, die wenig Wasser benötigen und sich durch Samen weiter vermehren. Umbau der Hasenheide ist fast fertig weiterlesen

Haushaltsdebatte – alle zwei Jahre wieder

Berliner Doppelhaushalt 2026/27 in der Aufstellung

Das Geld reicht nie in Berlin. Aber wo kommt es her? Wo wird es am Nötigsten gebraucht? Und wie wäre ein bedarfsgerechter Haushalt zu sichern?
Wieder laufen Haushaltsberatungen in Berlin und den Bezirken. Im Dezember soll im Abgeordnetenhaus der Landeshaushalt samt der Globalsumme für die Bezirke beschlossen werden. Die zu verteilenden Gelder stammen aus verschiedenen Quellen: Die Hauptsteuern wie Einkommens- und Umsatzsteuer teilen sich Bund und Land. Da zugleich Gemeinde, steht Berlin neben dem Teil an gemeinsamen Steuern vorab ein Anteil der Einkommensteuer zu. Zusammen machen sie etwa drei Viertel des Berliner Steueraufkommens aus. Dazu kommen noch die eigentlichen Gemeindesteuern wie Gewerbe- und Grundsteuer. Haushaltsdebatte – alle zwei Jahre wieder weiterlesen

Was ist jüdisches Leben

Antworten gibt die »Fragemauer«

Ob Helene Fischer auch in Israel gehört wird, Katzen im Haus gestattet sind, oder Israelis auch »Reise nach Jerusalem« spielen – diese und ähnliche Fragen, die auf Plakaten abgedruckt sind, werden auf der »Fragemauer« beantwortet, einer bundesweiten Kampagne, die auf humorvolle Art über jüdisches Leben aufklären möchte.

Hier gibt es Antworten auf viele Fragen.  Foto: mr

Die Initiative soll Vorurteilen, Hass und Hetze gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland mit Wissen begegnen. Ini­tiator der Kampagne ist das European Leadership Network (ELNET), eine parteiübergreifende unabhängige Organisation, die sich europaweit für eine starke Partnerschaft zwischen europäischen Ländern und dem Staat Israel einsetzt. Was ist jüdisches Leben weiterlesen

Armut sichtbar machen

Bürger engagieren sich für Bedürftige

Ein ungewohntes Bild bot die EDEKA-Filiale am Steubenplatz im Charlottenburger West­end am Nachmittag des 23. Oktober. Zehn engagierte Helfer– darunter die Neuköllner Stadträtin Janine Wolter, Oliver Unglaube, Sprecher der Geschäftsführung des Diakoniewerks Simeon, und Marion Mewis (Berliner Sparkasse) arbeiteten Seite an Seite mit dem Marktteam an der Kasse und beim Einräumen der Waren. Sogar ein Mr. Spock-Double war dabei. Sie alle trugen dabei einheitlich ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »Armut eine Stimme geben«.

Konzentriert bei der Arbeit. Janine Wolter hat Kassendienst.   Foto: mr

Initiator Thomas de Vachroi, Armutsbeauftragter der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg, und Tobias Ulrich, Inhaber von EDEKA Ulrich, wollten mit dieser Aktion ein starkes Zeichen gegen Armut und für Solidarität setzen. Der Erlös aus den Einkäufen dieses Nachmittags ging an die Tee- und Wärmestube Neukölln, für die sich Tobias Ulrich seit Jahren regelmäßig durch die Bereitstellung von Lebensmitteln engagiert.
Bei den Kunden kam die Aktion gut an. Einige sagten, sie hätten extra mehr gekauft als eigentlich geplant. Einige hatten auch gleich ihren Nachbarn Bescheid gegeben, die dann ebenfalls zum Einkaufen kamen. Armut sichtbar machen weiterlesen

Fair kommt weiter

Neukölln bleibt »Fairtrade-Bezirk«

Neukölln trägt für weitere zwei Jahre den Titel »Fairtrade-Bezirk«, die Auszeichnung für das Engagement zum fairen Handel. Der Titel wird vom gemeinnützigen Verein »FairTrade Deutschland e.V.« verliehen.
Fairtrade-Städte und -Bezirke fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene. Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft vernetzen sich und machen sich gemeinsam lokal für den fairen Handel stark. Für den Erhalt der Auszeichnung sind nachweislich die fünf Kriterien der Fairtrade-Towns Kampagne erforderlich: Die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung unterstützt per Beschluss den fairen Handel. Bei allen Sitzungen und Ausschüssen und im Büro des Bezirksbürgermeisters wird fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. Fair kommt weiter weiterlesen

Teilnehmende gesucht

Neues Nachbarschaftsprogramm startet in Neukölln

Was wäre, wenn der Hinterhof wieder ein Ort des Miteinanders würde? Wenn Nachbarn sich gegenseitig helfen, Werkzeuge teilen, gemeinsam kochen oder ihre Straße begrünen? Mit dem Nachbarschaftsprogramm »GemeinsamKiez« möchte der Verein »PLAN B 2030 e.V.« genau das anstoßen – und sucht dafür engagierte Menschen in Neukölln.

