Gedenken an einen Unbeugsamen

Gedenk- und Informationstafel für Werner Seelenbinder.  Foto: mr

Vor 80 Jahren wurde Werner Seelenbinder ermordet

Am 2. August vor 120 Jahren wurde der Ringer, Kommunist und Widerstandskämpfer Werner Seelenbinder geboren, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Arbeitersportler der Weimarer Republik. Er wurde sechsmal Deutscher Meister, belegte 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin den vierten Platz und gewann 1937 und 1938 jeweils die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften im Ringen. Die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen nutzte Seelenbinder, um für den kommunistischen Widerstand Kontakte ins Ausland zu knüpfen und verbotene Schriften zu schmuggeln. Anfang 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und vom Volksgerichtshof Potsdam wegen »organisierter Vorbereitung zum Hochverrat und landesverräterischer Feindbegünstigung« zum Tode verurteilt. Nach 33 Monaten Haft und Folter wurde er am 24. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Gedenken an einen Unbeugsamen weiterlesen

Die Folgen des Sparens

Von der Haushaltssperre des Senats sind die Bezirke massiv betroffen. Etwa zehn Prozent weniger Geld steht der Verwaltung zur Verfügung. Pikanterweise sind von den Einsparungsmaßnahmen auch Kinder, Jugend und Kultur betroffen. Gerade der Schulbereich war schon zur Coronazeit extrem gebeutelt. Schulschließungen waren an der Tagesordnung. Später wurde dies als Fehler erkannt. Die Folgewirkungen für Kinder und Jugendliche waren dramatisch.
Und nun wird wieder laut über Einsparungen in diesem Bereich geredet. Dazu gehört gehörig viel Mut und Ignoranz denjenigen gegenüber, die sich nicht wehren können. Und eines Tages wird mit Entsetzen über kriminelle Jugendliche berichtet, die möglicherweise bei extremen Gruppierungen mitmischen und gesellschaftlichen Schaden anrichten.
Um das zu verhindern, sollte dort kein Geld gespart werden. Die Rechnung des Sparens wird hoch.

Petra Roß

14 Jahre Kiez und Kneipe

Endlich wieder feiern

Es ist viel passiert seit der Gründung der Kiez und Kneipe Neukölln vor 14 Jahren im Jahr 2010.
Nach einem engagierten Start und gro­ßer Unterstützung der Neuköllner Wirtschaft in Form von Anzeigenschaltungen ist die Kiez und Kneipe heute das einzige Printmedium in Nordneukölln. Wir haben als Redaktion Höhen und Tiefen erlebt, litten wie alle anderen auch während der Coronazeit. Wir mussten jedoch nicht aufgeben.
Neue Arbeitsmethoden haben sich auch bei uns eingeschlichen. Vieles wird heute online erledigt, wir brauchen deshalb auch kein Büro mehr. Nur die Anlieferung der Zeitung stellte ein Problem dar. Da sprang der »Bierbaum3« in der Schillerpromenade ein, der nun die Zeitungen annimmt.
Es liegt nahe, dass wir unseren Geburtstag mit den Lesern und den Anzeigenkunden im »Bierbaum3« feiern.
Wir möchten uns am 16. November ab 18:30 Uhr bei den Anzeigenkunden und unseren Lesern, ohne die es uns nicht gäbe, herzlich bedanken.
Bei leckerem Essen und Musik der Gruppe »Funky Monkey« können gute Gespräche geführt und es darf getanzt werden.
Alle Leser, Unterstützer und Freunde der Kiez und Kneipe sind eingeladen. Mitzubringen ist gute Laune und die Freude, Menschen wiederzutreffen oder neu kennenzulernen.

ro

BVV macht klare Ansagen

Solidarität mit dem »Bajszel« und Ablehnung von Mittelkürzungen

Zwei Jahre hatte das Neuköllner Eisstadion geschlossen, nachdem der TÜV technische Mängel festgestellt hatte. Die Ungeduld unter den Eislauffans wurde immer größer, aber jetzt ist es endlich so weit: Im November können sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die gern Schlittschuh laufen, auf die Eröffnung freuen. Das geht aus der Antwort von Bezirksstadtrat Hannes Rehfeld auf die mündliche Anfrage der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vom 16. Oktober hervor. Inzwischen wurde auch die Prüfung durch den TÜV ohne Beanstandung abgeschlossen. Jetzt muss nur noch die Vereisung beendet werden.
Die BVV hat ihre Solidarität mit der Programmschänke »Bajszel« bekundet, die in den letzten Wochen mehrfach Opfer antisemitischer und antiisraelischer Übergriffe wurde. Darunter war ein Brandanschlag, bei dem Türschlösser verklebt und damit bewusst Tote in Kauf genommen wurden. BVV macht klare Ansagen weiterlesen

Die freiwilligen Retter von Rudow

120 Jahre ehrenamtlicher Einsatz rund um die Uhr!

Rudows Ortsgeschichte währt schon über 650 Jahre. Mit der Eingemeindung 1920 in die Großgemeinde Berlin verschwand viel historische Bausubstanz, doch der ursprüngliche Dorfgemeinschaftscharakter lebt weiter und so auch seine 1904 gegründete Freiwillige Feuerwehr. Sie untersteht der Berliner Berufsfeuerwehr, ist damit gleich gekleidet und ausgerüstet. Nach 1945 sollten alle im ehemaligen Westteil Berlins etablierten Freiwilligen Feuerwehren abgewickelt werden. Das wurde schnell gestoppt, da die Berufsfeuerwehr nicht allein alle an sie gestellten Anforderungen erfüllen konnte.


