Gedenkort für einen ungelösten Fall

Ein Mahnmal soll an die Ermordung von Burak Bektas erinnern

Vier Jahre ist es inzwischen her, dass Burak Bektas auf offener Straße von einem Unbekannten erschossen wurde. Zwei seiner Freunde überlebten lebensgefährlich verletzt. Der Täter hatte sich der Gruppe von fünf jungen Männern, die sich am 5. April 2012 an der Rudower Straße getroffen hatten, genähert und völlig unvermittelt und wortlos geschossen. Von ihm fehlt laut den ermittelnden Berliner Behörden nach wie vor jede Spur.

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Demo gegen das Vergessen.                                                                                                                                                Foto: mr

»Für die Familie und Freunde bedeutet der schreckliche Mord bis heute Schmerz, Trauer und Wut«, sagt Ralf Fischinger, Sprecher der 2012 gegründeten Initiative für die Aufklärung des Mordes, die mit regelmäßigen Demonstrationen die Erinnerung an Burak Bektas wachhalten und die ermittelnden Behörden unter Druck setzen will.
Jetzt plant die Initiative gemeinsam mit der Familie einen Gedenkort in der Nähe des Tatorts an der Rudower Straße Ecke Laubsängerweg. Es handelt sich um eine kleine, unbebaute Grünfläche, deren Eigentümer der Bezirk Neukölln ist. Das Konzept, das sie in der Sitzung des Integrationsausschusses am 26. Mai vorstellte, sieht im Zentrum des Gedenk­ortes eine spiralförmige Skulptur vor, die oben sieben in sich gedrehte »Finger« hat. »Spiralen sind eine universelle Form, sie bedeuten Leben, und die Zahl Sieben hat seit vielen Tausend Jahren eine besondere Stellung in vielen Kulturen und in den verschiedenen Religionen« erklärt die Kreuzberger Künstlerin Zeynep Delibalta ihren Entwurf, den sie »Algorithmus für Burak und ähnliche Fälle« genannt hat.
Konzipiert ist einerseits ein Ort des öffentlichen Gedenkens für die Angehörigen und Freunde des Ermordeten, gleichzeitig aber auch ein Lernort, der auf weitere nicht aufgeklärte Morde an Migranten hinweist und den alltäglichen Rassismus, dem Menschen mit Migrationsgeschichte auch in Neukölln ausgesetzt sind, thematisiert.
Die Initiative rechnet mit Kosten von rund 25.000 Euro, die über Spenden sowie Gelder aus Stiftungen und Projektfonds aufgebracht werden sollen. Bis 2018, dem 6. Todestag von Burak Bektas, soll alles fertig sein.
Politische Unterstützung erhält das Projekt auch aus der Politik. Die Bezirksverordnetenversammlung hatte in ihrer Sitzung vom 11. Mai bereits die Errichtung eines solchen Gedenkortes begrüßt. Lediglich die CDU sprach sich dagegen aus. Auch Bildungsstadtrat Jan Christopher Rämer äußerte sich im Ausschuss positiv. Ein Ort für antirassistische Bildung sei sehr zu begrüßen, sagte er. Er wies allerdings darauf hin, dass noch ungeklärt sei, wer die Kosten für die Pflege und Instandhaltung tragen soll.

mr