Training mit Geschäftsführerin Lu Yen Roloff . Foto: ©Stjepan Sedlar

Bis zu 15 Teilnehmende können am 20. November im Mitmach-Laden Neukölln in einem dreistündigen Auftakttraining lernen, wie man eine Nachbarschaftsgruppe gründet, Nachbarn anspricht und gemeinsam aktiv wird. »Was wir jetzt brauchen, sind starke Gemeinschaften – und die kann man lernen aufzubauen«, sagt Lou Rosenkranz, Trainerin bei »Plan B 2030«. Teilnehmende gesucht weiterlesen

Polpette, Pizza, Pasta und Party

Gustosa Italia im Schillerkiez

Wenn der Jieper kommt und es einen trotz Herbstwetters aus den heimischen vier Wänden drängt, ist die italienische Küche eine, auf die sich eigentlich stets einigen und freuen lässt. Wem da primär Pizza einfällt, der kann im Schillerkiez im »Pazzi X Pizza« in der Herrfurthstraße 8 wenig falsch machen. Gute große Auswahl, launig belegt und gebacken, und das für um die vier Euro als Snackstück auf die Hand oder als meterlanges Trumm, locker vier Personen sättigend, serviert.

WIE TOLLO – Tonnato im »Sugo«. Foto: hlb

Ohne Pizza geht’s aber auch: Nach Sugo, der sämig-festen Tomatensauce, hat sich auf der Okerstraße der Ableger des seit über zehn Jahren beliebten Ristorantes »Caligari« in der Kienitzer Straße benannt. Polpette, Pizza, Pasta und Party weiterlesen

Die kleine Tänzerin

Kurzessay von Thomas Hinrichsen

Im Café Kate an der Hermannstraße findet manchmal eine Performance statt. Ein siebenjähriges Mädchen improvisiert kleine Choreographien, auch auf der Straße, unter der Obhut ihres Vaters.

Zeichnung: Kamiran Nasir:

Heute komme ich nicht dazu, mein Tiramisu aufzuessen. Die kleine Tänzerin spielt mit einem blauen Luftballon. Sie hat auch Talent zur Fußballerin und zur Akrobatin. Mir bringt sie jetzt Werfen, Fangen, Kopfball und Jonglieren mit dem Finger bei.
An der Schule gefällt es ihr nicht so. Das ist wenig erstaunlich. Dauerhaft lernen wird sie nur, wenn dabei auch Bewegung im Spiel ist. An Sprachkenntnis mangelt es ihr nicht. Sie stellt neugierig Fragen.
Die Kürzungen an den Schulen führen dazu, dass solche jungen Talente nicht gefördert werden können, und all die anderen auch nicht.

Graffiti und Street Art in Neukölln

Das Museum Neukölln zeigt die bunte Seite der Stadt

Eine Kühlschranktür mit Einhorn, die das Museum Neukölln für seine Sammlung angekauft hatte, war die Initialzündung für die neue Ausstellung »Graffiti und Street Art in Neukölln«, die noch bis zum 31. Mai des kommenden Jahres zu sehen sein wird.

Das Einhorn war schuld. Foto: mr

So erzählte es jedenfalls Museumsleiter Matthias Henkel bei der Ausstellungseröffnung. Dieses Einhorn, von Roy Draws auf Hauswände und Stadtmöbel gesprüht, ist an vielen Orten in Neukölln zu finden und kommentiert dort die jeweilige räumliche Situation. Und so entstand die Idee, sich mit dem gesamten Feld von Graffiti und Street Art in Neukölln zu beschäftigen. Graffiti und Street Art in Neukölln weiterlesen

Die gefährliche Wut des Spießbürgers

Ein historischer Roman von hoher Aktualität

Wehrmann hat die Schützengräben des Ersten Weltkrieges nicht verwunden und kehrt entfremdet nach Lübeck zurück. Er ist ein einfacher Nobody ohne Vermögen.
Es gelingt ihm, eine Frau für sich zu gewinnen. Doch die Ehe wird nicht glücklich. Seine Frau will aufstreben, er kann ihr das nicht bieten. Unter seinen Wutausbrüchen im Alkoholrausch leidet nicht nur der Sohn. Die Frau gerät in Co-Abhängigkeit.
Die Glamourwelt der Partys mit Charleston und eleganter Kleidung öffnet sich ihr allenfalls einen Spalt breit.
Stattdessen beginnen erneut die schweren Zeiten der wirtschaftlichen Depression und der gewaltsamen politischen Kämpfe. Die gefährliche Wut des Spießbürgers weiterlesen