Am 10. November 2024 wird die FF Rudow 120 Jahre alt und ist damit hier vermutlich die älteste noch immer aktive freiwillige Bürgerwehr. Nicht selbstverständlich ist ihr Typ-A-Status, was einen eigenen Ausrückbereich und Wagenpark bedeutet. Sie agiert aber auch berlinweit und im Umland. Intern wurde schon gefeiert, sogar mit freundschaftlich verbundenen Kameraden aus Lippoldsberg (Wesertal), die extra mit einem Rettungswagen kamen. Erst das 125. Jubiläum wird wieder groß gefeiert. Die freiwilligen Retter von Rudow weiterlesen

Weser im Umbau

Bald längste Berliner Fahrradstraße

Der Umbau der Weserstraße zur künftig längsten Fahrradstraße in Berlin geht voran.
Am 23. Oktober ist der nächste Abschnitt durch den Staatssekretär für Mobilität und Verkehr, Johannes Wieczorek, sowie den Neuköllner Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, Jochen Biedermann. eingeweiht worden. Die restlichen Arbeiten in diesem Bauabschnitt können vor­aussichtlich bis Ende November fertiggestellt werden.
Mit dem Abschluss der Bauarbeiten zwischen der Fuldastraße und der Innstraße wächst der fertige Teil auf nunmehr 1,5 Kilometer.
Im Rahmen des Umbaus der Weserstraße werden auch zahlreiche weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität im Weserkiez durchgeführt. Dazu gehören modale Sperren an der Elbestraße für weniger Durchgangsverkehr sowie die Vergrößerung von Baumscheiben und die Ergänzung fehlender Bäume. Der bisherige Radweg wird dem Gehweg zugeschlagen, so dass mehr Platz für Fußverkehr entsteht.
Mit dem kommenden Bauabschnitt wird die Fahrradstraße bis zum S-Bahnhof Sonnenallee verlängert. Bis 2027 soll die Straße dann auf einer Gesamtlänge von über zwei Kilometern den Bahnhof mit dem Hermannplatz verbinden.
Die Gesamtkosten in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro werden aus SIWANA-Mitteln sowie aus Mitteln des Städtebauförderprogramms »Lebendige Zentren und Quartiere« gefördert.

pm

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllnische Zeitung, Montag, 3.11.1924
Rolltreppe auf dem Untergrundbahnhof Hermannplatz. Gelegentlich der Besichtigung der Londoner Verkehrseinrichtungen durch Berliner Verkehrsleute wurde den technischen Einrichtungen der Londoner Verkehrsgesellschaften besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dazu gehören auch die beweglichen Rolltreppen (Escalatoren), die von dem Direktor der Londoner Untergrundbahn und dem Leiter der Londoner »Otis«=Gesellschaft, der Erbauerin der Treppe, erläutert wurden. Die bewegliche Rolltreppe, die automatisch in die Tiefe fährt und wieder emporsteigt, kommt hauptsächlich für Untergrundbahn=Stationen in Betracht, die großen Personenverkehr aufweisen und bei denen bedeutende Höhendifferenzen in kurzer Zeit überwunden werden müssen. Die Station Hermannplatz der im Bau befindlichen südöstlichen Reststrecke der Nord=Süd=Bahn soll nun eine solche Rolltreppe, an die sich auch die Berliner schnell gewöhnen werden, erhalten. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

125 Jahre Albrecht Dürer-Gymnasium

Eine traditionsreiche Schule feiert Geburtstag

Die Tanzgruppe in Aktion.   Foto: mr

Im Jahre 1899 wurde das Neuköllner Albrecht Dürer-Gymnasium als Oberrealschule gegründet.
An der Bildungseinrichtung, dessen Maskottchen Albrecht Dü­rers berühmtes Nashorn ist, wurden anfangs ausschließlich Jungen unterrichtet, die sich auf mathematisch-technische Berufe und ein naturwissenschaftliches Studium vorbereiteten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg öffnete sich die Schule auch für Mädchen. Heute lernen in dem denkmalgeschützten Gebäude in der Emser Straße 133, das von Neuköllns erstem Stadtbaurat Reinhold Kiehl entworfen wurde, rund 700 Kinder und Jugendliche. 125 Jahre Albrecht Dürer-Gymnasium weiterlesen

Vibrierender Hörstuhl und heißer Kompost

Die Ausstellung »Stadt Natur Mensch« zeigt ganz neue Seiten von Kleingärten

An der Hermannstraße 186 gibt es ein neues Gebäude und viele haben sich schon gefragt, um was es sich dabei handelt. Darin befindet sich das neue Bundeszentrum der Kleingartenvereine Deutschlands. Das allein wäre noch keine große Nachricht. Aber dort gibt es auch eine neue Dauerausstellung mit dem Titel »Stadt Natur Mensch – Kleine Gärten, große Wirkung«.

Spannend auch für Schulklassen.      Foto: pm

Stadt und Natur, das ist für viele Menschen wohl ein Widerspruch. Dass es manchmal in der Stadt sehr viel wilder zugeht als auf dem Land, zeigt nicht zuletzt die Vielfalt der Insekten sehr eindrucksvoll. Warum sie sich in einer Stadt wie Berlin sehr viel wohler fühlen und welche Rolle Gärten dabei spielen, können die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung »Stadt Natur Mensch« anschaulich, interaktiv und sehr lehrreich entdecken. Vibrierender Hörstuhl und heißer Kompost weiterlesen

Jugendbewegung

ALBA engagiert sich in der Gropiusstadt

ALBA Berlin hat in der Gropiusstadt einen neuen Jugendclub eröffnet und bietet kostenfreie Sport- und Bewegungs­möglichkeiten für Kinder und Jugendliche an.
Der Jugendclub Alba Gropiusstadt wird durch die ALBASpross gGmbH, dem freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe von ALBA getragen. Die offenen Sport- und Bewegungs­angebote des neuen Clubs richten sich an Kinder und Jugendliche von 12 bis 18 Jahren. Im Vordergrund stehen Bewegung und die positiven Auswirkungen von gemeinschaftlichem Sport und Spiel. Die Räumlichkeiten und Freiflächen des Clubs stehen kostenfrei zur Verfügung.
Philipp Hickethier, Leiter Bildung und Soziales bei ALBA: »Wir bringen Bewegung dahin, wo die Kinder schon sind. Der neue Jugendclub ist die logische Weiterentwicklung. Wir erweitern hierdurch unser Programm um offene Sport- und Bewegungs­angebote nach der Schule und schaffen einen Anlaufpunkt für alle Jugendlichen im Kiez. Kommt vorbei!« Jugendbewegung weiterlesen

Begegnen, beraten und teilen

Die Warthestraße hat ein neues nachbarschaftliches Zentrum

Während der Verkehr auf der Hermannstraße tobte, fand um die Ecke in der Warthestraße 73 eine Einweihungsveranstaltung statt. Am Nachmittag des 11. Oktober trafen Nachbarn aus dem Schillerkiez, aber insbesondere aus der Warthestraße zusammen, um das neue Stadtteilzentrum »Kiezbegegnung«, dessen Träger die »interkular gGmbh« ist, zu feiern.