»Deine Nachbarn«

Eine Gespräch über die Poesie des Widerstands

Berlin, Neukölln. Ein Nachmittag, es regnet, der Herbst macht Stimmung. Ich sitze im Café. Zwischen Frühstückstellern und Laptopmenschen, die in anderen Universen verschwinden, sitzen mir drei gut aussehende Typen gegenüber. Sie lachen, reden durcheinander, über ihre Visionen, ihre Musik, zeigen ihre Wut, Liebe und den Versuch, in einer Stadt zu überleben, die längst ihre eigenen Kinder frisst, »Deine Nachbarn« nennen sie sich. Eine kleine Punkband, ohne Marketingplan, geboren in der Hitze des Berliner Alltags irgendwo zwischen Entfremdung, Mietsteigerung, Wut und Hoffnung. Diese drei Typen an meinem Tisch, das begeistert mich nach einem kurzen Kennenlernen, brennen für ihre Musik.

Deine Nachbarn. Bandphoto

»Wir sind eine kleine Punkband aus Berlin-Neukölln«, sagt Jannis. »Singer-Songwriter-Punk, emotional, politisch, aber immer mit einem Augenzwinkern.« Was als Lagerfeuerprojekt mit einer Gitarre begann, ist jetzt eine Band mit Haltung, und Haltung ist in dieser Stadt längst die radikalste Form des Überlebens. Die Band, das sind Jannis, Stefan und Mario. Drei Männer, die genug zu tun hätten mit Jobs. Stefan dreht Filme und hilft, wie er sagt, »zu oft irgendwelchen Arschlöchern, ihren Scheiß zu verkaufen«. Mario, Politikwissenschaftler, hatte die Kulturpolitik satt und widmete sich im letzten Jahr als Hausmann der Care-Arbeit.  Und Jannis, Kameramann und Künstler, glaubt an Punk als poetischen Widerstand gegen das Abstumpfen. »Deine Nachbarn« weiterlesen

Schichtwechsel

Fred Haase begeistert sich für Frauenfußball

Neulich sah ich ein Fußballspiel. Ein richtiges. Mit Ecken, Einwürfen, einer gelben Karte. Aber Achtung, Achtung … ich spreche vom Frauenfußball. Und ich sage Ihnen etwas, was ich früher nie zu sagen gewagt hätte, solange ich im Freundeskreis noch ernst genommen werden wollte: Frauenfußball ist besser. Ja, besser. Punkt.

Foto: Symbolbild

Nun gut, nicht unbedingt schneller. Aber was man bekommt, ist, wie soll ich sagen, echter, authentischer. Nicht dieses übergesponserte Männerschaulaufen, bei dem Spieler mit Drei-Tage-Bart und Tattoo-Sättigung für 120 Millionen Euro verpflichtet werden, nur um dann 16 Minuten theatralisch auf der Ersatzbank herumzuleiden. Schichtwechsel weiterlesen

Wie gewonnen, so zerronnen..?

Tasmania siegt zweistellig – könnte die Punkte aber noch verlieren

Fußballfans sind gemeinhin abergläubisch und denken, dass ihr Team – vor allem in negativer Hinsicht – Maßstäbe setzt. So ist es auch beim »SV Tasmania«, und ja: man hat allen Grund dazu dank der (Vor-)Geschichte des Vereins. Bekanntlich sind vom Vorgängerverein »SC Tasmania 1900« nicht die zahlreichen Berliner Meisterschaften und Pokalsiege in Erinnerung, sondern die legendäre Saison in der Bundesliga 1965/66, in der man bis heute den Status als schlechteste Mannschaft zementiert hat.

Getümmel vor dem Tor. Tasmania in weiß gegen Viktoria. Foto: Hagen Nickelé

Oder zu Beginn dieses Jahrtausends die vielen verpassten Aufstiege als Tabellenzweiter aus der Berlin-Liga – Höhepunkt: Platz drei, als ein einziges Mal zwei Teams aufsteigen durften.
So fühlte sich manch eingefleischter Fan der Neuköllner auch vor dem Heimspiel gegen den Tabellenletzten am 26. Oktober unwohl – denn wenn »Viktoria Berlin« (neun Spiele, ein Punkt) den ersten Sieg einfahren sollte, dann natürlich bei »Tas«. Und nach einem haarsträubenden Abwehrfehler gingen die Gäste auch bereits nach fünf Minuten in Führung – dann kam es aber anders. Denn zur Pause führten die überlegenen, aber nicht fehlerfreien Neuköllner mit 4:2. Nach dem 5:2 brachen dann endgültig die Dämme und man feierte am Ende einen 10:3-Kantersieg. Wie gewonnen, so zerronnen..? weiterlesen