Einweihung mit Ballons.      Foto: ro

Es gab internationale kulinarische Köstlichkeiten, Stände mit Kleidertausch, Food­sharing und Siebdruck. Zahlreiche Spielgeräte beschäftigten die Kinder zur Entlastung der Eltern. Eine gute Stimmung verführte die Menschen dazu, lange zu bleiben. Jochen Biedermann, Stadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, eröffnete unter Applaus der Gäste das Stadtteilzentrum. Begegnen, beraten und teilen weiterlesen

Wege zu Mehrweg

Weg mit dem Müll auf der Karl-Marx-Straße

Neukölln hat eine Zero-Waste-Beauftragte samt Team. Müll soll gar nicht erst entstehen oder im Kreislauf wieder zu Rohstoff werden. Bezirk, Senat und Beteiligungsgremium haben ein hehres Ziel – packen wir´s an.
Die Vorstellung von Zero-Waste-Strategien erfolgte Ende September vor dem Rathaus. Auf die Karl-Marx-Straße heruntergebrochen könnte man zum Beispiel, wie in der Müllerstraße mit einigem Erfolg praktiziert, die Verursacher von To-Go-Müll – also Imbisse, Bäckereien und andere direkt ansprechen. Diese sollten auf Mehrweggeschirr umsteigen und zunächst mindestens Abfallbehälter vor ihren Geschäften aufstellen.
Darüber hinaus braucht es eine Änderung des Verpackungsgesetzes zwecks verbindlicher Mehrwegverpflichtung für Anbieter mit Läden auch unter 80 Quadratmetern und wenigen Mitarbeitern. Wege zu Mehrweg weiterlesen

Cichetti, Kassetten, Kohlrabi und Currys

Übernahmen und Wiedereröffnungen in der Reuterkiezgastronomie

Das Bäumchen-wechsel-dich in der hiesigen Gastrolandschaft hat wieder an Dynamik zugelegt. Bock und Personal und Publikum sind noch da, zum Glück.
Experimenteller Musik und/oder belgischen Bieren zugewandte Menschen schätzen die »O Tannenbaum«-Bar des Musikers Pieter Kock, seit 2017 in der Hermannstraße ansässig. Bereits vor einem hal­ben Jahr wurden mit der Weserstraßen-Eckneipe Ecke Tellstraße – zuletzt war hier das »Zum Krokodil« – zusätzliche, größere Räumlichkeiten gefunden. Der Tresen ist gewohnt lang, der Raucherraum verraucht, die unordentliche Mischung aus Einrichtung und Gästen erzeugt einen kreativ-chaotischen Schmelztiegelvibe.

O Tannenbaum. Foto: hlb

Gleich am Eingang bietet mitunter der »Zapa«-Pop-up-Plattenladen rare Vinyle und Musikkassetten(!) abseits des Mainstreams feil und DJs legen Überraschendes auf. Die »Schanki« (»Schankwirtschaft_O_Tannenbaum«) lässt mit Bier, Snacks und harten Sachen den Tannenbaum-Spirit weiterwachsen. Cichetti, Kassetten, Kohlrabi und Currys weiterlesen

Mitmachen, Mitfeiern, Mitgestalten

Aufruf zum Festival »650 Jahre Britz«

Die halbe Welt kennt Neukölln – aber wer kennt Britz? Immerhin 44.000mal würden wir bei dieser Frage »Ich, Ich, Ich!« hören… denn so viele Menschen leben in Britz – dem Stadtteil von Neukölln, der im Jahr 2025 seinen 650. Geburtstag feiert. Grund dafür ist die erste Erwähnung des Ortes Britz im Landbuch Kaiser Karls IV. im Jahre 1375. Und da das Feiern gemeinsam mehr Freude macht, möchten wir mit diesem Aufruf zur aktiven Teilnahme ermutigen.

Der Gutshof – heute Kulturzentrum.   Foto: mr

Erst auf den zweiten Blick entdeckt man in Britz zahlreiche bedeutende Denkmale, Kultur- und Naturstätten. Weltruhm hat unter den verschiedenen Großsiedlungen die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Hufeisensiedlung. Viele kennen zudem den Britzer Garten mit seiner Holländerwindmühle, in der man sich »vermehlen« lassen kann. Doch wer weiß schon, dass in Britz heute wieder Wein angebaut wird und ein Hindutempel neben einem ehemaligen Krankenhaus das Stadtbild quietschbunt einfärbt? Mitmachen, Mitfeiern, Mitgestalten weiterlesen

Von Moosen und Menschen

Ausstellung in der »Galerie im Körnerpark« untersucht die Beziehung von Mensch und Umwelt

Der Mensch vergisst gerne, dass er abhängig ist von seiner Umwelt, ein Lebewesen, das mit anderen in einem Geflecht unendlich vieler Netzwerke verbunden ist. Daran zu erinnern ist die Ausstellung »Every Single Thing That Exists In This Infinite Universe Is Either…« angetreten, die bis zum 26. Februar in der »Galerie im Körnerpark« zu sehen ist.
Die Ausstellung nimmt die Beziehung von Menschen zur natürlichen Umwelt und weiteren Organismen in den Blick. Acht internationale Künstler untersuchen die Stellung des Menschen in der Biosphäre der Erde und wie unsere Neigung, die Welt in binäre Kategorien einzuteilen, unser Verständnis der Beziehungen zwischen den Arten einschränkt.