Spiel, Sport und Erholung

Martin Hikel und Jochen Biedermann haben ihren Spaß. Foto:mr

Neue Spiel- und Sportflächen auf der Lessinghöhe

Sichtlich viel Spaß hatten Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) und Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne), als sie gemeinsam die neuen Spiel- und Sportflächen auf der Lessinghöhe eröffneten. Biedermann enterte gleich ein Klettergerüst und verschaffte sich so einen Überblick über das Gelände mit seinen vielfältigen Bewegungs- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Neben einem liebevoll gestalteten Spielplatz in Dschungeloptik mit Tierskulpturen, Schaukeln, Hüpfplatten, Rutsche und Klettergeräten, auf denen sich die Kinder nach Herzenslust austoben können, gibt es auch einen Bereich, dessen sportliche und kreative Angebote sich an Jugendliche richten. Hier gibt es ein Ballsportfeld, Tischtennisplatten, Graffitiwände und eine Calisthenics-Anlage, an der Kraft, Ausdauer und Koordination trainiert werden können. Daran könnten sicher auch erwachsene Nutzer ihre Freude haben. Spiel, Sport und Erholung weiterlesen

Keine Hilfe in der Notaufnahme

Es ist allgemein bekannt, dass die Notaufnahme im Neuköllner Krankenhaus chronisch überlastet ist, auch weil dort manch ein Patient erscheint, der kein Notfall ist. Was zum Teil auch daran liegt, dass Hausarztpraxen ihre Sprechzeiten immer weiter einschränken. Ebenso bekannt ist, dass Ärzte und Pflegepersonal am Limit arbeiten und manchmal auch die Nerven blank liegen.
Das entschuldigt aber nicht, dass schwer kranke Menschen ohne eingehende Untersuchungen wieder nach Hause geschickt werden, gar ein Schlaganfall nicht erkannt wird.
Ebenso wenig ist zu entschuldigen, dass Patienten, weil sie alt und in einem Zustand sind, in dem sie sich nicht wehren können, rüde angeblafft werden. Wenn Ärzte ihren Patienten mit so wenig Empathie begegnen, läuft in der Ausbildung offensichtlich etwas gründlich schief. Vielleicht sollten solche Ärzte über einen Jobwechsel nachdenken.

Marianne Rempe

Kürzen bis es quietscht

Massive Leistungseinschränkungen im Bezirkshaushalt

Neukölln stehen in den kommenden Jahren mas­sive finanzielle Einschnitte bevor, weil die Senatsverwaltung für Finanzen dem Bezirk 22,8 Millionen Euro weniger zur Verfügung stellt als nötig wäre, um den aktuellen Stand zu halten. Das berichtete Bezirksbürgermeister Martin Hikel bei der Vorstellung des Haushaltsplans 2026/27 in der Bezirksverordnetenersammlung (BVV) am 10. September. Das Bezirks­amt wird somit gezwungen sein, Leistungen einzuschränken, Angebote einzustellen und Einrichtungen zu schließen.
Da aber 80 Prozent des Haushalts für gesetzliche Aufgaben gebunden sind, kann nur bei den restlichen 20 Prozent gekürzt werden. Insbesondere sogenannte »freiwillige Leistungen« stehen auf dem Prüfstand.
Betroffen sind damit Kulturarbeit, Angebote der Kinder- und Jugendarbeit, Spiel- und Sportangebote im öffentlichen Raum, Pflege von Grünanlagen, Suchthilfe, Streetwork in der Obdachlosenhilfe und viele andere Schwerpunkte, mit denen die Chancengleichheit für die Menschen im Bezirk erhöht und Neukölln zu einem besseren Ort für alle gemacht werden sollte. Damit werde ein großer Teil der sozialen Infrastruktur in Neukölln auf lange Sicht zerstört, warnte Hikel

.mr

Den eigenen Kiez mitgestalten

Die Bürgerstiftung Neukölln feiert zwanzigsten Geburtstag

Am 21. November 2005 taten sich über 100 Stifter, darunter Kirchengemeinden, Kita- und Schulfördervereine, Hauseigentümergemeinschaften und Unternehmen zusammen und gründeten in Neukölln die erste Stadtteil-Bürgerstiftung Deutschlands. Die Idee dahinter: Bürger schließen sich in einer finanziell und parteipolitisch unabhängigen Stiftung zusammen, um den eigenen Kiez aktiv mitzugestalten.

Ein Rixi vom Bürgermeister zum Geburtstag für Jean-Philippe Laville.   Foto: mr

Neukölln galt zu dieser Zeit als die Bronx von Berlin, als Inbegriff eines gescheiterten Bezirks. Diesem Klischee wollten sie ein Bild der Zuversicht entgegensetzen, sagte Vorstand Friedemann Walter, der gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Jean-Philippe Laville die Gäste aus Politik, Wirtschaft, Vereinen und Initiativen bei der etwas vorverlegten Feier des zwanzigsten Geburtstages am 14. September im Saal der Brüdergemeine begrüßte. »Wir sehen Vielfalt nicht als Problem, sondern als Chance und die Bürgerstiftung als Ort, wo Lösungen gefunden und Grenzen zwischen Milieus überwunden werden«, sagte er weiter. Den eigenen Kiez mitgestalten weiterlesen

Tempelhofer Feld

Grünflächen schützen ist das Gebot der Stunde!