Hier lässt sich Waldduft erschnüffeln. Foto: mr

Unterschiedliche Perspektiven auf die Verflechtungen des Menschen mit anderen lebenden und nicht lebenden Wesen werden vorgestellt, die zu einem Diskurs über biokulturelle Vielfalt beitragen. Von Moosen und Menschen weiterlesen

Gute Nachrichten von Tasmania

Siegesserie in der Liga – Neukölln-Derby im Pokal

Wahrlich golden präsentierte sich der Oktober in sportlicher Hinsicht für den Neuköllner Oberligisten »SV Tasmania« – und strahlt damit noch in den für gewöhnlich (vom Wetter her) trüben November hinein. Genau genommen begann die Erfolgsserie der Blau-Weiß-Roten dabei schon Ende August (3:0 in Rathenow) – damals war aber längst nicht abzusehen, was sich daraus entwickeln würde. Bis Ende Oktober jedoch war die Bilanz auf sechs Ligasiege in Folge angewachsen.

Kein Spiel ohne Rudelbildung.    Foto: Hagen Nickelé

Da der Kader vor der Saison umgebaut und nicht zuletzt auch verjüngt wurde, konnte damit eigentlich nicht gerechnet werden – doch Tasmania bestand sogar den ultimativen Härtetest gegen den bisherigen Spitzenreiter »BFC Preussen«. Der lag kalt wie Hundeschnauze schon nach einer hal­ben Stunde mit 2:0 vorne und kontrollierte die Führung auch bis über die 60. Spielminute hinaus. Die Neuköllner steckten aber nicht auf und fanden die Lücke zum Anschlusstor, was die bis dato ungeschlagene Nummer eins nach und nach jede Kontrolle verlieren ließ. So trafen die Gastgeber noch kurz vor Ende und in der Nachspielzeit und fuhren am Ende einen 3:2-Sieg ein, der nach Spielende in einem euphorischen Platzsturm einiger Zuschauender gipfelte. Gute Nachrichten von Tasmania weiterlesen

Unendliche Geduld

Fred Haases Einkaufserlebnisse

Es war ein gewöhnlicher Samstagmorgen in Neukölln. Die Sonne mühte sich, durch graue Wolken den Tag zu optimieren, als ich mutig beschloss, meinen Wocheneinkauf bei IDLA zu erledigen.

Illustration: Felina Matzdorf

Durch leichtes Vordrängeln schnappte ich mir einen der letzten Einkaufswagen und kurvte vergnügt wie ein Fahranfänger durch die vollen Gänge. Dabei wurde ich von manchmal verständnisvollen, aber meistens beleidigenden Kommentaren begleitet, unterbrochen von Durchsagen wie: »17 bitte zum Pfandautomaten!«. Meine großen Kopfhörer dämpften diesen Sprachlärm. Ich hörte meinen Lieblingssong in Dauerschleife: »Eisgekühlter Bommerlunder« von den Toten Hosen. Die Produktvielfalt ignorierte ich, kaufte alles, was ein Sonderpreisschild trug, um so meiner ungesunden Ernährung zu frönen.
Nachdem ich es geschafft hatte, meine Einkäufe ungeordnet in den Einkaufswagen zu verstauen, steuerte ich zielstrebig auf die Kassen zu. Drei Kassen waren geöffnet, und ich versuchte, die schnellste Schlange zu finden, da meine beiden Schildkröten zu Hause sicherlich schon sehnsüchtig auf meine Rückkehr warteten. An jeder Kasse standen vier bis sechs Kunden. Unendliche Geduld weiterlesen

Basteln mit Rolf

Blatt-Fuchs

Nun fallen die Blätter. Ahornblätter haben eine schöne Form und lassen sich einfach in Tiergesichter verwandeln. Dazu brauchen wir zwei, wenn möglich schon gepresste Ahornblätter, eine Schere, Klebstoff, Pinsel, Farben und Lust zum Pfriemeln.
Je nach gewünschter Blattfarbe wählen wir die Ahornblattober-, oder -unterseite und malen darauf zum Beispiel ein Fuchsgesicht (s. Foto). Auf die dem Stiel gegenüber liegende Spitze wird so tief wie möglich die Nase des Tieres gemalt und anschließend mit der Schere der überstehende ganz spitze Teil abgeschnitten. Vom zweiten Blatt schneiden wir großzügig zwei Blattspitzen ab, die werden die Ohren des Fuchses, einfach hinter das Gesicht kleben. Je nach Laune kann der Blattstiel entfernt oder belassen werden. Mein Blattstiel bleibt und bekommt einen Faden zum Aufhängen ins Fenster.
Fragen an rolf(at)kuk-nk.de

Petras Tagebuch

Stochern im Dunklen

Es war bereits am frühen Abend, als es anfing zu dämmern. Irgendetwas war anders in der Straße. Ich beachtete das weiter nicht, ich musste mich wohl getäuscht haben. Vielleicht war ich einfach zu müde.
Im Treppenhaus wunderte ich mich, dass die Beleuchtung ausgefallen war. Kann ja mal passieren, so dachte ich.
In meiner Wohnung wollte ich das Flurlicht einschalten. Als es nicht ging, wurde ich wach. Ein Blick auf den Sicherungskasten machte mir klar, dass alles in Ordnung war. Alle Sicherungen standen auf »an«. Beim Rundgang durch die Wohnung stellte ich fest, dass die gesamte Wohnung ohne Strom war. Beim Erfühlen der Temperatur im Kühlschrank spürte ich keinen Unterschied zur Außentemperatur. Ich traute mich nicht, den Tiefkühlschrank zu überprüfen und tröstete mich damit, dass dort so viel Eis bestimmt noch eine Weile kühlt.
In der Nachbarstraße, in der ich das Hinterhaus sehen kann, gab es Licht, aber in unserem Vorderhaus war auch alles finster. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Kein Strom bedeutet kein Computer, keine Heizung, kein Tee, kein Kochen. Ich fing an zu lesen. Lange ging es nicht gut, weil es zu dunkel wurde. Die Kerze, die ich hatte, gab nicht ausreichend Licht.
Ich entschloss mich, auf die Straße zu gehen. Vielleicht treffe ich jemanden. Tatsächlich traf ich einen Nachbarn, der ähnlich überrascht war wie ich. Er bemerkte bereits einige Männer, die sich an einem Starkstromkasten abmühten. Die gesamte Straße hatte keinen Strom. Plötzlich rief uns ein Mann von seinem Balkon zu: »Ab 19 Uhr gibt es wieder Strom!«
Wir gingen zuück in unsere Wohnungen. Um Punkt 19 Uhr gingen die Lichter wieder an.