»Das Tempelhofer Feld ist ein wahrer Schatz« bekundete Prof. Dr. Bernd Hansjürgens vom Helmholtz-Zentrum (UFZ) im Jahr 2021, als er die Studie zum »Feld« vorstellte.
»Das Feld« liegt mitten in der Stadt, produziert nachts auf Grund der großflächigen, baumlosen Trockenwiese im Inneren große Mengen an Kaltluft, die in die Stadt abfließt. Auf dem Hintergrund der Klimakatastrophe, Gesundheitsvorsorge und Naherholung ist »das Feld« ein unverzichtbar benötigter Ort für die Stadtgesellschaft. Als Schutzzone für diverse Tier- und Pflanzen­arten sowie Naturerfahrungsraum abseits vom Stadtlärm ist diese Fläche einzigartig und schützenswert, am Besten als Weltkulturerbe.

Kein Monopoly auf dem Feld.    Foto: mr

Auf Grund dieser Tatsachen ist der 2024 gestartete Ideenwettbewerb zum Tempelhofer Feld logisch nicht nachvollziehbar. Viele Architekten reichten Entwürfe ohne Babauungsfantasien ein. Das aus Berliner Bürgern ausgeloste Gremium für die Dialogwerkstatt, das die Entwürfe bewerten sollte, sprach sich ebenfalls mehrheitlich gegen eine Bebauung des Feldes aus. Aus den 164 eingereichten Vorschlägen wurden sechs ausgewählt, vier davon ohne jegliche Bauabsichten.
Auch in der Feldkoordination (FeKo) zum Tempelhofer Feld, die sich aus Vertretern der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Vetretern der landeseigenen Grün Berlin GmbH und von den Berlinern gewählten Bürgern zusammensetzt, wurde das Votum der Dialogwerkstatt besprochen. Tempelhofer Feld weiterlesen

15 Jahre nach dem ersten Spatenstich

Der Umbau der Karl-Marx-Straße ist beendet – vorerst

15 Jahre lang zog die Wanderbaustelle auf der Karl-Marx-Straße durch Neukölln und sorgte für Staus, Umleitungen und strapazierte Nerven. Ganze Generationen sind mit ihr groß geworden. Aber jetzt ist es geschafft. Mit einem kleinen Straßenfest wurde am 26. September das vorläufige Ende der Baumaßnahmen gefeiert.

Endlich wieder freie Fahrt.  Foto: mr

Der Spatenstich erfolgte bereits im Jahr 2010. Seitdem ließ das Bezirksamt die Straße umfassend umbauen. Parallel dazu sanierte die BVG den U-Bahn-Tunnel der Linie 7, wofür sämtliche Leitungen neu verlegt werden mussten. Das passierte bei laufendem Verkehr, auf und unter der Straße, sozusagen eine »Operation am offenen Herzen« wie Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) in seiner Ansprache sagte. Das erforderte regelmäßige Anpassungen der Verkehrsführungen, was dazu führte, dass die Anwohner oder die Kunden der anliegenden Geschäfte oft abenteuerliche Wege zu bewältigen hatten, um ihre Wohnungen oder die Läden zu erreichen. Für ihre Geduld und Kompromissbereitschaft dankten ihnen Biedermann und Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). 15 Jahre nach dem ersten Spatenstich weiterlesen

Neukölln zeigt, wie Wärmewende gelingen kann

Neue Systemwarte im Fernheizwerk in Betrieb genommen

m Herzen von Neukölln am Weigandufer steht das »Fernheizwerk Neukölln« (FHW), das rund 60.000 Wohnungen sowie zahlreiche Geschäfte und Betriebe in Neukölln und Kreuzberg mit Wärme versorgt. Am 24. September wurde die neue volldigitale Systemwarte feierlich eröffnet, die künftig das gesamte System der Produktion von Fernwärme und Strom noch effizienter steuern und an den sich ständig ändernden Marktpreisen für Gas, Strom und Holzpellets ausrichten soll.

Die Sytemwarte wird in Betrieb genommen. V. li: Malter, Flügel, Hikel, Siering, Hüther.   Foto:mr

Zum Auftakt begrüßte Annette Siering, Vorstandsmitglied der »Fernheizwerk Neukölln AG«, die Anwesenden und gab einen kurzen Abriss über die Geschichte des Unternehmens, das bereits seit 1910 in Neukölln ansässig ist und zunächst Strom, später Wärme erzeugte. Fernwärme spiele eine Schlüsselrolle bei der klimaneutralen Wärmeversorgung, dafür würden immer stärker regenerative Energien eingesetzt. Seit zwei Jahren arbeite das FHW bereits ohne Kohle, aber »die Transformation können wir nur gemeinsam schaffen – Politik, Wohnungswirtschaft und Versorger müssen an einem Strang ziehen«, betonte sie. Doch die Umstellung sei nicht zum Nulltarif zu haben: Ab 2026 werde es eine Preiserhöhung geben. Neukölln zeigt, wie Wärmewende gelingen kann weiterlesen