Dialogwerkstatt bestätigt Volksentscheid

Das Feld bleibt frei!   Foto: bs

Tempelhofer Feld soll unbebaut bleiben

»Nach diesem diskussionsintensiven Wochenende kann es kein Projekt für die Wohnraumbebauung geben, das haben wir einheitlich im Konsens beschlossen«, ist das eindeutige Fazit von Edeltraud Flint. Sie ist eine der 150 anwesenden ausgelosten Berlinerinnen und Berliner für die Dialogwerkstatt zur – vom derzeitigen Berliner Senat gewollten – Randbebauung des Tempelhofer Feldes.
Kritikpunkt der meisten Dialogwilligen war von Beginn an, dass es um das »Wie« und nicht um das »Ob« zur Bebauung des Feldes gehen sollte.
An zwei September-Wochenenden arbeiteten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Informationen,  Vorträge und in Kleingruppenarbeit zu fünf vorgegebenen Themenbereichen: Grünräume, Klima, Natur – Wohnen und Quartier – Gemeinwohl und gesamtstädtische Bedarfe – Möglichkeiten und Freiräume – Nachbarschaften und Vernetzung. Die daraus resultierenden Empfehlungen lauteten eindeutig: keine Bebauung, sondern Weiterentwicklung als Naherholungsgebiet sowie für Sport-, Bildungs- und Kulturangebote. Auch das gegen Ende eingeführte Veto-Recht für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachte den Konsens nicht zum kippen, wofür eine einzige Gegenstimme genügt hätte. Dialogwerkstatt bestätigt Volksentscheid weiterlesen

Problemlösung statt Hetze

Die Stadt ächzt unter dem Klimawandel, Bildung und Pflege sind am Limit, weil nicht genügend Menschen in diesen Berufen arbeiten wollen, die Öffis funktionieren nicht, weil auch hier das Personal fehlt. Die Digitalisierung kommt nicht voran, ebenso wenig wie die Verwaltungsreform.
Aber statt sich mit aller Kraft diesen Problemen zu widmen, geht es vorwiegend um die Abwehr von Migration. Dabei löst das kein einziges Problem.
Es ist nicht trivial, tausende Menschen unterzubringen in einer Stadt, die von massivem Wohnungsmangel betroffen ist, und die Sorgen der Anwohner sollten ernstgenommen werden.
Aber das kann auch in weniger schrillen Tönen verhandelt werden, ohne Hass und rassistische Hetze. Dazu gehört auch, den Blick auf die Chancen zu lenken, die Menschen dieser Gesellschaft bieten können, die die Kraft und den Mut aufgebracht haben, es unter widrigsten Umständen bis hierher zu schaffen.

Marianne Rempe

Barrierefrei, fahrradfreundlich, ökologisch

Umbau des Karl-Marx-Platzes hat begonnen

Das Warten hat ein Ende. Nach etlichen Verzögerungen und Neuplanungen fand am 23. September der erste Spatenstich für eine umfassende Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes statt. Das soll den Platz für Anwohner und Marktbesucher attraktiver machen und die Situation für den Radverkehr verbessern.

Biedermann bei ersten Grabungsarbeiten.    Foto: Stephanus Paarmann

Noch in diesem Winter soll der Umbau der nördlichen Fahrbahn abgeschlossen werden. Danach wird der Radverkehr in beiden Richtungen möglich sein. Weil dafür allerdings eine bestimmte Straßenbreite notwendig ist, entfallen die rund zehn Parkplätze. Auf Wunsch der Anwohner wird die Straße nicht asphaltiert, sondern mit gesägtem Großsteinpflaster gestaltet. So wird sie barrierefrei und fahrradfreundlich, aber trotzdem bleibt der historische Charakter des Platzes gewahrt. Das sei zwar nicht die preiswerteste, dafür aber eine schöne Lösung, sagte Baustadtrat Jochen Biedermann. Barrierefrei, fahrradfreundlich, ökologisch weiterlesen

Ein Abschied und eine Premiere

Kinder- und Jugendarlament bringt sich in der BVV ein

Karin Korte (SPD), als Bezirksstadträtin zuständig für Bildung, Schule, Kultur und Sport, geht ab Oktober in den Ruhestand.

Korte geht.   Foto: mr

Seit Februar 2018 war sie für 30.000 Schülerinnen und Schüler, 60 Schulen, alle Bildungs-, Kultur- und Sport­einrichtungen im Bezirk zuständig. Von 2006 bis 2018 leitete sie das Gemeinschaftshaus in der Gropiusstadt, 2016 kandidierte sie für das Abgeordnetenhaus und gewann mit über 32 Prozent der Stimmen das Direktmandat. Mit Blumen und vielen guten Wünschen wurde sie am 18. September von der Bezirksverordnetenversammlung verabschiedet.
Anschließend ging es in der Tagesordnung mit einer Premiere weiter. In seinem ersten Antrag forderte das Kinder- und Jugendparlament vom Bezirksamt, sich nach Ausstattung, Auslastung und Öffnungszeiten von Schulbibliotheken zu erkundigen. Sollte sich dabei herausstellen, dass es Schulen ohne Bibliotheken gibt, solle sich mit der Schulaufsicht dafür eingesetzt werden, eine solche einzurichten. Zur Begründung heißt es, dass Lesen nicht nur Rechtschreibung und Grammatik verbessere, sondern auch das Vokabular erweitere und Kreativität fördere. Ein Abschied und eine Premiere weiterlesen

Chaos bei Anwohnerversammlung

Bezirksbürgermeister und Sozialsenatorin werden niedergebrüllt

Auf dem Parkplatz am Sangerhauser Weg südlich des Britzer Gartens soll ab 2025 eine modulare Unterkunft für 450 geflüchtete Menschen entstehen. Dafür fallen etwa die Hälfte der Parkplätze weg. Ein Vorhaben, das die Anwohner auf die Palme bringt, weil der Parkplatz vor allem im Sommer und bei großen Veranstaltungen stark genutzt werde. Zudem fühlen sich viele Anwohner bei der Planung, die bereits seit fünf Monaten läuft, übergangen.