Stadtteilzentren neu denken

Bestehende Nachbarschaftsangebote dauerhaft erhalten

In Rixdorf haben sich elf Vereine und Einrichtungen im »Verband für dezentrale Stadtteilarbeit Rixdorf e.V.« zusammengeschlossen, um ein dezentrales Stadtteilzentrum aufzubauen und die Stadtteilarbeit zu organisieren. Weil es nach Ende des Quartiersmanagements (QM) kein Stadtteilzentrum im Kiez geben wird, hat das Bündnis eine Nachfolgestruktur entwickelt, die es in Berlin so noch nicht gibt.

Vertreter der Mitgliedsvereine.   Foto: Offene Blende e.V.

In Rixdorf gibt es inzwischen einige Nachbarschaftsorte, die mit und ohne Unterstützung des Quartiersmanagements in den letzten zwanzig Jahren aufgebaut wurden und dort nicht mehr wegzudenken sind. Das QM unterstützt nicht nur finanziell, sondern agiert auch als Bindeglied für alle, die in der Nachbarschaft aktiv sind. Das Quartiersmanagement ist allerdings ein befristetes Verfahren, das am 31.12.2027 endet. Die Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten sind daher zeitlich begrenzt. Stadtteilzentren neu denken weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Freitag, 2.10.1925
Papierkörbe auf der Straße.
Der Magistrat ist seit langem wiederum bedacht, Berlin zur saubersten Stadt der Welt zu machen. Die mangelnden Arbeitskräfte in der Kriegs= und Nachkriegszeit konnten nicht für eine sorgfältig Säuberung der Straßen sorgen, so daß die Straßenreinigung oft viel zu wünschen übrig ließ. Jetzt ist ja dieser Uebelstand ziemlich behoben, jedoch läßt es die Bevölkerung oft an der nötigen Reinlichkeit auf den Straßen fehlen. Der Berliner, der besonders gern Obst auf der Straße ißt, wirft achtlos die Obstreste, wie Bananenschalen, Fruchtkerne und schließlich auch das Einwickelpapier auf den Bürgersteig und Fahrdamm. Außer einer Gefahr für die Passanten bilden diese weggeworfenen Dinge eine unwillkommene Verunreinigung des Straßenbildes. Der Magistrat hat nun in den Hauptverkehrsstraßen eine große Anzahl von Papierkörben aus Drahtgeflecht anbringen lassen, in die in Zukunft jene Ueberreste ihren Platz finden sollen. Die Körbe sind an einem Holzpfahl befestigt, um das Stehlen zu verhindern. Wie bis jetzt bemerkt werden konnte, waren als erfreulicher Anfang schon einige Papier= und Obstreste in den Drahtkörben zu finden. Hoffentlich hat das Publikum die notwendige Selbstzucht und wirft in Zukunft die Abfälle in die Körbe und nicht mehr auf den Bürgersteig. Dann wird die Arbeit der Straßenreiniger bedeutend erleichtert, und Berlin wird wieder die sauberste Stadt der Welt. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz

Teil VI: 1976 – 2002

Logo der Bundesgartenschau

1976 Moll Marzipan – seit 1860 weltweit größter Rohmasseproduzent – produziert nach dem Krieg nun in Britz. Mit Lemke zusammen wird hier mehr Marzipan hergestellt als in Lübeck.
1978 Berlin beschließt, in Britz auf fast 100 Hektar Fläche eine Bundesgartenschau zu veranstalten.
1984 Britz hat nur noch 16 Gärtnereien.
1985 Die erste Bundesgartenschau Berlins öffnet. Das produzierende Denkmal Britzer Mühle gehört dazu. Aufstellung des Britzer Goldenen Esels von Eckart Haisch an der Mohriner Allee. Das Spaßbad BLUB am Teltowkanal öffnet.
1986 Wegen Streitigkeiten mit dem Bezirk Neukölln verlässt die Fleischfabrik »Efha» Britz Chronik des Dorfes und des Ortsteils Britz weiterlesen

Neulich in der Notaufnahme

Sie hat trotzdem überlebt

Obwohl inzwischen im Rentenalter, steht Astrid noch voll im Berufsleben. Sie ist die rechte Hand des Chefs, kümmert sich um die Verwaltung der Firma, packt auch überall da mit an, wo eine Hand gebraucht wird. Sie ist sportlich, legt alle Wege in der Stadt – sommers wie winters – ausschließlich mit dem Fahrrad zurück.
Eines Tages erscheint sie nicht zu einer Verabredung mit ihrer Freundin Simone, meldet sich auch nicht, um abzusagen, was ungewöhnlich ist, denn Astrid ist in diesen Dingen sehr zuverlässig.
Also ruft Simone an, um herauszufinden, was passiert ist. Am Telefon, hört sie aber nur undeutliches Gemurmel.
Höchst alarmiert schwingt sich Simone aufs Fahrrad und fährt in die Wohnung der Freundin, wo sie Astrid als Häuflein Elend vorfindet, kaum noch fähig zu laufen oder zu sprechen. Neulich in der Notaufnahme weiterlesen