Planungsskizze.

In einer Petition mit inzwischen über 6.000 Unterschriften heißt es: »Die geplante Einrichtung eines Containerdorfs für Flüchtlinge im Sangerhauser Weg stört einfach unser Umfeld und gehört dort nicht hin. Unsere Gemeinschaft ist bekannt für ihre grünen Räume und Ruhe, die durch dieses Projekt bedroht sind.«
Am 16. September wollte sich Bezirksbürgermeister Martin Hikel gemeinsam mit Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe und Mark Seibert, Präsident des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), auf dem Festplatz im Britzer Garten den Fragen der Anwohner stellen. Chaos bei Anwohnerversammlung weiterlesen

Neue Ideen für die Umgestaltung des »Herero-Steins«

Zukünftig sollen die Opfer des Genozids im Zentrum des Gedenkens stehen

Seit vielen Jahren wird gegen ein Gedenkensemble auf dem Friedhof am Columbiadamm protestiert, das an die deutschen Kolonialkriege in Namibia erinnert.

So soll es nicht mehr aussehen.    Foto: mr

Als die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Januar letzten Jahres den Beschluss fasste, das Bezirksamt mit der Umgestaltung dieses Ensembles zu beauftragen, hatte sie eigentlich die Entfernung des Steins im Sinn, um »dem Gedenken an die Täter endlich ein Ende zu setzen«, wie es in der Begründung des Antrages heißt.
Auf diesen Beschluss hat das Museum Neukölln mit der Ausstellung »Buried Memories «, reagiert, die ein Dreivierteljahr gezeigt wurde. In einem intensiven Dialog mit der Zivilgesellschaft, an dem auch Aktivisten und Künstler aus Namibia teilnahmen, wurde ein Konzept erarbeitet für den zukünftigen »Umgang mit widerstreitenden Erinnerungskulturen, die sich an dem Stein abarbeiten«, wie es Museumsdirektor Matthias Henkel bei der Vorstellung des Ergebnisses im Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur am 3. September formulierte. Neue Ideen für die Umgestaltung des »Herero-Steins« weiterlesen

650 Jahre Britz in 2025

Der schwierige Stand der Dinge

privater Logoentwurf des Autors

Wann Britz im Ortsteil Neukölln gegründet wurde, ist nicht bekannt. 2025 begeht Britz sein 650. Jubiläum, weil Britz urkundlich im 1375 veröffentlichten Landbuch der Mark Brandenburg des Kaisers Karl IV. erwähnt ist.
Geschichtsinteressierte engagierte Neuköllner finden schon, dass 650 Jahre gedenkenswert sind. 1975, zur 600-Jahrfeier, gab es ein einwöchiges Festprogramm, eine 58-seitige Festschrift mit Grußworten des damals regierenden Bürgermeisters Klaus Schütz und des Bezirksbürgermeisters Richard Stücklen. Sogar eine Silbermedaille wurde deshalb geprägt, die, zur Freude der Numismatiker, statt der Britzer die Rudower Dorfkirche ziert.
Bis Anfang dieses Jahres gab es keine erkennbaren Vorbereitungsaktivitäten seitens des Bezirks. Andreas Schmidt vom Britzer Gesprächskreis fragte beim Bezirk an, ob schon Vorbereitungen zum 650. laufen und ob engagierte Vereine und ehrenamtliche Initiativen mit eingebunden werden könnten. 650 Jahre Britz in 2025 weiterlesen

Der Friedhof Buschkrugallee wird 150

Workshop zur Geschichte bedeutender Grabstätten

Im Jahr 2025 kann Britz das 650-jährige Jubiläum seiner ersten urkundlichen Erwähnung feiern. Ein guter Grund, den Friedhof an der Buschkrug­allee zu erkunden. Der Friedhof wurde zwar erst im 19. Jahrhundert (1875) vom damaligen Rixdorf für seine Bürgerinnen und Bürger angelegt. Er befindet sich jedoch in Britz. Es gibt also Gräber mit Rixdorfer und Britzer Bezug.

Friedhof Buschkrugallee.     Foto: Werner Schmidt

Dies nimmt Werner Schmidt (Mitglied der Freunde Neuköllns e. V.) zum Anlass, einen Workshop zu organisieren. Ziel ist es, die Geschichte bedeutender Grabstätten und der dort bestatteten Personen zu erforschen und zu dokumentieren. Einige Namen und Grabstellen sind offensichtlich in Vergessenheit geraten. Der Friedhof Buschkrugallee wird 150 weiterlesen

Neuköllner Alltägliches

Nachrichten aus Neuköllner Zeitungen vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe

Neuköllner Tageblatt, Mittwoch, 1.10.1924
Ein neues Todesopfer infolge eines verbotenen Eingriffes. In das Krankenhaus Buckow wurde eine Frau R. aus Neukölln eingeliefert, die das Opfer einer „weisen Frau“ geworden ist. Sie konnte leider nicht mehr gerettet werden. Die Leiche wurde beschlagnahmt. Die vielfachen Todesopfer, welche in letzter Zeit infolge verbotenen Eingriffs zu verzeichnen sind, sollten den Frauen zur ernsten Warnung dienen. Neuköllner Alltägliches weiterlesen

Kaffeewette

Hilfe für die Tee- und Wärmestube

Die Tee und Wärmestube Neukölln hofft in diesem Jahr auf 2.500 Euro aus einer Wette mit dem Unternehmen Umweltconsulting Dr. Hoffmann. Dr. Hoffmann hat sich zum inzwischen dritten Mal bereiterklärt, für bis zu 500 gesammelte Pakete Kaffee oder Tee pro Paket fünf Euro zu spenden.
Hintergrund der Wette ist der dringende Spendenbedarf der Tee- und Wärmestube. Benötigt werden insbesondere akut Kaffee und Tee, aber auch haltbare Lebensmittel wie Reis, Nudeln oder Konserven.
Thomas de Vachroi, Landesarmutsbeauftragter der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg EKBO, des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln und des Diakoniewerks Simeon, erklärt dazu: »Menschen mit geringen Einkommen und/oder ohne Obdach werden immer mehr. Die Preissteigerungen verschärfen die Situation zusätzlich. In solchen Zeiten ist Solidarität ein wichtiges Zeichen.« Kaffeewette weiterlesen

Platz schaffen für Neues

Sperrmüll entsorgen an den BSR-Kieztagen

Berlinweit veranstaltet die Berliner Stadtreinigung (BSR) in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bezirksämtern sogenannte »Kieztage«. So auch in Neukölln. An jeweils vier Tagen im Oktober und November finden sie an unterschiedlichen Orten statt. Sie dienen dazu, dass Altes, Kaputtes, Sperriges und nicht mehr Benötig­tes kostenfrei und ohne große Wege entsorgt oder einer anderweitigen Nutzung zugeführt werden kann. Abfälle von Gewerbeleuten oder Firmen werden nicht angenommen.