Entspannt beim Elsken

Humorig-kulinarische Verbindung zweier Neuköllner Ufer

Die Elsenbrücke über die Spree steht derzeit und wohl auch noch länger für absoluten Verkehrsstress. Extensive Bauarbeiten und dann auch noch die Eröffnung des vorerst letzten Bauabschnitts der A100 sorgen täglich für Chaos und Frust. Doch am südlichen Ende der Elsenstraße, bei uns in Neukölln, gibt es auch eine Brücke – und da herrschen nachgerade idyllische Verhältnisse.

KULTIGE Kalk-Collagen am Kanal. Foto: hlb

Der Elsensteg ist fast 120 Jahre alt und verbindet als Fußgängerbrücke das Kiehl- mit dem verkehrsberuhigten Weigandufer des Neuköllner Schifffahrtskanals.
Der fußballfeldgroße Wildenbruchplatz lädt dort mit Rasen, schattigen Bäumen und biotop­artigen, insektenfreundlichen Blühwiesen zum Chillen und Spielen – ob mit Kindern, (anzuleinenden!) Hunden oder Tischtennispartnern. Einen schönen Blick in den Park bietet das Restaurant »Simran« am Kanalende der Inn­straße, das täglich außer montags von 12 bis 23 Uhr ein sehr breites und recht günstiges Angebot indischer Köstlichkeiten bereithält. Entspannt beim Elsken weiterlesen

»Bottleneck«-Projekt Berlin

Ein gläsernes Erlebnis

Ende September stellte sich das Neuköllner Förderprojekt »Bottle­neck« mit einem interaktiven Stand auf dem Markt am Kranoldplatz vor. Unter dem Motto: »komm her du Flasche« konnte dort jeder kostenlos ein bis zwei Einwegflaschen upcyceln lassen und so diese Gläser vor einer Entsorgung im Glascontainer retten. Ein von den »Bottle­neck« Betreibern Cornelia Höhne und Sarah Gohm entwickeltes Lastenfahrrad hatte alles dabei, um Altglasflaschen ressourcenschonend in Trinkglas, Vase, Stifthalter oder anderes umwandeln zu können.

Werkzeugbox im Lastenrad.    Foto: rr

Neben einem zertifizierten Heizdraht-Glasflaschenschneider, einem Glasschneider zum möglichen Vorritzen und einem elektrischen Schleifgerät bietet der mobile Infostand auch gleich die Möglichkeit, die dabei anfallenden Glasreste fachgerecht zu trennen. Die minutenschnell neu entstandenen Glasgefäße konnten die Teilnehmer sofort mitnehmen. »Bottleneck«-Projekt Berlin weiterlesen

Erinnerungen und Klassismus

Buchempfehlungen von Kamiran Nasir Rasho

(unspecified)

»Kleid aus Landkarten«
Ein Kleid kann mehr sein als Stoff – es kann Erinnerung tragen, Herkunft, Verlust und Hoffnung.
In »Kleid aus Landkarten« erzählt Melis Ntente von den Spuren, die Migration, Heimatlosigkeit und das Suchen nach Zugehörigkeit im Leben hinterlassen. Es sind poetische, autobiografisch geprägte Texte, in denen sich persönliche Erfahrungen mit gesellschaftlichen Fragen verweben. Die Sprache ist zutiefst poetisch, reich an rhetorischen Mitteln, voller Bilder, Metaphern und feiner Klänge. Hinter jedem Satz verbirgt sich ein leises, trauriges Gefühl – fast so, als ob zwischen den Zeilen eine Träne hinabrollt. Man spürt die Verletzlichkeit und die Sehnsucht, die sich wie ein Schatten hinter jedes geschriebene Wort legen. Erinnerungen und Klassismus weiterlesen

»50 bunte Jahre« in der alten Dorfschule

Jubiläumsausstellung der Gropiusstädter Sonntagsmaler

Liebe und Leidenschaft zur Malerei – das verbindet seit 50 Jahren die »Künstlergemeinschaft Gropiustädter Sonntagsmaler«, die 1975 aus einem Kurs der Volkshochschule Neukölln hervorging. Ihr Jubiläum feiern sie jetzt mit einer großen Ausstellung unter dem Titel »50 bunte Jahre«, die bis zum 9. November in der Alten Dorfschule Rudow zu sehen ist.

Stadträtin Wolter im Gespräch.   Foto: mr

Die Bilder in unterschiedlichen Stilrichtungen reichen von zarten Aquarellen bis zu leuchtend bunten Acrylgemälden. Sie zeigen Stadtansichten nicht nur aus Neukölln, sondern auch aus anderen Teilen Berlins, brandenburgische Landschaften oder Urlaubserinnerungen, daneben gibt es Porträts, Stillleben und Tiermotive.
Einige der elf Malerinnen und vier Maler, die derzeit in der Künstlergruppe aktiv sind, arbeiten im Atelier, andere tragen ihre Staffelei auch direkt zu ihren Motiven. Ihre Anregungen finden sie bei Stadtspaziergängen, manchmal auch in Zeitungen oder im Internet. »50 bunte Jahre« in der alten Dorfschule weiterlesen

Kiez-Gesichter

Ausstellung in der Helene-Nathan-Bibliothek

Wer sind die Menschen, die uns tagtäglich auf der Straße oder beim Einkaufen begegnen? Wie sind ihre Namen, ihre Geschichten? Diesen Fragen will die Neuköllner Fotografin Gisela Gürtler mit ihrem Projekt »Kiez Gesichter« auf den Grund gehen.

Mit diesem Bild fing alles an.    Foto: mr

Seit 2017 fotografiert sie Menschen aus ihrem Kiez und läßt sich deren Geschichte erzählen. Diese Bilder erlauben einen Blick hinter die Fassaden von alltäglichen Begegnungen, schaffen Nähe und Verbundenheit in der Nachbarschaft. Die »Helene-Nathan-Bibliothek« in den »Neukölln Arcaden« zeigt bis zum 15. Oktober eine Auswahl der Porträts.
Begonnen hat alles im Reuterkiez, wo Gisela Gürtler lebt und arbeitet. Kerstin und André Gerloff in ihrem Fahrrad- und Mopedladen in der Hobrechtstraße waren die ersten, die sie porträtierte und deren Geschichte sie in einem Interview dokumentierte. Beide kannte sie schon länger weil sie ihr Rad dort hatte reparieren lassen. Kiez-Gesichter weiterlesen

Älter geworden! Jung geblieben!

»Theatersport Berlin« – 30 Jahre Impro-Wahnsinn

Gut für Überraschungen: »Theatersport Berlin«. Foto: Jochen Zick

Impro ist alt geworden – und bleibt doch ewig jung. Jedenfalls, wenn man »Theatersport Berlin« erlebt. Seit unglaublichen 30 Jahren bringt das Ensemble den Zauber des Unvorhersehbaren in die Hauptstadt, frisch, frech und voller Spielfreude. 1995 gegründet, war »Theatersport Berlin« die allererste Gruppe, die das Genre des Improvisationstheaters in die Stadt brachte. Heute ist sie längst Kult und doch sprudelt jeder Abend, als wäre es der erste.
Doch was genau passiert da eigentlich? Improtheater ist Theater ohne doppelten Boden. Keine festgelegten Texte, kein starres Drehbuch, keine Probe auf Sicherheit. Stattdessen pure Spontaneität: Szenen, Geschichten und Figuren entstehen direkt auf Zuruf des Publikums. Aus einem einzigen Stichwort entfalten sich Universen, in denen alles möglich ist – tragisch, komisch, absurd, poetisch oder alles zusammen. Zwei Schauspielteams treten gegeneinander an, liefern sich einen fulminanten Schlagabtausch und kämpfen um den wichtigsten Preis überhaupt: Den Applaus des Publikums. Älter geworden! Jung geblieben! weiterlesen

Basteln mit Rolf

Walnussschalenschiff

Ein Schiff aus einer Walnussschale. Dazu brauchte ich eine Walnuss, Zahnstocher, eine feine Säge, eine Fräse (z.B. Dremel) oder Feile, einen feinen Bohrer, einen Bleistift, einen Buntstift, eine scharfe Schere, feinen Zwirn, Heißkleber, feine Well­pappe, weißes Papier und natürlich Lust zum Pfriemeln.
Eine Nusshälfte quer bis zur Nussmitte einsägen, so dass vorn und hinten die Nuss intakt bleibt, aber das Mittelteil entfernt werden kann. Das Innere entfernen. Mit der feinen Fräse/Feile an der spitz zulaufenden Nussseite einen über die Nussnaht erhöhten Bug und an der flacheren Seite gegenüber die »Poop« mit Kapitänskajüte ausarbeiten. Zahnstocher als Masten (s. Bild) ablängen und mit Heißkleber platzieren. Am Bug ein Loch für den Klüverbaum bohren. Aus dem Papier Segel und Fahnen schneiden. Aus zwei 3 mm breiten und circa 20 cm langen, aufgerollten Papierstreifen wurden die »Krähennester«. Alles an die Masten kleben. Aus der Wellpappe entstanden das Heckruder und der Modellständer.
Fragen? rolf(ät)kuk-nk.de

von Neuköllnern für Neuköllner