Symbolbild.   Foto:mr

Das kann abgegeben werden: Altholz, Textilien, Sperrmüll, Elektrogeräte, Matratzen sowie gut Erhaltenes für den »Tausch- und Verschenkmarkt«. Der findet zeitgleich am selben Ort statt, leider aber möglicherweise nicht an allen Terminen. Was noch gut erhalten und funktionsfähig ist und hier keinen neuen Besitzer findet, landet dann in der »NochMall«, dem BSR-Gebrauchtwarenkaufhaus (Auguste-Viktoria-Allee 99 in Reinickendorf) oder anderen Re-Use-Einrichtungen. Nicht angenommen werden Altreifen, Farben und Lacke, Batterien, kontaminiertes Holz, Bauschutt und Altmedikamente; diese sollten gegebenenfalls zum Recyclinghof gebracht werden, zum Beispiel zum Recyclinghof Gradestraße 73 in Neukölln. Platz schaffen für Neues weiterlesen

Kentucky schreit Fi*ken

Frittierte Hühnerteile allerorten

Viele mögen kein Pferd oder Insekten essen, bei etlichen ist Schweinefleisch verpönt oder verboten, anderswo lässt man die Kuh in Ruh. Auf eines können sich aber offenbar alle einigen, so sie überhaupt Fleischliches zu sich nehmen: Hühner. In unermesslichen Mengen werden die Geflügeltiere weltweit verspeist, über 72 Milliarden werden angeblich jedes Jahr geschlachtet, zumeist nicht zimperlich. Ein Huhn benötigt eben »nur« 1,6 Kilogramm Futter, um ein Kilogramm Fleisch zu »produzieren«, und fettarm sei es.

ICH wollt ich wär kein Huhn.    Foto: hlb

In Trashfoodketten wie »KFC« gibt es Hühner seit Jahrzehnten burger- und eimerweise, Broiler waren nicht nur im Osten oder Wienerwald der Hit, in Schnitzelform werden sie gar in Toaster gesteckt. Nichts Besonderes also, könnte man meinen. Auch in unseren Kiezen begegnen wir an allen Ecken vielfach arabisch geführten Läden namens City, Risa oder Loco Chicken, Hühnerhäusern und -welten. Auch in der asiatischen, afrikanischen oder amerikanischen Gastronomie – überall gehört das Federvieh dazu.

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Vier & Vierzig

Neue Drinks und mehr in der Weserstraße«

Uns interessiert, was junge Menschen motiviert, im Bezirk Neukölln etwas Innovatives zu schaffen. Im April 2024 eröffnete in der Weserstraße 43 die Bar »Vier & Vierzig«. Ich traf die beiden Inhaber Karl und Max zum Interview.

Zwei Brüder am Glas.     Foto: Angelika San Nicolas

K&K: Welchen Bezug habt ihr beide zum Bezirk Neukölln?
Karl & Max: Wir sind in Neukölln großgeworden, sind hier zur Schule gegangen, unsere Eltern und auch wir wohnen nach wie vor hier und fühlen uns im Bezirk sehr wohl, er ist unser Zuhause.
K&K: Was motiviert euch und wie ist die Idee entstanden, eine Bar zu eröffnen?
Max: Ich habe Architektur studiert und bin jetzt Projektleiter in der Berliner Verwaltung. Wir beide managen die Bar nebenberuflich. Da wir hier aufgewachsen sind, haben wir die Entwicklung von Neukölln unmittelbar mitbekommen. Die Weserstraße hatte früher keinen guten Ruf, hat sich aber innerhalb der letzten 20 Jahre unter anderem zu einer Ausgehmeile entwickelt. Das finden wir positiv, da Neukölln so auch bundesweit positive Schlagzeilen machen kann. Die Mischung von Galerien, Modelabels, Kneipen und Spätis steigert die Wohn- und Lebensqualität Neuköllns und ist ebenfalls für Berlinbesucher attraktiv. Vier & Vierzig weiterlesen

Rekord auf dem Fruchthof

Finks Marktplatz für einen Tag

Maßgeblich organisierten zwei Personen ein Event, das durchaus beeindruckend war. Anlässlich des 75. Jubiläums des Fruchthofes sollte der bestehende Rekord im Obstsalatschnippeln im Guinness Buch der Weltrekorde gebrochen werden. Hierfür war der Geschäftsführer des Fruchthofes Nils Doerwald zuständig.
Der erfahrene Neuköllner Marktbetreiber Nikolaus Fink organisierte auf dem Parkplatz des Fruchthofes einen Markt mit 45 Händlern, die ihre Waren anboten.
Eine Marktbühne, die den ganzen Tag bespielt wurde, sorgte für Unterhaltung und Information der 5.000 bis 7.000 Besucher.

Das große Schnippeln.     Foto:mr

Der Weltrekord im Obstsalatschnippeln lag bisher bei 10,35 Tonnen und wurde in Frankreich erzielt. 415 Schnippler hatten sich ehrenamtlich am Obstschnippeln beteiligt, 100 Personen konnten gleichzeitig an einer langen Tafel in den Räumlichkeiten des Fruchthofes schneiden. In Arbeitsschichten von vier bis fünf Stunden arbeiteten sie, um den bestehenden Rekord zu brechen. Selbst Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) zog sich den Plastikkittel an und setzte sich das weiße Häubchen auf, um Obst zu schneiden, aber sicherlich keine vier Stunden.
Am Nachmittag war es geschafft. 11,79 Tonnen Obst war zerkleinert worden. Ein neuer Weltrekord.
Diese unvorstellbare Menge konnte in dieser Form nicht unter die Menschheit gebracht werden. Also haben die Macher eine elgante Problemlösung gefunden: »Florida-Eis« will die Früchte in seinem Eis verarbeiten und zum Verkauf anbieten. Die Bäckerei »Walf« bot an, Fruchtaufstrich herzustellen. Beide Firmen werden den Erlös der »Berliner Tafel« spenden. Rekord auf dem Fruchthof weiterlesen

»Denk Mal Jahn«

Das Museum Neukölln wirft einen neuen Blick auf das Denkmal in der Hasenheide

Nach dem »Hererostein« nimmt das Museum Neukölln ein weiteres umstrittenes Denkmal in den Blick. »Denk Mal Jahn« heißt die neue Ausstellung, die bis zum 9. Mai 2025 läuft.

Kann das weg ?      Foto: mr

Ein Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung aus dem Jahr 2023 stellt das Denkmal, das 1872 in der Hasenheide zu Ehren des »Turnvaters« errichtet wurde, grundsätzlich in Frage. Auch eine komplette Entfernung dürfe kein Tabu sein. In der Begründung heißt es: »Mit Friedrich Jahn wird an herausragender Stelle im öffentlichen Raum ein Antisemit, Nationalist, Antidemokrat, Militarist und Antifeminist geehrt.«
Museumsdirektor Matthias Henkel warb für eine etwas differenziertere Herangehensweise. Jahn war ein Kind seiner Zeit, erklärte er, geprägt durch die napoleonischen Kriege und die französische Besatzung, die beginnende Industrialisierung und den Kampf um die Einheit und Unabhängigkeit Deutschlands, der in der Revolution von 1848 gipfelte. »Denk Mal Jahn« weiterlesen

Mit dem Ufo in Neukölln

Abenteuer eines Außerirdischen von Fred Haase

Ein sonniger Frühlingstag in Berlin-Neukölln. Buschko, der Außerirdische vom Planeten Brixbururi, landet in seinem schimmernden UFO. Er ist ein großer Teddybär-Typ mit drei Augen und langen Beinen. Der silbrig glänzende Schalk-Revers-Anzug aus Nylon, Dacron und Mylar steht im Paradox zu seiner blauen Haut. An seinem Gürtel aus Rhodium mit Strahlenwarnzeichen hängen als Accessoires Kabel und Stecker.

Illustration: Felina Matzdorf

Er hat eine Mission: Neukölln und seine Leute zu erforschen. Nach ewiger Parkplatzsuche landet er sein Raumschiff seufzend im Halteverbot und staunt sofort über die Vielfalt und Aktivität der Menschen im angrenzenden Park. Einige rennen herum, drei Männlinge laufen schwitzend an Stöcken durch den Park, sechs streiten um eine rollende Kugel. Die aufgedruckten Namensschilder auf ihrer Kleidung verraten ihre Namen: Adidas oder Puma. Andere Erdlinge führen beim Gehen Selbstgespräche oder starren auf Geräte in ihrer Hand.
Buschko wundert sich über die Dekoration der Rasenflächen – Plastikflaschen, Papiertüten, Einweggrills. Es erinnert ihn an das 3,26 Quadratmeter große Gemälde, Boomerstil mit Leimöl auf Ton, das »PISA-TEST« heißt und im Museum »Quarks Schöpfergeist« auf Brixbururi hängt. Mit dem Ufo in Neukölln weiterlesen

Basteln mit Rolf

Halloween-Vampir

Ende Oktober feiern einige wieder Halloween. Dazu passt vielleicht dieser Vampir. Gebraucht wird eine Toilettenrolle, schwarzes Tonpapier, eine Büroklammer, eine Schere, ein Bleistift, Farbstifte, (Heiß)Kleber, ein Seitenschneider, eine Zange und natürlich Lust zum Pfriemeln.
Ein Ende der Toilettenrolle wird so eingedrückt, dass das die offene Rolle verschließt und dabei zwei »Ohren« Spitzen stehen bleiben. Der untere Rollenabschnitt wird so beschnitten, dass neben zwei Beinen auch noch ein (Vampir)-Körper übrig bleibt. Mit dem Seitenschneider und der Zange gestalten wir aus der Büroklammer zwei Haken, die erlauben es, das Tier kopfüber aufzuhängen. Das Tonpapier wird mittig gefaltet und mit dem Bleistift ein Fledermausflügel gemalt und ausgeschnitten. Beim Auseinanderfalten gibt es ein identisches Flügelpaar, das mit (Heiß)Kleber an den Körper geklebt wird. Ebenfalls mit Kleber werden die Haken an den Beinen befestigt. Augen und Maul können nun je nach Lust und Laune gestaltet werden.
Fragen: rolf(ät)kuk-nk.de

Zauber der Orgelpfeifen

Die Königin der Instrumente live erleben

Eine Orgel besteht aus Pfeifen, durch diese wird Luft geblasen und so ein Ton erzeugt. Früher wurde die Luft mit einem Blasebalg erzeugt, heute geschieht dies elektrisch. Große Kirchenorgeln können bis zu 5.000 verschiedene Pfeifen enthalten.

Kantorin Arisa Ishibashi.   Foto: mr

Gespielt werden diese über Manuale, das sind Tastaturen wie beim Klavier. Zwei bis drei Manuale übereinander werden von den Händen und eines von den Füßen bespielt.

Orgelprospekt der Philipp-Melanchthon-Kirche.    Foto:pm

Im Jahr 2017 wurde die Orgelmusik und der Orgelbau durch die UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt.
In Berlin stehen viele Orgeln der Firma »Schuke«, die 1894 in Werder/Havel gegründet wurde und jetzt ihr 130jähriges Jubiläum feiert. 1960 wurde von einem Sohn die Firma »Schuke« in Westberlin gegründet. In weiser Voraussicht, denn die Firma in Werder wurde von der damaligen DDR verstaatlicht, inzwischen aber wieder privatisiert. Zauber der Orgelpfeifen weiterlesen

von Neuköllnern für Neuköllner